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Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren

Titel: Kinsey Millhone 01 - Nichts zu verlieren
Autoren: Sue Grafton
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Auseinandersetzungen bezeugen, die ich mit ihm hatte, und das half wenig.«
    »Gut, es lohnt sich, dem nachzugehen«, sagte ich. »Ich will sehen, ob ich mehr über sie in Erfahrung bringe. Gibt es über ihn noch etwas? Steckte er in irgendwelchen Zwistigkeiten, als er starb? Eine private Feindschaft oder ein großer Rechtsstreit?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Er steckte immer mitten in was Großem.«
    »Gut, ich denke, der erste Schritt wäre, mit Charlie Scorsoni zu sprechen und zu hören, was er zu sagen hat. Danach sehen wir dann weiter.«
    Ich legte Geld für die Dinnerrechnung auf den Tisch, und wir gingen zusammen hinaus. Nikkis Wagen parkte ganz in der Nähe, ein dunkelgrünes Oldsmobile, zehn Jahre hinter der Zeit. Ich wartete, bis sie losgefahren war, und ging zu Fuß den halben Block zu meiner Wohnung.
    Als ich hereinkam, goß ich mir ein Glas Wein ein und setzte mich hin, um die Informationen zu ordnen, die ich bisher gesammelt hatte. Mein System besteht darin, Details auf DIN-A-6 Karteikarten zu übertragen. Die meisten meiner Notizen drehen sich um Zeugen: wer sie sind, wie sie mit den Ermittlungen zusammenhängen, Gesprächstermine, Auswertungen. Einige Karten enthalten Hintergrundinformation, die ich brauche, und auf einigen sind juristische Formalitäten aufgeführt. Die Karten sind eine wirksame Methode zur Datenspeicherung für meine schriftlichen Berichte. Ich hefte sie an ein großes Pinbrett über meinem Schreibtisch und starre sie an, erzähle mir die Geschichte so, wie ich sie vor mir habe. Erstaunliche Widersprüche treten zutage, unverhoffte Lücken, Fragen, die ich übersehen habe.
    Ich hatte nicht viele Karten zu Nikki Fife und unternahm keinen Versuch, die vorhandenen Informationen abzuschätzen. Ich wollte nicht schon zu früh eine Hypothese aufstellen, aus Angst, sie würde den ganzen Verlauf der Ermittlungen beeinflussen. Klar schien, daß es hier um einen Mord ging, bei dem ein Alibi wenig oder gar nichts besagte. Wenn man sich die Mühe nimmt, die Arznei in jemandes Antihistaminkapseln mit Gift zu vertauschen, kann man anschließend die Hände in den Schoß legen und abwarten. Sofern man nicht riskieren will, andere Mitglieder des Haushalts auszurotten, muß man sicher sein, daß nur das auserwählte Opfer die betreffende Medizin nimmt, aber es gibt reichlich Pillen, die diese Bedingung erfüllen: Mittel für den Blutdruck, Antibiotika, vielleicht sogar Schlaftabletten. Es spielt keine große Rolle, solange man an die Bestände herankommt. Das Opfer braucht vielleicht zwei Tage oder auch zwei Wochen, aber schließlich wird es die richtige Pille erwischen, und man kann wahrscheinlich sogar ganz annehmbar Überraschung und Trauer vortäuschen. Der Plan hat den zusätzlichen Vorteil, daß man nicht an Ort und Stelle sein muß, um den Auserwählten zu erschießen, totzuschlagen, niederzustechen oder ihm die Luft abzudrehen. Auch wenn der Antrieb zum Mord überwältigend ist, wird es (so sollte man meinen) ziemlich widerwärtig sein, mit anzusehen, wie jemandem die Augen herausquellen, und sich seine bzw. ihre letzten Schreie anzuhören. Außerdem besteht bei allzu persönlichem Einsatz immer die enervierende Möglichkeit daß der Spieß umgedreht wird und man selbst im Leichenschauhaus landet.
    Von der Methode her war diese kleine Oleandernummer gar nicht schlecht. In Santa Teresa wächst der Strauch überall, manchmal drei Meter hoch mit rosa oder weißen Blüten und hübschen, schmalen Blättern. Da braucht man sich nicht mit etwas so Verräterischem abzugeben wie etwa dem Erwerb von Rattengift in einer Stadt, in der es klarerweise keine Ratten gibt, und man muß sich keinen falschen Schnurrbart ankleben, bevor man in der Eisenwarenhandlung um die Ecke nach einem Unkrautvertilgungsmittel fragt, das keinen bitteren Nachgeschmack hat. Kurz die Methode, mit der Laurence Fife und offenbar auch Libby Glass umgebracht wurden, war billig, einfach und bequem. Ein paar Fragen hatte ich dennoch, und die notierte ich mir, bevor ich das Licht ausdrehte. Es war weit nach Mitternacht, als ich einschlief.

4

    Ich fuhr zeitig ins Büro, um das Exposé für Nikkis Akte zu tippen, in dem ich kurz darauf hinwies, wozu ich engagiert worden war und daß ich einen Scheck über 5000 Dollar als Vorschuß erhalten hatte. Dann rief ich Charlie Scorsonis Büro an. Seine Sekretärin sagte, er sei gegen Mitte des Nachmittags vorübergehend frei, also vereinbarte ich einen Termin für Viertel nach drei und
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