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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight
Autoren: Lynda Hilburn
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umklammerte die Armlehnen meines Sessels so fest, dass meine Fingerknöchel noch weißer hervortraten als sonst.
    »Das ist ein ganz eindrucksvoller Partytrick. Sind Sie Gedankenleser? Hellseher?« Ich hörte mich hitziger an, als ich vorgehabt hatte.
    Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich habe noch niemals so auf einen Patienten reagiert – nie. Ich war noch nie wütend auf einenPatienten. Ich habe mich noch nie von einem Patienten so angezogen gefühlt. Das ist einfach unnatürlich!
    »
Sie sind ärgerlich. Ich muss mich noch einmal entschuldigen, weil ich Sie verstört habe. Es liegt in meiner Natur, die Gedanken anderer lesen und ihre Emotionen spüren zu können. So ist es für mich immer gewesen, schon bevor ich in die Dunkelheit wiedergeboren wurde. Ich kann nichts anderes sein als das, was ich bin. Alle Vampire sind telepathisch begabt, aber nicht alle sind es so sehr wie ich – es ist eine meiner Gaben. Ich kann Ihnen beibringen, Ihre Gedanken abzuschirmen, wenn Sie es wünschen.«
    »Können Sie auch einfach draußen bleiben?«, wollte ich wissen, sehr viel lauter, als ich geplant hatte. Ich konnte nicht behaupten, dass ich ihm wirklich geglaubt hätte, er habe meine Gedanken gelesen, weil das ganz einfach nicht möglich war. Aber ich musste zugeben, dass ich nicht erklären konnte, woher er so genau wusste, was ich gedacht hatte. Und es machte mich nervös, dass mir keine Erklärung einfiel.
    Er lächelte und neigte wieder den Kopf.
    »Bei den Gedanken der meisten Menschen gibt es wenig, das mich anzöge. Ihr Geist ist mit alltäglichen, trivialen Details gefüllt, und ich kann die Aufmerksamkeit mühelos auf etwas anderes richten. Aber Ihr Geist ist sehr machtvoll, und Sie verfügen über eigene Fähigkeiten, die Sie noch nicht anerkannt haben. All das ist für mich sehr reizvoll. Aber ich werde mein Möglichstes tun, mich aus Ihren Gedanken fernzuhalten.«
    »Danke«, entgegnete ich im Aufstehen.
Was für Fähigkeiten?
»Wir müssen das hier jetzt unterbrechen.«
    Er stand ebenfalls auf und lächelte mir zu. »Ja, natürlich. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Langmut. Midnight hegt große Achtung für Sie, und ich bin froh, dass sie auch weiterhin Zeit mitIhnen verbringen wird. Sie hat Ihnen höchstwahrscheinlich erzählt, dass sie sich mit einem anderen Vampir zusammengetan hat, den sie in meinem Club kennenlernte. Diese … Person … ist gefährlich, und ich wünsche, die Beziehung zu unterbinden. Midnight ist sehr ungehalten über mich, aber in dieser Sache muss ich fest bleiben. Ich hoffe, Sie werden mir darin zustimmen, wenn Sie mehr über ihn erfahren. Vielleicht hört sie auf uns beide gemeinsam.«
    Seine Ausdrucksweise ist wirklich interessant. Ich habe das Gefühl, in eine Zeitschleife geraten zu sein. Oder in eine Episode von
Dark Shadows.
    Es gab eine Menge Fragen, die ich ihm gern gestellt hätte, nachdem er jetzt auf Midnight zu sprechen gekommen war, aber ich wollte ihn nicht ermutigen und auch ihr Vertrauen nicht missbrauchen, also sorgte ich dafür, dass mein Gesichtsausdruck höflich und nichtssagend blieb, und sagte nichts dazu.
    »Habe ich Ihre Erlaubnis, wieder vorbeizukommen und Sie zu besuchen?«
    Ah, der Möchtegernvampir klopft ans Fenster und will hereingelassen werden!
    »
Gibt es etwas, worüber Sie mit einem Therapeuten sprechen wollen? Denn ich glaube klargestellt zu haben, dass ich mit Ihnen nicht über Midnight reden kann, und deshalb wäre es vielleicht besser, wenn ich Ihnen einen Kollegen von mir empfehle.«
    »Es gibt viele Dinge, über die ich sprechen möchte, aber nur mit Ihnen. Würden Sie einmal in meinen Club kommen – als mein Gast?«, fragte er; seine Stimme klang jetzt wieder glatt und samtig. »Sie hätten Gelegenheit, die Welt kennenzulernen, in der Midnight lebt.«
    Was hatte es mit dieser Stimme nur auf sich? Warum veranlasste sie mich, all diese sehr therapeutinnenuntypischen Gedankenzu hegen? Ich zog mein professionelles Gehabe um mich wie einen Schutzmantel. »Ich fürchte sehr, dass das nicht ganz angebracht wäre, aber ich danke Ihnen für die freundliche Einladung. Und sollten Sie zu dem Schluss kommen, dass Sie doch mit einem Therapeuten sprechen wollen, wird es mir ein Vergnügen sein, Ihnen jemanden zu empfehlen.«
    Ich brachte ihn ins Wartezimmer hinaus, und er wandte sich mir zu, hob meine Hand und küsste sie, wobei seine Lippen einen Moment länger liegen blieben als unbedingt nötig. Sein türkisfarbener Blick hielt meinen fest.
    »Bitte
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