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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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stand auf, drückte einem der Agents die Waffe in die Hand und ging hinaus. Das gleißende Flutlicht warf seinen langen Schatten auf das Haus.

ZWEI
    King City war aus Gier erschaffen worden, und nach Wades Meinung hatte sie von den Einwohnern seither mehr und mehr Besitz ergriffen.
    Die Stadt war Mitte des 18. Jahrhunderts durch vier wohlhabende Barone von Eisenbahn, Holzindustrie und Transportgewerbe gegründet worden, um ihre ohnehin schon immensen Besitztümer noch weiter in Richtung Nordwesten auszudehnen. Sie brauchten einen Platz an einem Fluss, den man leicht durch die Verlängerung einer Eisenbahnlinie anbinden konnte und dessen Umgebung reich an fruchtbarem Farmland, an Holz und Bodenschätzen war.
    Diesen Ort fanden sie zwischen den felsigen West Hills und dem grünen Tal des Chewelah, einem Fluss im Osten des Staates Washington, der von dichten Wäldern gesäumt wurde.
    Das einzige Problem bestand darin, dass dieses Land bereits von amerikanischen Ureinwohnern besiedelt war. Schon ihre Ahnen hatten dort seit Jahrhunderten gelebt, lange bevor der weiße Mann überhaupt einen Fuß in die neue Welt gesetzt hatte.
    Die nahe liegendste Lösung bestand natürlich darin, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Doch die Geschäftsleute wussten aus Erfahrung, dass dies ein sehr zeitraubendes, blutiges und teures Unterfangen werden konnte. Deswegen griffen sie auf eine menschliche Schwäche zurück, mit der sie sich bestens auskannten.
    Gier.
    Sie boten den Indianern Fässer voller Whiskey und ganze Wagenladungen mit Decken an und baten als Gegenleistung lediglich um freundschaftliche Beziehungen.
    Stolz wickelten sich die Indianer in die mit Krankheitskeimen verseuchten Decken, soffen den giftigen, reinen Alkohol und genossen ihre Reichtümer.
    Innerhalb weniger Monate wurde der Stamm von Seuchen und Leberversagen dahingerafft und machte den Weg frei für den Fortschritt.
    Die vier Gründer nannten die neue Stadt King City und gaben den Hauptstraßen und Parks ihre eigenen Namen. Die anderen Straßen wurden nach Präsidenten, Generälen und weiteren großen Führern der Geschichte benannt, zu denen sie sich auch selbst zählten.
    Wade ging über den Chandler Boulevard, wo sich die meisten Anwaltskanzleien der Stadt niedergelassen hatten, in Richtung Osten zum Riverfront Park, einem Grünstreifen mit extra angelegten Wegen für Fahrradfahrer und Jogger, der von der Grant Street Bridge bis zum südlich gelegenen Performing Arts Center am Flussufer entlangführte.
    Es war ein schöner, sonniger Tag, der sich wärmer anfühlte, als er es tatsächlich war. Der klare blaue Himmel täuschte über die unerwartet kühlen Böen hinweg. Niemand schien warm genug angezogen zu sein, einschließlich Wade, der nur ein kurzärmeliges Polohemd und Jeans trug. Es war ein trügerischer Tag.
    Das Ufer säumten Tische und Bänke aus Holz. Am Wochenende ein beliebter Ort für Picknicks und Partys. Während der Woche trafen sich dort die Angestellten der Stadt, die im King Plaza Nummer eins arbeiteten, auf eine Zigarette.
    Chief Gavin Reardon war einer von ihnen. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug und saß auf einem der Picknicktische, die Füße auf der Bank, rauchte eine Zigarette und sah hinüber zur Grant Street Bridge. Sie ähnelte einer gewaltigen Acht aus Stahl, die quer über dem Wasser lag.
    Der Chief war schon sein ganzes Leben Polizist, stammte aus einer Familie, in der alle ebenfalls ihr Leben lang Cops gewesen waren,und führte die Polizeidirektion, als gehöre sie ihm per verbrieftem Geburtsrecht. Vielleicht war das auch so. Auf dem College war er als Quarterback ein Star gewesen und hätte in die Profiliga aufsteigen können, doch die Polizeimarke war ihm wichtiger gewesen. Mit inzwischen fünfundfünfzig war sein Haar vollständig ergraut, aber er sah immer noch aus, als könne er jeden Linebacker einfach über den Haufen rennen und hinterher problemlos weiterlaufen.
    Seit dem Abend in Rogers Haus hatte er nicht mehr mit Wade gesprochen. Er hatte ihn sofort auf unbestimmte Zeit beurlaubt und ihm gesagt, dass er sich dem Hauptquartier der Polizei von King City höchstens bis auf hundert Meter nähern solle.
    Die nächsten zwei Jahre voller endloser Vernehmungen blieb Wade freigestellt, während das Justizministerium den Fall vorbereitete und verhandelte. Alle sieben angeklagten Cops wurden überführt und verurteilt. Das letzte Urteil war erst vor zwei Tagen ergangen.
    Der Chief schnippte seine Zigarette in den Fluss, als
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