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Kid & Co - V3

Titel: Kid & Co - V3
Autoren: Jack London
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der Reihe.«
    Er ging direkt in die Hütte Wentworth'. Er hat aber später nie - nicht einmal Kid - berichtet, was dort vor sich ging. Er kam jedoch mit zerschlagenen, wunden Knöcheln wieder zum Vorschein, und das Gesicht Wentworth' wies nicht nur alle Anzeichen einer ziemlich unfreundlichen Behandlung auf, er trug auch längere Zeit den Kopf schief und hatte einen steifen Hals. Diese eigentümliche Haltung war zum Teil verständlich, wenn man die vier blauen und schwarzen Flecke auf der einen und einen blau-schwarzen Fleck auf der anderen Seite seiner Kehle bemerkte. Es waren ganz deutliche Spuren von Fingern.
    Hierauf begaben Kid und Kurz sich nach der Hütte Wentworth'. Ihn selbst warfen sie in den Schnee hinaus, während sie alles in seiner Hütte auf den Kopf stellten. Laura Sibley half ihnen mit dem Eifer einer Verrückten beim Suchen.
    »Du kriegst nicht soviel, wie auf meiner Hand liegen kann, altes Mädchen, und wenn wir eine ganze Tonne finden«, versicherte Kurz ihr.
    Aber sie sollte ebenso enttäuscht werden wie Kid und Kurz.
    Sie fanden nicht das geringste, obgleich sie sogar den Boden aufbrachen.
    »Ich bin dafür, ihn über einem langsamen Feuer zu rösten, bis er nachgibt«, schlug Kurz vor.
    Kid schüttelte abweisend den Kopf.
    »Er ist doch ein Mörder«, erklärte Kurz. »Er tötet ja all die armen Trottel ebenso, wie wenn er ihnen mit einer Keule den Kopf zerschlüge.«
    Und wieder verging ein Tag, an dem sie alle Bewegungen Wentworth' überwachten. Mehrmals näherten sie sich wie zufällig seiner Hütte, wenn er mit seinem Eimer ausging, um Wasser aus dem Bach zu holen, und jedesmal eilte er zurück, ehe er Wasser geschöpft hatte.
    »Die Kartoffeln sind offenbar in seiner Hütte versteckt«, sagte Kurz. »So sicher, wie Gott das Mistzeugs geschaffen hat. Aber wo, zum Teufel, hat er sie denn? Wir haben doch wirklich alles auf den Kopf gestellt.« Er stand auf und zog sich die Fäustlinge an. »Ich werde sie finden, und wenn ich die Hütte abreißen sollte.«
    Er sah Kid an, der mit einem abwesenden, nach innen gewandten Ausdruck dasaß und gar nicht zugehört hatte.
    »Was ist denn mit dir los?« fragte Kurz empört. »Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, daß du Skorbut gekriegt hast?«
    »Ich versuche mich an etwas zu erinnern.«
    »An was denn?«
    »Das weiß ich eben nicht. Das ist ja das Verfluchte. Es war etwas sehr Gutes, wenn ich mich nur entsinnen könnte.«
    »Nun hör aber mal, Kid! Du vertrottelst doch wohl hier nicht allmählich?« sagte Kurz eindringlich. »Denk auch ein bißchen an mich! Laß deinen Gehirnapparat etwas schneller arbeiten. Komm und hilf mir die Hütte abreißen. Ich würde sie anzünden, wenn wir nicht riskierten, die Kartoffeln dabei mitzubraten.«
    »Ich hab's«, rief Kid und sprang auf. »Das war es eben, an das ich mich zu erinnern suchte. Wo steht die Petroleumkanne? Ich bin dabei, Kurz. Die Kartoffeln kriegen wir schon.«
    »Was ist es denn?«
    »Warte nur ab, mein Junge, dann wirst du schon sehen«, neckte ihn Kid.
    Kurz darauf schlichen die beiden Männer - im blaßgrünen Schein des Nordlichts - nach der Hütte von Arnos Wentworth.
    Lautlos und vorsichtig gossen sie Petroleum über die Balken und besonders sorgfältig über Tür und Fensterrahmen. Dann strichen sie ein Zündholz an, blieben stehen und sahen zu, wie das brennende Öl sich ausbreitete.
    Sie sahen, wie Wentworth aus der Hütte stürzte, mit wildem Schrecken die Feuersbrunst anstarrte und dann wieder hineinstürmte. Kaum eine Minute war vergangen, als er wiederkam... diesmal aber ganz langsam und tief gebückt unter der Last, die er auf seinem Rücken trug. Es war ganz unverkennbar ein schwerer Sack. Kid und Kurz sprangen wie ein paar hungrige Wölfe auf ihn los. Sie trafen ihn gleichzeitig von links und rechts. Er brach zusammen unter dem Gewicht des Sacks, den Kid kräftig drückte, um den Inhalt mit Sicherheit festzustellen. Da merkte Kid, wie Wentworth' Arme seine Knie umfaßten, während der Mann ihm ein leichenfahles Gesicht zuwandte.
    »Geben Sie mir ein Dutzend, nur ein Dutzend... ein halbes Dutzend nur, dann überlasse ich Ihnen den Rest«, heulte er. Er bleckte die Zähne und wollte, halb verrückt vor Wut, Kid in die Beine beißen. Aber dann änderte er seinen Entschluß und begann zu betteln: »Nur ein halbes Dutzend«, wimmerte er. »Ich wollte sie Ihnen ja sowieso morgen geben. Ja, ja, morgen früh... sie sind das Leben... sie sind das Leben! Nur ein halbes Dutzend!«
    »Wo
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