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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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umsonst war.
    Hundescheiße war auch umsonst, aber er würde sie trotzdem nicht essen.
    Also verließ er das Hotel, überquerte den Parkplatz und ging zum Denny’s, das gleich nebenan lag.
    Der Himmel war wolkenlos, doch eine bräunliche Schicht aus krebserregenden Stoffen und Treibhausgasen, die über King City hing, verschleierte das Blau und wirkte im gleißenden Licht der ungewöhnlich heißen Septembersonne noch dunkler. In diesem Monat verhielt sich das Wetter geradezu schizophren.
    Das Hotel klebte direkt an der von Unkraut überwucherten Böschung des Freeways. Nachts konnte Wade den Verkehr vor seinem Fenster vorbeirauschen hören. Ihn störte das nicht. Das Geräusch besaß einen angenehmen Rhythmus, fast wie eine gleichmäßige Brandung, die sich am Strand brach.
    An diesem Morgen war der Verkehr auf den Freeways stärker und spiegelte die erwachende Stadt wider. Das gleichmäßige Rauschen wurde immer wieder, wie von einem jazzigen Riff, von einem unerwarteten, manchmal disharmonischen Dröhnen überlagert, wenn einzelne Wagen mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeirasten.
What a beautiful noise
, wie Neil Diamond es ausdrücken würde, auch wenn Wade niemals zugegeben hätte, auch nur eins seiner Alben zu besitzen, obwohl er alle hatte. Diesen Charakterfehler verdankte er seinem Vater.
    Neil Diamond, Frank Sinatra, Tony Bennett, Tom Jones, Sammy Davis jr. und Shirley Bassey waren die einzigen Sänger, die sein Vater sich je angehört hatte.
    Als Kind hatte Wade Musik gehasst, doch als er älter wurde, merkte er, dass sie ihm gefiel. Entweder war er sozusagen hineingewachsen, ganz ähnlich, wie alte Menschen irgendwann einen Rollator benutzten. Vielleicht genoss er aber auch nur einfach das Gefühl der Nostalgie oder die Verbindung, die diese Musik zu seinem Vater herstellte, was auch die Erklärung war, für die er sich schließlich entschied.
    Das Hotel und das Denny’s befanden sich zwischen mehreren Lagerhäusern in einem kleinen Gewerbegebiet im Osten von King City, ungefähr auf der Mitte zwischen der Innenstadt und den Vororten Clayton, Denton und Tennyson, die auf früherem Ackerland errichtet worden waren, das man in kleine und große Parzellen für Privathäuser, öffentliche Parks und Einkaufszentren aufgeteilt hatte.
    Die drei Gemeinden wurden zusammen als New King City bezeichnet, weil sich dort die Hightech-Firmen angesiedelt hatten, der Motor der New Economy von King City, und alle jungen, gut ausgebildeten und wohlhabenden Familien dort lebten.
    Bis vor zwei Wochen hatte auch Wade dort gewohnt, wie die meisten Polizisten. Die Schulen dort waren besser, das Gras grüner, der Himmel blauer, jedes Lächeln strahlender und die Straßen sicherer. Oder zumindest wirkte es so, weil alles neu war und es nie weiter als zehn Meter bis zum nächsten Jamba Juice war, wo man frisch gepresste Säfte und Smothies und anderes gesundes Zeug bekam.
    Auf seiner morgendlichen Fahrt zur Arbeit war er immer an diesem Denny’s vorbeigekommen, einem Meilenstein, der ihm zeigte, dass er innerhalb der nächsten zehn Minuten den Fluss und die Skyline der Innenstadt sehen und je nachdem, wie stark der Verkehr auf der Brücke war, nach zwanzig Minuten den Wagen auf seinem Parkplatz am King Plaza eins abstellen würde.
    Jetzt zeigte ihm das Denny’s, wo sein Zuhause war.
    Er bemühte sich, nicht zu dem Zeitungskiosk hinüberzusehen, der sich vor dem Restaurant befand. Die Story über die Korruption bei der Polizei beherrschte immer noch die Titelseiten, obwohl die entscheidenden Wendungen der Geschichte, die Enthüllungen und auch die Auflösung längst der Vergangenheit angehörten. All das jetzt noch einmal zu lesen, war, als würde man sich eine Fernsehserie ansehen, die auf einem erfolgreichen Film basierte, von dem bereits drei billige Fortsetzungen produziert worden waren, die niemand interessiert hatten.
    In dem Moment, als er das Restaurant betrat, wirkten alle Anwesenden plötzlich äußerst unsicher und benahmen sich linkisch. Er war das gewöhnt. Allen Cops ging es so.
    Selbst gesetzestreue Bürger bekamen sofort ein schlechtes Gewissen, wenn ein Polizist den Raum betrat. Als ob er in der Lage sei, ihre dunkelsten Gedanken zu lesen, oder sie plötzlich von dem unstillbaren Trieb befallen werden könnten, eine schwere Straftat zu begehen.
    Wades Erfahrung nach begegneten nur Kinder einem Polizisten mit Offenheit und Freude. Kinder mochten Ordnung und Sicherheit. Die meisten Erwachsenen auch, doch deren
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