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Kerrion 3 - Traumwelt

Kerrion 3 - Traumwelt

Titel: Kerrion 3 - Traumwelt
Autoren: Unbekannter Autor
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manchmal monatlich, durch die Waschanlage kam er an günstige Gelegenheiten. Er handelte auch ein bißchen mit Autos, aber wirklich nur nebenbei. An einer Straßenecke - dorthin hatte das Mobiltelephon Lotsendienste geleistet - stieg eine Frau mit braunen nackten Armen, blondgefärbtem, am Haaransatz kräftig schwarz nachwachsendem Haar und großem lachbereiten Mund ein, die Souad »mein Schatz« nannte. Viel Konversation wurde jedoch nicht gemacht. In längeres Schweigen hinein sagte die Frau schließlich: »Jetzt bin ich aber mal gespannt.«
    Souad fuhr zügig. Bald schon kannte Hans sich nicht mehr aus. Die Fahrt ging durch Vorstadtniemandsland mit Siedlungsbauten und halbhohen kleinen Fabriken, und in die Einfahrt einer solchen Fabrik bogen sie schließlich ein. Hier stand ein großes Schild: »Gewerberaum zu vermieten«, produziert wurde hier also nichts mehr, aber der Hof war ordentlich aufgeräumt, das Kunststeinpflaster neu. Licht gab es allerdings keins. Nur von der Straße leuchteten die Bogenlampen, aber der Hof war weitläufig, kleine, saubere Schuppen, alle fest verschlossen, legten einen Damm zur Straße hin, und bald wäre man im Dunkeln gewesen, wenn Souads kleines Telephon nicht eine winzige Taschenlampe enthalten hätte: Er konnte sich auf dies Telephon wirklich in jeder Lebenslage verlassen.
    Ersticktes Trommeln wurde hörbar. Aus dem Spalt eines Garagentores drang Licht. Bis vor kurzem waren hier hydraulische Hebebühnen zusammengebaut worden. Jetzt sorgten andere Kräfte für Hebung und Bewegung.
    Souad klopfte, und nach kurzem schaute eine Frau mit blauem Turban und ebenfalls blauem, silberbesticktem Kaftan heraus, erkannte ihn und winkte ihn freudig herein. Sie war schwarz, eine Marokkanerin aus dem tiefen Süden des Landes, eine Haratin, wie Souad Hans zuflüsterte. In der Garage war es gleißend hell. Scheinwerfer auf Stativen ließen es hier drin unerträglich heiß werden, Hans japste. Er sah viele Leute in dem beschränkten Raum auf Stühlen die Wände entlang sitzen, vor allem Frauen, die meisten mit dem muslimischen Kopftuch, zwei Männer waren aber auch dazwischen, wenn auch mit verlegener Miene, sie waren offensichtlich nur mitgebracht worden. Die blaugewandete Schwarze war hier die Meisterin. Sie dirigierte ihre Gäste. Für Souad, seine Freundin und Hans mußten Stühle freigemacht werden. Kaum daß sie saßen, ließ sich die Schwarze ein Weihrauchgefäß reichen und umkreiste damit Köpfe und Füße der Neuankömmlinge.
    Im gleißenden Licht herrschte ohrenbetäubender Lärm. Die Stahlplatten dieser Baracke hatten den Trommelklang nur leise nach draußen dringen lassen. Hier drin aber war es, als wür--den einem die Trommelschlegel auf den Kopf gehauen. Fünf Männer, drei alte und zwei junge, mit braunen Gesichtern, bestickten Käppchen und den Trikots der örtlichen Fußballmannschaft bekleidet, schlugen schweißüberströmt auf ihre Trommeln ein, dann griff einer nach einem Blasinstrument, einer Art Schalmei und erzeugte damit einen kreischenden, schneidenden Ton, aus dem sich eine quälende und zugleich schöne Melodie entwickelte. Viermal wurde sie in Variationen wiederholt. Dazu sangen die Männer mit hellen, gellenden Stimmen, die sie an- und abschwellen ließen.
    Die Frau sei berühmt, sagte Souad, ohne die Augen von ihr zu lösen. Auch jetzt hatte er seinen fressenden Blick, aber hierher paßte das, fand Hans und glotzte auch nicht schlecht, während Souads Freundin eingeschüchtert mit niedergeschlagenen Augen auf ihrem Stuhl hockte.
    Die Schwarze näherte sich in tänzerischen Schritten einer dicken, ärgerlich blickenden Frau, die abwehrend die Hände hob, aber aufstehen mußte, denn auch ihre Nachbarinnen duldeten nicht, daß sie sitzen blieb. Sie machte aus ihrer Verstimmung kein Hehl, sie begann ihren Tanz in der Mitte der Garage mit einer Miene des Überdrusses und der Langeweile. Es war kein kunstvoller Tanz, ein wiegendes Hin- und Hertrippeln, aber nach einer Weile ging unter der Lärmglocke eine Veränderung in ihr vor. Der ärgerliche Gesichtsausdruck verschwand. Sie verlor jeden Ausdruck und schien im wiegenden Stehen einzuschlafen. Dann zuckte ihr Kopf, begann hin- und herzufallen, und ein Schütteln ergriff ihren ganzen Körper, und nun konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten, sie schwang und schwankte wie betrunken, sie stürzte, ihr Kopf drohte wieder und wieder auf den Betonboden zu schlagen, wenn da nicht gleich eine Frau herbeigeeilt wäre, die
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