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Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Titel: Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein
Autoren: Juergen von der Lippe
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im Split-Screen-Modus das langsame Herunterklappen der elterlichen Kiefer zeigen, wir denken uns das jetzt einfach. »Boooh, ist das krass«, keuchte Ben Lorenzo, »ihr habt mich angelogen? Es gibt keinen Weihnachtsmann? Und ich habe euch noch in Schutz genommen, als Bernd das Boot das behauptet hat!«
    »Es heißt: Bernd das Brot«, korrigierte Robert das erregte Kind.
    »Quatsch, ich mein doch Bernd aus meiner Klasse, der immer mit dem Segelboot seines Vaters angibt!«
    »Junger Mann, könnte ich Sie mal unter vier Augen in der Küche sprechen?«
    »Für Einzelgespräche mit rückständigen Eltern reicht das Zeitfenster leider nicht aus, lieber Herr Stellkamp, ich würde jetzt gerne meine Performance fortsetzen. Also, Ben Lorenzo, was haben wir hier … den sprechenden Helm von Darth Vader.«
    »Ey, krass, ey«, stöhnte das Kind voller Vorlust.
    »… und den Transformer Optimus Prime …«
    »Yes«, schrie der Hoffnungsträger und machte eine Becker-Faust.
    »Ich schlage vor, du entscheidest dich für ein Geschenk und das andere spendest du einem Kind, das sonst gar nichts bekommen würde, ich habe hier eine Liste …«
    »Wieso soll ich denn was spenden?«
    »Weil du feststellen wirst, dass sich das ganz geil anfühlt, du würdest von uns dann auch ein T-Shirt bekommen mit dem Schriftzug ›Gutes tun tut gut‹, wie findest du das?«
    »Voll scheiße, ey«, schrie das Kind, »das T-Shirt könnt ihr euch hinten reinschieben, ich habe allen in der Klasse erzählt, dass ich den Helm und den Optimus kriege, was sollen die denken?«
    »Die werden denken, dass du ein obercooler Typ bist, der auch an andere denkt, denen es nicht so gutgeht, das finden übrigens besonders die Mädels toll, falls dich das interessiert.«
    »Was soll das denn jetzt wieder heißen«, brachte sich der Vater ein, »unterstellen Sie meinem Sohn jetzt auch noch, dass er schwul ist?«
    »Ich hätte nichts dagegen, bin es schließlich selber«, sagte der Weihnachtsmann und grinste breit.
    »Damit mal eins klar ist: Wenn mein Sohn nur die Hälfte seiner Geschenke bekommt, die ich bezahlt habe, die also noch immer mir gehören, geben Sie erst mal die Hälfte Ihrer Gage zurück.«
    »Okay, Sie hatten die Wahl und haben sich für die Arschloch-Seite entschieden.«
    Mit diesen Worten zog er eine Pistole aus dem Rucksack und legte auf Ben Lorenzo an.
    »Sie bringen mir jetzt blitzartig alles, was an Bargeld und Wertsachen im Haus ist. Die Hälfte aus dem Erlös geht an Wohltätigkeitsorganisationen. Ihren Hoffnungsträger nehme ich als Sicherheit mit und wenn Sie brav waren und keine Polizei rufen, kriegen Sie ihn wohlbehalten zurück, sogar mit einem neuen T-Shirt mit dem Aufdruck: ›Santa meets Robin Hood‹.«

Dumm gelaufen
    N ur, damit Sie mich richtig verstehen: Ich wurde nicht eines Morgens wach und beschloss, etwas zu tun, was noch nie ein Weihnachtsmann getan hat. Es war ein schleichender Prozess. Ich hatte einfach schon lange das Gefühl, keinen Rückhalt mehr in der Bevölkerung zu haben, wie es ein Politiker ausdrücken würde. Gut, das stört den Papst auch nicht groß, aber der ist ein Mensch, die sind ohnehin nicht so sensibel, und ein Papst will auch nicht gemocht werden, der will Macht, das ist eine ganz andere Baustelle. Ein Beispiel: Einer der Backengel kommt an und zeigt mir strahlend auf seinem Computer ein sogenanntes Fun-Pic, das ihm einer seiner Kumpane gemailt hat, auf dem ich zu sehen bin, vor meinem Schlitten, die Rentiere liegen im Schnee, ich liege auf dem Rücken und ein Großwildjäger mit Flinte grinst in die Kamera, den linken Fuß auf meinem Bauch. Das war natürlich nicht ich oder einer meiner Kollegen, von denen es ein paar Hundert gibt, sondern ein geschmackloses Fake.
    Und dann kommt einer aus der Spielwarenmanufaktur fragt: »Sag mal, Niki« – wir heißen intern alle Niki – »stimmt das, was ich da gelesen habe, dass die Kinder in Amerika das eigentlich eher lästig finden, wenn die Eltern sie in der Vorweihnachtszeit in den Warenhäusern dem Weihnachtsmann auf den Schoß setzen, damit sie ihm ihre Wünsche ins Ohr flüstern können?« »Ja, das ist wohl so«, sagte ich, »und das ist noch nicht alles. Schau dir das mal an, solche Briefe an uns kursieren jetzt im Internet.« Und dann las ich ihm diese Passage vor: »›Hey Fettsack, du musst echt Eier haben, dass du mir dieses verfickte Jojo, eine dämliche Blockflöte und dieses widerliche Paar Socken unter den Baum gelegt hast!! Was zur Hölle hast du dir
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