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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht
Autoren: Sue Grafton
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sagen.«
    Ich musterte sie einen Augenblick und unterzog das Gespräch meinem Testprogramm für Ungereimtheiten, um festzustellen, was hängenblieb. Mir kam nichts davon abwegig vor, aber ich begriff immer noch nicht, was sie wollte. »Glauben Sie, dass irgend etwas an Toms Tod verdächtig ist?«
    Die Frage schien sie zu verblüffen. »Ganz und gar nicht«, erwiderte sie, »aber er hat über irgend etwas nachgegrübelt, und ich will wissen, was das war. Ich weiß, das klingt vage, aber es läßt mir keine Ruhe, wenn ich daran denke, dass er mir etwas verschwiegen hat, das ihn offenbar so stark belastet hat. Ich bin ihm eine gute Ehefrau gewesen, und ich will nicht im ungewissen bleiben, jetzt, wo er gestorben ist.«
    »Was ist mit seinen persönlichen Sachen? Haben Sie die durchsucht?«
    »Der Leichenbeschauer hat mir die Gegenstände gegeben, die Tom bei sich hatte, als er starb, aber das war nur das Übliche. Uhr, Brieftasche, etwas Kleingeld in der Hosentasche und sein Ehering.«
    »Und was ist mit seinem Schreibtisch? Hat er hier im Haus ein Arbeitszimmer gehabt?«
    »Ja, schon, aber da wüßte ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. Sein Schreibtisch ist ein einziges Chaos. Überall stapeln sich Papiere. Es könnte ganz offen vor mir liegen, was auch immer es ist. Ich kann mich nicht dazu überwinden nachzusehen, ich kann die Sache aber auch nicht ruhen lassen.
    Damit würde ich Sie gern beauftragen ... dass Sie versuchen herauszufinden, was ihn so beunruhigt hat.« Ich zögerte. »Versuchen kann ich es. Aber es würde mir weiterhelfen, wenn Sie sich etwas konkreter äußern würden. Sie haben mir nicht viele Anhaltspunkte gegeben.«
    Seimas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich habe mir das Hirn zermartert und habe trotzdem keine Ahnung. Bitte tun Sie einfach irgendwas. Ich kann sein Arbeitszimmer nicht einmal betreten, ohne mich in Tränen aufzulösen.«
    O Mann, das hatte mir gerade noch gefehlt - ein Auftrag, der nicht nur unklar war, sondern mir auch noch aussichtslos erschien. Ich hätte mich auf der Stelle davonmachen sollen, doch ich tat es nicht. Was ich noch sehr bedauern sollte.

3
    Gegen Ende meines Besuchs bei ihr schien das Valium zu wirken, und sie nahm sich zusammen. Irgendwie schaffte sie es, in erstaunlich kurzer Zeit auf die Beine zu kommen. Ich wartete im Wohnzimmer, während sie duschte und sich anzog. Als sie eine halbe Stunde später wiederkam, erklärte sie, sich fast wie neugeboren zu fühlen. Ich staunte über ihre Verwandlung. Frisch geschminkt strahlte sie mehr Selbstvertrauen aus, obwohl sie immer noch häufig mit erhobener Hand sprach, um ihren Mund zu verbergen. Während der nächsten zwanzig Minuten diskutierten wir das Geschäftliche und einigten uns schließlich auf eine Lösung. Mittlerweile stand fest, dass Selma Newquist sich durchzusetzen wußte. Sie griff nach dem Telefon und buchte mir mit einem einzigen Anruf nicht nur eine Unterkunft, sondern setzte auch noch eine Ermäßigung von zehn Prozent auf den bereits gesenkten Preis der Nebensaison durch.
    Ich fuhr um zwei Uhr nachmittags bei Selma weg und machte lange genug im Ort halt, um meine gewohnte Junk-food-Ernährung durch eine Portion Fish and Chips von Capt'n Jack und eine große Cola zu ergänzen. Danach war es an der Zeit, ins Motel zu gehen. Es sah ganz danach aus, als würde ich Nota Lake frühestens übermorgen wieder verlassen. Das Motel, das Selma mir gebucht hatte, hieß Nota Lake Cabins und bestand aus zehn rustikalen Hütten auf einem waldigen Grundstück, direkt neben der Hauptdurchgangsstraße etwa neun Kilometer außerhalb der Stadt. Toms verwitwete Schwester Cecilia Boden war Besitzerin und Geschäfts führerin der Anlage. Als ich in den Parkplatz einbog, merkte ich, dass die Gegend für meinen Geschmack etwas zu abgelegen war. Ich bin im Tiefsten meines Herzens ein Stadtmensch und fühle mich umgeben von Restaurants, Banken, Schnapsläden und Kinos eigentlich am wohlsten. Da Selma für mich bezahlte, wollte ich keinen Protest einlegen, und offen gestanden sahen die Fassaden aus rohen Baumstämmen auch interessanter aus als die Motels im Ortskern. Schön blöd von mir.
    Cecilia telefonierte gerade, als ich hereinkam. Ich schätzte sie auf sechzig, doch sie war so klein und kurvenlos wie ein zehnjähriges Mädchen. Sie trug ein rotkariertes Flanellhemd, das sie in dunkle, steife Blue jeans gesteckt hatte. Einen nennenswerten Po besaß sie nicht, hinten war lediglich eine flache Ebene. Ich wünschte jetzt
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