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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Steve Mosby
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bemühte mich, das Gefühl zu unterdrücken. Es war etwas, das einen hypnotisieren konnte, wenn man es zuließ. Es kann dazu führen, dass du zu Tode kommst.
    »Was haben Sie vor, Tony?«
    Keine Antwort – aber die Reaktion war eindeutig. Er wusste, dass wir die Wahrheit herausgefunden hatten und ihn früher oder später schnappen würden. Also war er nicht geflüchtet, sondern hierhergekommen, um sich seine Uniform anzuziehen und zu warten. Er hätte mich überrumpeln können, wenn er gewollt hätte – es jedenfalls versuchen können –, doch er hatte es nicht getan. Und das bedeutete, dass er trotz der Waffe gar nicht vorhatte, noch jemand anderen umzubringen. Aber ergeben hatte er sich auch noch nicht.
    Suizid durch Polizei.
    »Tony …«
    »Er wäre stolz auf mich gewesen, wissen Sie.«
    Ein Hauch von Wehmut lag in seiner Stimme.
    »Wer?«
    »Mein Vater.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Da kennen Sie ihn aber schlecht.«
    Der Klang der Sirenen kam näher. Vielleicht standen sie schon vor der Tür. Nicht, dass es etwas nützen würde.
    Ich fragte: »Ist das seine Uniform?«
    »Ja. Er war ein guter Mann. Ein Mann des Militärs. Ein Soldat.«
    »Gut.«
    »Er war ein Code-Knacker. Ein Held.«
    »Glaube ich Ihnen.«
    »Und das ist seine Waffe. So nennen Sie das doch. Das hat er mir gesagt: immer Waffe, nie Pistole. Weil Sie nie genau wissen, was der Feind hat, nur dass er bewaffnet ist.« Wilkinson hielt inne. »Und Sie sind natürlich bewaffnet.«
    Die Spannung in der Luft nahm zu.
    »Ja.« Ich vergewisserte mich, dass ich die Pistole fest in der Hand hielt. »Aber ich will Sie nicht erschießen, Tony. Ich will nur, dass Sie ganz langsam auf die Knie gehen und die Pistole auf den Boden legen.«
    »Sie meinen die Waffe.«
    »Ja.«
    »Und wenn ich das nicht tue, dann erschießen Sie mich?«
    Ich antwortete nicht. Hinter mir hörte ich Schritte von unten heraufkommen. Die Verstärkung war eingetroffen. Laura rief nach mir, aber ich antwortete nicht. Auch Wilkinson nicht. Er schien gar nicht wahrzunehmen, dass die Kollegen bereits im Haus waren.
    »Warum haben Sie das getan, Tony?«
    Diesmal antwortete er nicht.
    »War es so schlimm für Sie, Vater zu werden?« Keine Antwort. Ich suchte krampfhaft nach etwas, das ich sagen konnte. Irgendeine andere traurige Erkenntnis. Alles, was mir einfiel, würde richtig sitzen: »Hatten Sie Angst, dass Ihr Sohn genauso werden würde wie Sie?«
    »Nein.« In seiner Stimme war plötzlich Ärger. »Er war ein guter Mann. Er hat niemals die Hand gegen uns erhoben. Hat mich gut erzogen. Oder es jedenfalls versucht. Ich habe es ihm nie leichtgemacht. Aber er wäre jetzt stolz auf mich. Endlich.«
    »Nicht, wenn er so ein guter Mann war. Dann wäre er es sicher nicht. Nicht nach dem, was Sie getan haben.«
    Auf den Stufen hinter mir war das Getrappel von Stiefeln auf Holz zu vernehmen. Ohne mich umzudrehen, nahm ich eine Hand von der Pistole und winkte nach hinten.
    Bleibt, wo ihr seid.
    Dann fasste ich die Pistole wieder mit beiden Händen.
    »Glauben Sie, dass es ihn stolz gemacht hätte zu wissen, dass Sie Ihre Frau umgebracht haben?«
    »Er hätte meine Beweggründe verstanden.«
    »Als da wären?« Er antwortete nicht. »Und was ist mit all den anderen Menschen, Tony? Keiner von ihnen hatte es verdient zu sterben.«
    »Die wären ihm egal gewesen.«
    »Wirklich?«
    »Für ihn wäre das nur Kollateralschaden gewesen.« Wilkinsons Stimme klang schwächer. Fing er jetzt an zu weinen? »Sie hätten ihm nichts bedeutet.«
    Herrgott noch mal.
    » Warum, zum Teufel, haben Sie das getan, Tony? Was wollten Sie damit beweisen? Wenn Sie das Kind so wenig haben wollten, hätten Sie doch einfach weggehen können.«
    »Das verstehen Sie nicht.«
    »Möchte ich aber.« Unbedingt sogar. »Versuchen Sie, es mir zu erklären.«
    »Ich hätte nicht länger dienen können.«
    Die Antwort ließ mich aufhorchen. Dienen? Als was – als kleiner Hausmeister in der Kaserne? Aber hatte er nicht, wie sein Vater vor ihm, für die Armee gearbeitet? Wenngleich auch in einer wesentlich niedrigeren Position … in der er vielleicht nicht genug verdiente, um das Kind durchzubringen.
    War es wirklich so trivial? All das nur, damit er weiter in der Kaserne arbeiten konnte. Er wäre jetzt stolz auf mich. Es konnte nicht nur das sein. Wenn das alles war, was er gewollt hatte, dann hätte er die Briefe nicht verfasst, denn nur mit ihnen konnten wir beweisen, dass Miller nicht allein gehandelt hatte. Dass er dieses Risiko
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