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Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein

Titel: Kerzilein, kann Weihnacht Suende sein
Autoren: Juergen von der Lippe
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Behinderung haben«, blaffte sie.
    Eberhards Kopf zuckte ein wenig, als er antwortete: »Na klar, Tourette, du F… F… F…«
    Den letzten Teil des Wortes hörte die Frau schon nicht mehr. Und Eberhards Dienst hatte gerade begonnen.

Weihnachtsgeschichte
    D er Weihnachtsmann schlug die Augen kurz auf und sofort wieder zu. »Bloß kein Licht«, dachte er stöhnend. »Andererseits«, setzte er seinen inneren Monolog fort, »werde ich ohne zu gucken, nicht erfahren, wo ich bin.«
    Er lag in einem Bett, so viel stand mal fest, aber wo stand das Bett? Doch, halt, langsam kam’s ihm, sie hatten Weihnachtsfeier gehabt, für die Mitarbeiter, also war es September, denn da ist immer die Weihnachtsfeier für Weihnachtsmitarbeiter, weil ja in der Hochsaison keine Zeit ist. Aber was in drei Teufels Namen hatte ihn bewogen, sich derartig die Kante zu geben? »Hast du Lust, in Frührente zu gehen?« hatte Jakobus gefragt, einer von Petrus‘ Ministerialbeamten.
    »Nein«, sagte Belly, wie der Weihnachtsmann wegen seines Glöckchens und seiner Wampe genannt wurde, ein Wortspiel, das natürlich nur im Englischen funktioniert, aber im Himmel wird ja Englisch gesprochen und nicht Latein, wie jeder verstorbene Papst zu seiner Betrübnis feststellen musste.
    »Schade«, hatte Jakobus gemeint, »aber gehen musst du trotzdem, der Alte hatte einen Unternehmensberater da, von wegen Rationalisierung und so, und der hat gesagt, der Weihnachtsmann ist nur noch bei den ZDF-Zuschauern ein Thema, in der werberelevanten Zielgruppe glaubt das keine Sau mehr, Geschenke werden gekauft, wie alles andere auch und fertig.«
    »Seit dem vierten Jahrhundert bringe ich den braven Kindern die Weihnachtsgeschenke und das soll jetzt auf einmal vorbei sein? Das wird einen weltweiten Aufschrei der Empörung geben, Bono, Bob Geldof und Grönemeyer werden Solidaritätskonzerte geben, da ist die Klimafete von Al Gore eine Dorfkirmes gegen!«

    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich«, sagte Jakobus mit einem leicht genervten Unterton, »wenn Coca Cola nicht 1931 die Idee gehabt hätte, mit dir jedes Jahr zu Weihnachten eine Werbekampagne zu fahren, würde dich vermutlich kaum noch einer kennen, so sieht’s doch aus!«
    »Und was ist mit den anderen, Chrissie, Niki, Bunny und Ruppi? Gehen die auch alle in Frührente?«
    »Na klar, die waren sogar froh und das solltest du auch sein! Haus Noah ist eine super Seniorenresidenz, das älteste Haus am Platz, von lauter Seen umgeben, sagenhafte Fauna und Flora, ehrlich, ich würde sofort mit dir tauschen, aber als Ministerialbeamter ist an Frühpensionierung natürlich nicht zu denken, da heißt es schuften bis zum letzten Gong!« Und bitte gewöhn‘ dir diese blöden Kosenamen ab. Wir reden vom Christkind, vom Nikolaus, vom Osterhasen und von Knecht Ruprecht.«
    Wird Belly sich mit der Abschiebung aufs Altenteil abfinden, oder wird zusammen mit den anderen eine Palastrevolution anzetteln? Suchen Sie sich’s aus!

Das Tribunal
    H iermit eröffne ich die Verhandlung gegen den Weihnachtsmann CR2J15-XM_Ger-2416, zuständig für Deutschland, Niedersachsen, Hannover, Bezirke usw. usw. Dem WM wird zur Last gelegt, seine Position für sexuelle Handlungen ausgenützt zu haben. Was hast du dazu zu sagen?«
    »Nichts, das ist mir alles zu blöd. Nur weil ein sechsjähriges Kind, das zu viel fernsieht, erzählt, ich hätte während der Bescherung zu seiner Mutter gesagt: ›Halt mal meinen Sack, damit ich dir an die Titten packen kann‹, veranstaltet ihr hier diesen Zirkus, das ist doch krank!«
    »Hast du das nun gesagt oder nicht?«
    »Natürlich nicht! Ich habe gesagt: ›Halt mal meinen Sack, damit ich den Schlitten auspacken kann!‹«
    »Das erinnert mich jetzt ein bisschen an Stefan Effenberg«, warf der Beisitzerengel ein, »der sich darauf rausreden wollte, er hätte zu den Polizisten ›Schönen Abend noch‹ gesagt und nicht ›Arschloch‹«.
    »Jetzt wollen wir mal bei der Sache bleiben«, beschied ihm der Vorsitzerengel unwirsch. »Warum sollte sich das Kind verhört haben?«
    Der WM lächelte triumphierend und holte sein i-Pad heraus.
    »Weil ich hier ein Foto des Kindes habe, geschossen während der Bescherung mit meiner Knopflochkamera, was ich übrigens nur jedem WM wärmstens empfehlen kann, weil das ja mit diesen ungerechtfertigten Anschuldigungen überhandnimmt in letzter Zeit. Und was fällt Ihnen auf, Herr Vorsitzender?«
    »Äh, das Kind hat Übergewicht.«
    »Ja, was ich aber meine, sind die Ohrhörer, die
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