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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren
Autoren: Sue Grafton
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billigen Redwoodmöbeln gleicht. Dazu macht sie raffinierte Sachen mit einem Augenbrauenstift, die ihre Augen klein und argwöhnisch erscheinen lassen.
    Als Nikki an diesem Abend eintraf, überblickte sie erst einmal zögernd das Lokal. Dann entdeckte sie mich und kam zwischen den leeren Tischen hindurch zu der Nische, wo ich immer sitze. Sie rutschte auf den Platz mir gegenüber und schlüpfte aus ihrer Jacke. Rosie schlenderte herbei und musterte Nikki mit Unbehagen. Rosie ist überzeugt daß ich mit Mafiatypen und Drogenfreaks verkehre, und wahrscheinlich versuchte sie festzustellen, in welche Kategorie Nikki Fife paßte.
    »Ihr wollt also was essen, oder wie?« kam Rosie gleich zur Sache.
    Ich warf Nikki einen Blick zu. »Hatten Sie schon Abendbrot?«
    Sie schüttelte den Kopf. Rosies Augen wanderten von Nikki zu mir, als müßte ich für eine Taubstumme dolmetschen.
    »Was gibt’s denn heute abend?«
    »Ich hab Gulasch. Gewürfeltes Kalbfleisch, massig Zwiebeln, Paprika, Tomatenpüree. Das schmeckt. Da schnallst du ab. Es ist der beste Schmortopf, den ich mache. Henrys Brötchen und alles, und ‘ne Platte mit gutem Weichkäse und ‘n paar Gurken bringe ich auch noch.«
    Sie notierte schon die Bestellung, während sie sprach, so daß es keiner besonderen Zustimmung von unserer Seite bedurfte. »Dazu trinkt ihr Wein. Ich such den passenden aus.«
    Als Rosie fort war, gab ich die Informationen über den Mord an Libby Glass weiter, die ich den Akten entnommen hatte, einschließlich der Telefongespräche, die zu Laurences Privatanschluß zurückverfolgt worden waren.
    »Wußten Sie von ihr?«
    Nikki schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar den Namen gehört, aber nur durch meinen Anwalt, glaube ich, irgendwann während des Prozesses. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, um was es ging.«
    »Sie haben Laurence nie von ihr sprechen hören? Niemals ihren Namen irgendwo gesehen?«
    »Keine kleinen Liebesbriefe, falls Sie das meinen. In diesen Dingen war er peinlich genau. Er wurde mal in einer Scheidungsklage namentlich als Verfasser einiger Briefe genannt, und seitdem hat er Persönliches nur selten zu Papier gebracht. Ich wußte meistens, wenn er mit jemand was hatte, aber nie anhand von mysteriösen Zetteln, die er liegen ließ, oder Telefonnummern auf Streichholzschachteln und dergleichen.«
    Darüber dachte ich einen Augenblick nach. »Aber was ist mit Telefonrechnungen? Warum ließ er die herumliegen?«
    »Hat er nicht getan«, sagte Nikki. »Alle Rechnungen gingen an die Treuhandgesellschaft in Los Angeles.«
    »Und Libby Glass hat die Bücher betreut?«
    »Es scheint so.«
    »Dann hat er sie vielleicht geschäftlich angerufen.«
    Nikki zuckte mit den Achseln. Sie war etwas weniger abwesend als beim erstenmal, aber ich hatte immer noch das Gefühl, daß sie einen Schritt von allem Geschehen entfernt war. »Mit irgend jemandem hatte er eine Affäre.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Die Zeiten, wann er heimkam. Der Ausdruck in seinem Gesicht.« Sie zögerte, dachte anscheinend nach. »Manchmal roch er nach der Seife von jemand anders. Schließlich hielt ich ihm das vor, und danach hat er sich in seinem Büro eine Dusche anbringen lassen und dort die gleiche Seife benutzt, die wir zuhause nahmen.«
    »Traf er sich im Büro mit Frauen?«
    »Fragen Sie seinen Partner«, sagte sie mit einem winzigen Anflug von Bitterkeit. »Vielleicht hat er sie gleich auf der Bürocouch gevögelt, ich weiß es nicht. Jedenfalls, da waren so kleine Sachen. Jetzt klingt das albern, aber einmal kam er heim und sein Socken war linksgedreht. Es war Sommer, und er sagte, er wäre Tennis spielen gewesen. Er trug Tennis-Shorts und hatte sich auch wirklich ins Schwitzen gebracht, aber nicht auf einem Tennisplatz. Da habe ich ihn echt zerfetzt.«
    »Aber was sagte er denn, wenn Sie ihn zur Rede stellten?«
    »Manchmal gab er’s zu. Warum auch nicht? Ich hatte ja keine Beweise, und Ehebruch ist ohnehin in diesem Staat kein Scheidungsgrund.«
    Rosie erschien mit dem Wein und zwei Papierservietten, die um Besteck gewickelt waren. Nikki und ich waren still, bis sie sich wieder entfernt hatte.
    »Warum sind Sie mit ihm verheiratet geblieben, wenn er so ein Schuft war?«
    »Feigheit wahrscheinlich«, sagte sie. »Ich hätte mich eventuell von ihm scheiden lassen, aber es stand viel auf dem Spiel für mich.«
    »Ihr Sohn?«
    »Ja.« Ihr Kinn hob sich etwas, ich wußte nicht genau, ob aus Stolz oder Abwehr. »Er heißt Colin«, sagte sie. »Er ist zwölf.
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