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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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10-Liter-Eimer mit Leitungswasser gefüllt hat? Eine Minute, zwei Minuten – oder länger? Mist, wenn ich zu Hause wäre, könnte ich das jetzt einfach ausprobieren. Egal. Nehmen wir mal an, es dauert zwei Minuten.
    Während des Anstiegs zum Großen Rossrück blieb er stehen und verfolgte eine Runde lang den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich dazu einen Wasserschlauch vor, der in einem Zehn-Liter-Eimer hing.
    Quatsch, das dauert höchstens eine Minute, wenn nicht sogar weniger, dachte er und setzte sich wieder in Bewegung. Also: Dann laufen in sechzig Minuten sechshundert Liter aus dem Schlauch. Nein, wir gehen sicherheitshalber lieber davon aus, dass in einer Stunde tausend Liter in den Raum laufen. Tausend Liter sind ein Kubikmeter. Der Raum hat ein Volumen von 15,75 Kubikmetern. Dann würde es logischerweise über fünfzehn Stunden dauern, bis der Raum bis zur Decke vollgelaufen wäre. Wann hat er gesagt, hat er den Schlauch aufgedreht? Er blieb abermals stehen und grübelte eine Weile. Es war um fünfzehn Uhr, wenn ich mich richtig erinnere. Woraus wiederum folgt, dass der Raum erst morgen früh um sechs Uhr vollständig geflutet wäre.
    Da ist doch irgendwas faul. Entweder habe ich völlig falsch gerechnet – vielleicht ergeben schon hundert Liter einen Kubikmeter. Verflucht.
    Blödsinn, ein Kubikmeter hat tausend Liter – basta!
    Will der mir wirklich so viel Zeit geben, um Emmas Versteck ausfindig zu machen? Was hat der bis dahin noch mit mir vor?
    Wieso diese Information mit den drei Zentimetern Schlauchdurchmesser?
    Wolfram Tannenberg versuchte, Zeigefinger und Daumen in exakt diesem Abstand einzujustieren.
    Verdammt, ganz schön dick dieser Schlauch. Da läuft bestimmt mehr Wasser hindurch als durch einen normalen Wasserhahn. Quatsch, der Wasserhahn bleibt ja derselbe, egal wie dick der Schlauch ist, den man daran befestigt.
    Er warf abermals einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie zeigte 19 Uhr 15. Er war inzwischen auf dem Stüterberg angekommen, einem östlich der Gemeinde Mölschbach gelegenen Bergrücken. Er hatte zwar keinen Kompass dabei, fand sich aber trotzdem sehr gut zurecht. Erstens verfügte er hier in dieser Region über eine ausgesprochen gute Ortskenntnis, und zweitens besaß er ein bemerkenswertes Orientierungsvermögen.
    Hinter dem Stüterhof traf er auf die gelb-blaue Wandermarkierung, die ihn zum Forsthaus Antonihof leiten würde. Und von dort aus musste er lediglich der untergehenden Sonne folgen, die ihn in südwestlicher Richtung ins Neuhöfertal und von dort aus durchs Moosalbtal bis zum Naturfreundehaus Finsterbrunnertal führen würde.
     
     
    19 Uhr 55
     
    Allmählich erreichten die Temperaturen im Wald ein erträglicheres Niveau. Doch daran konnte sich Tannenberg kaum erfreuen, denn der Durst quälte ihn weitaus mehr als die hochsommerliche Hitze. Mit der hatte er sich arrangiert, zumal er nichts dagegen tun konnte. Der enorme Flüssigkeitsverlust hingegen stellte ihn zusehends vor Probleme. Seine Lippen fühlten sich an wie Transparentpapier. Die Zungenspitze haftete am Gaumen, und in seinen Mundwinkeln hatten sich schmerzende Risse gebildet. Seine Haut war nicht mehr schweißnass, sondern heiß und trocken, und vor seinen Augen flimmerte es ab und zu – erste Anzeichen eines Hitzschlages.
    Angestrengt dachte er darüber nach, wo er sich etwas zu trinken besorgen könnte. Da er offenbar unter permanenter Beobachtung stand, konnte er nicht einfach in irgendein Haus gehen und um Wasser bitten. Solch eine Eskapade würde eine gravierende Regelverletzung darstellen. Also, was tun?
    Zusätzlich plagten ihn starke Magenschmerzen, die er auf die beträchtliche Diclofenacdosis zurückführte, mit der er sich inzwischen mehrfach selbst medikamentiert hatte. Die Schmerzmittel wirkten zwar gut, sodass er trotz der außergewöhnlichen körperlichen Belastungen kaum Schmerzen verspürte, aber dafür rebellierte seine Magenschleimhaut umso heftiger.
    Das Handy läutete.
    »Hallo, mein lieber Herr Hauptkommissar, Sie kommen hoffentlich nicht gerade auf die Idee, sich nachher in den Sägemühler Weiher zu stürzen oder sich in der Moosalb zu erfrischen. Sie wissen, dieses inakzeptable Verhalten hätte einen sofortigen Spielabbruch zur Folge. Leuchtet Ihnen das ein?«, tönte eine blecherne Männerstimme.
    »Ja.«
    »Fein. Na, konnten Sie inzwischen etwas mit der weiteren Information bezüglich der Swimmingpool-Befüllung anfangen?«
    »Nein, dazu
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