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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt
Autoren: Unbekannter Autor
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Bogenlampe beschienen. Britta sah so verblüfft aus, daß sie das Weitersummen vergaß. Auf ihrer Stirn zeigte sich eine nachdenkliche Falte, geradezu ein bißchen ärgerlich sah sie aus. Sie ging ohne Gruß ins Haus. Wittekind folgte mit einer bei ihm grundsätzlich spöttisch wirkenden Verneigung - was gab es beim Begrüßen und Verabschieden nur immer so Komisches? Er muß jeden Augenblick in Anführungszeichen setzen, dachte Hans. Über seinen Triumph bei Britta freute er sich nur kurz. Zu schnell kam die Sorge, was sie daraufhin unternehmen werde. Warum bloß hatte er sie nicht im unklaren gelassen?
    Jetzt durfte er sein Gehirn zermartern in dem vergeblichen Versuch, ihre Gedanken zu denken. Dafür hätte es erst recht eines Souad bedurft. Hatte der etwas von dem musikalischen Dialog mitbekommen? »Erkenne die Lage«, das hatte ein berühmter Staatsrechtslehrer sich zur Devise gemacht, soviel war bei Hans aus dem Studium hängengeblieben. Britta hatte ihm also tatsächlich den Ring abgezogen, daran gab es keinen Zweifel mehr - um sich einen Spaß zu machen? Um ihn in Verlegenheit zu bringen? Weil sie eine Sammlung solcher Andenken besaß oder weil sie ein Pfand von ihm besitzen wollte? Deutete das Singen, dieses freche kleine Lied, nicht auf das Pfand? Hieß das nicht, er möge doch einmal bei ihr nachsuchen kommen? Daß er sich nicht sofort am nächsten Tag bei ihr gemeldet hatte, mochte sie schon verstimmt haben.
    Und nun sah sie, herausfordernd und ausgestellt, daß die Lücke, die sie geschaffen hatte, bemerkt und sofort geschlossen worden war. Ihre kleine Teufelei lief ins Leere. Es gab jetzt nicht mehr einen Ring zu wenig, sondern einen zu viel. Und sollte dieser überzählige Ring nun nicht in ein Kästchen mit schönen Andenken kommen, sondern tätig sein und ein wenig Verwirrung stiften - bei wem allein könnte er solche Wirkung wohl tun? Bei Hans nicht. Was aber würde Ina sagen, wenn sie den Ring in die Hände bekäme und über das Wunder nachzudenken begänne, daß ihr Mann seinen Ring zugleich tragen und ablegen konnte?
    Ob Hans je erfahren würde, mit welcher Variante seiner Spekulation er richtig lag? Die Post kam spät am Baseler Platz, gegen Mittag erst. Wer wußte, daß Hans um acht Uhr morgens aus dem Haus ging und erst abends zurückkehrte, durfte mit der hohen Wahrscheinlichkeit rechnen, daß Ina den Briefkasten leerte.
    Britta hatte sich solche Gedanken jedoch gar nicht gemacht. Nachdem sie gesehen hatte, wie seine Hand ihr mit der unsichtbaren Glühbirne ein Licht aufgehen ließ, wollte sie den Ring vor allem loswerden. In geheimer Erwartung vielleicht mochte sie seine Geste als Bekundung der Unabhängigkeit und der Weigerung, in Rückgabeverhandlungen mit ihr einzutreten, deuten. Der Spaß war zu Ende. Er hätte gar nicht anfangen dürfen.
    Sie wollte den Ring von der Brücke in den Fluß werfen. Das war die richtige, die klassische Weise, einen Ring loszuwerden. Ringe mußten im Meer von Fischen verschluckt oder von Flutwellen an ein fernes Ufer getragen werden - dann begann eine neue Geschichte mit ihnen, aber selbst wenn sie tief in den Schlamm sanken und dort schliefen, waren sie am passenden Ort. In Flüssen müssen Schätze schlafen. Draußen war es allerdings so heiß und die Sonne knallte so gnadenlos auf die Steinkästen, daß jeder Schritt überlegt werden wollte. Bei der Brücke angelangt, wäre sie in Schweiß gebadet. Dagegen lockte der dämmrige Treppenvorplatz mit der aus dem dunkelroten Terrazzo aufsteigenden Kühle.
    Und da warf sie den Ring kurzerhand in Hans’ und Inas Briefkasten. Mochte nun werden, was wollte. Sie fühlte sich, wo sie das fremde Ding los war, wieder vollkommen im Recht. Aber auch, als sie ihm den Ring abzog, war sie im Recht gewesen. Im Morgengrauen war sie erwacht, beide Männer schliefen, Hans hatte seine Hand auf ihre rechte Brust gelegt, er hielt sie im Schlaf wie einen Apfel. In diesem Bild war der Ring ein blitzender kleiner Schandfleck, den mußte sie sich nicht bieten lassen.
    *
    Welche Wirkung sie mit diesem Wurf des Rings in den Briefkasten bei Ina hervorrief, hätte sie sich in ihrer kühnsten Phantasie nicht ausmalen können. Wer sich aber erinnert, daß Ina gerade eben noch Anlaß hatte, ihren Augen nicht trauen zu dürfen, mag schon eher ahnen, wie ihr zumute war, als sie zwischen allerlei Briefen den goldenen Ring im Briefkasten fand. Was war geschehen, als sie davon überzeugt war, Souads Waschanlage urplötzlich nicht mehr an der
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