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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung
Autoren: Grafton,Sue
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er besser kannte als ich. Ich lugte über die Schulter und starrte in die Finsternis, wo mir das runde Lichterpaar seiner Scheinwerfer plötzlich entgegenblickte. Aus irgendeinem Grund hatte er gewendet und den Pick-up neben der Straße abgestellt, die Motorhaube zum Highway gewandt. Ich sah, wie die Scheinwerfer ausgingen. Kurz darauf bemerkte ich rechts von der vierspurigen Asphaltbahn einen dünnen Lichtschein. Was trieb er hier draußen? Wollte er die Mordwaffe vergraben? Sie ausgraben und woanders verstecken? Aber warum sollte er dieses Risiko eingehen? Ganz einfach. Er wusste, dass die Ermittler aus dem Sheriffbüro da gewesen und wieder gegangen waren. Außerdem wusste er, dass sie am nächsten Morgen zurückkehren und die Suche wieder aufnehmen würden. Todd Chilton hatte das Gelände beschrieben, das seine Leute abgedeckt hatten. Wenn die Waffe dort draußen lag, konnte Cornell sie entweder in einen Bereich bringen, den sie bereits abgesucht hatten, oder sie aus einem Geländestück entfernen, das noch durchkämmt werden sollte. Aber warum sollte das Montiereisen überhaupt hier draußen liegen? Weil er das verdammte Teil nicht in der Nähe seines Hauses haben wollte? Weil er nicht genug Zeit gehabt hatte, um es woanders loszuwerden? Was auch immer er im Schilde führte, er war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass dies seine einzige Gelegenheit zu handeln war.
    Ich griff nach oben, nahm die Abdeckung von der Innenbeleuchtung und schraubte das Birnchen heraus. Dann stieg ich aus und drückte die Tür zu, ohne sie ins Schloss klicken zu lassen. Ich ging nach hinten und öffnete den Kofferraum. Die Kofferraumbeleuchtung machte mir keine Sorgen, da nichts an der Hinterseite von Dolans Wagen funktionierte, die Rücklichter eingeschlossen.
    Ich tastete die finstere Höhlung ab, bis ich Dolans Smith & Wesson spürte, die ordentlich in ihrem Halfter verstaut war. Nachdem ich Pistole und Halfter herausgenommen hatte, drückte ich den Kofferraumdeckel leise wieder zu und kehrte zum Fahrersitz zurück. Mit angelehnter Wagentür setzte ich mich hinters Lenkrad und kramte so lange in meiner Tasche, bis ich meine kleine Taschenlampe gefunden hatte. Ich schaltete sie an, legte sie auf den Beifahrersitz und achtete darauf, meine Inspektion unterhalb des Armaturenbretts durchzuführen. Dolans Dienstwaffe war eine 9 Millimeter Parabellum mit einem Ladestreifen, der fünfzehn Schuss enthielt. Ich drückte auf den Knopf, der den Ladestreifen freigab, überprüfte das Magazin – es war vollständig geladen – und schob es wieder hinein. Dann zog ich den Schieber zurück, ließ ihn wieder los und vergewisserte mich, dass die Waffe gesichert war. Ich schätzte das Gewicht der Pistole ab. Sie musste etwa achthundert Gramm wiegen und wirkte sperrig in einer so kleinen Hand wie meiner. Aber wenigstens hatte ich eine Kanone, nicht wahr?
    Ich zog die Jacke aus. Dolans Schulterhalfter hatte einen Klettverschluss und einen ledernen Schultergurt, den ich verkürzte und unter dem linken Arm festmachte, die Pistole sicher an Ort und Stelle verstaut. Dann schlüpfte ich wieder in die Jacke und zupfte sie vorne zurecht, bis sie flach anlag. Dabei behielt ich mit einem Auge den Rückspiegel im Blick und wartete auf eine Unterbrechung im Verkehrsfluss. Sowie die Straße in beiden Richtungen frei war, wendete ich in weitem Bogen, überquerte den Highway und fuhr auf der anderen Straßenseite an den Rand. Dort rollte ich im Schritttempo entlang, bis ich eine Stelle fand, die wenigstens ein Minimum an Deckung bot. Der Wagen stand nun nach Creosote statt nach Quorum ausgerichtet auf derselben Straßenseite, wo auch die Einfahrt zum Tuley-Belle lag. Cornell werkelte irgendwo rechts von mir vor sich hin, obwohl ich ihn von meinem Standort aus eigentlich gar nicht sehen konnte.
    Ich stellte den Motor ab, steckte die Schlüssel in die Jackentasche und stieg aus. Ich hatte nicht vor, etwas Unüberlegtes zu tun. Ich würde weder versuchen, den Kerl zu überwältigen, noch eine zivile Festnahme vorzunehmen. Ich wollte lediglich sehen, was er im Schilde führte, dann würde ich mich zum Auto zurückschleichen und davonfahren. Hätte es allerdings irgendwo im Umkreis von fünf Kilometern ein Telefon gegeben, hätte ich meinen Plan fallen lassen, im Sheriffbüro angerufen und Cornell den zuständigen Stellen überlassen.
    Die Polizei hatte den Eingang zu dem verlassenen Gelände mit leuchtend orangeroten Plastikkegeln und einem aufgebockten Schild
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