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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom
Autoren: Uwe Klausner
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richtig, Dean?«, wollte John F. Kennedy wissen, den Blick auf Calabrese gerichtet und den Hörer am linken Ohr, aus dem die Stimme von Dean Rusk, Außenminister der USA, erklang. »Die igeln sich nur ein, oder?«
    »Treffend formuliert, Mister President –«, antwortete der 53-jährige Karrierediplomat aus Georgia, seines betont kühlen und sonoren Tonfalls wegen Buddha genannt, »kein Grund zur Aufregung, wie man so schön sagt. Nach den mir vorliegenden Berichten ist zwar jede Menge Militär mit im Spiel, aber es hat den Anschein, als seien die Russen und ihre ostdeutschen Schoßhündchen darauf bedacht, die Finger von den Westsektoren zu lassen. Klipp und klar gesagt, Sir: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keinerlei Anhaltspunkte für eine militärische Offensive der Roten Armee oder NVA gegen Westberlin.«
    »Na, dann ist ja alles in Ordnung.« Der Präsident stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, lehnte sich zurück und ließ den Arm auf der Lehne des Plüschsofas ruhen, auf dem er kurz zuvor Platz genommen hatte. Mit dem Wohnzimmer seines Vaters, seinem gegenwärtigen Refugium, waren unzählige Erinnerungen verbunden, dokumentiert durch Dutzende von Porträts, auf denen er mit seinen Eltern, Geschwistern und anderen Mitgliedern des Clans abgebildet war. Hier, an diesem Ort scheinbar ungetrübter Idylle, hatte er sich stets geborgen gefühlt, vor allem, wenn es galt, Entscheidungen von großer Tragweite zu fällen. So wie jetzt, im Angesicht eines Mannes, der versucht hatte, ihn auf schmähliche Weise zu hintergehen.
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden, Dean«, bat Kennedy, ein Lächeln im Gesicht, welches beim Anblick von Calabrese buchstäblich gefror, und fügte mit Blick auf seinen Intimfeind hinzu: »Damit mir nur ja nichts aus dem Ruder läuft.«
    »Selbstverständlich, Mister President.«
    »Bis morgen, Dean.«
    »Ich weiß ja nicht, wie Rusk zu der Auffassung kommt, dort drüben sei alles in Ordnung«, knirschte Calabrese, nachdem der Präsident aufgelegt hatte, bemüht, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. »Was mich betrifft, bin ich nach wie vor der Meinung, dass man den Russen nicht über den Weg …«
    »Wenn es jemanden gibt, dem ich nicht über den Weg trauen kann, dann Ihnen, Luke!«, warf der Präsident grimmig ein, stützte das Kinn auf die rechte Hand und mied den Anblick seines Kontrahenten, der, aller Nervosität zum Trotz, kerzengerade auf der Kante seines Sessels saß und sich nicht vom Fleck rührte. Eines Widersachers, der nichts unversucht gelassen hatte, um ihm und dem gesamten Land großen Schaden zuzufügen. »Das steht doch wohl fest.«
    »Wie darf ich das verstehen, Sir?«
    »So, wie ich es sage«, erwiderte Kennedy, von einem Moment auf den anderen betont kühl, und nippte an seinem Orangensaft, welchem ein Mittel gegen die Unterleibsschmerzen beigemischt worden war, an denen er seit zwei Tagen litt. »Oder sind Sie der Meinung, Hochverrat sei ein Kavaliersdelikt?«
    »Wollen Sie damit andeuten, Mister President …«, begann Calabrese, Böses ahnend, und schnappte verzweifelt nach Luft. Und dann, Auge in Auge mit einem sichtlich erbosten Präsidenten, verließ ihn der Mut und er sackte in sich zusammen.
    »Hochverrat, Chief Exekutive!«, fuhr Kennedy den Leiter für verdeckte Auslandsoperationen an. »Sie haben richtig gehört. Mit dem Ziel, unser Land in einen Krieg hineinzuziehen. Einen Krieg, in dem es nach landläufiger Meinung Millionen von Toten geben würde.« Kennedy knallte das Saftglas auf den Tisch und sprang erregt auf. »Eins muss man Ihnen lassen, Luke: Um mich zu hintergehen, haben Sie und dieser … dieser … wie heißt er doch gleich, Andy?«
    »Ross, Mister President. Jermaine Ross. Leiter der BOB«, antwortete Andris Peterson, die Arme verschränkt und direkt hinter Calabrese postiert, als warte er auf das Zeichen, ihm den Hals umzudrehen. »Ein Jammer, dass er momentan verhindert ist.«
    »Macht nichts, wir haben ja noch unseren guten alten Luke. Hand aufs Herz, Chief Executive – dass die Sache so endet, hätten Sie nicht gedacht, was?«
    »Welche Sache?«
    »Jetzt spielen Sie nicht den Ahnungslosen, Calabrese. Um mich auf Kriegskurs zu bringen, war Ihnen ja wohl jedes Mittel recht. Sie möchten, dass ich etwas deutlicher werde? Kein Problem. Doch zuvor möchte ich Ihnen meine Hochachtung ausdrücken. Was sich Ross, Ihr Alter Ego in Berlin, hat einfallen lassen, zeugt nämlich von wahrhaft krimineller Energie. Nicht gerade einfach,
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