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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Hand, in der linken hielt er den Dolch.
    Mein Magen rutschte mir in die Knie. Am liebsten wäre ich geflohen. Was tat ich hier? Ich hatte nichts verbrochen außer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein? Ich zog mein Schwert, schloß und öffnete die Hand ein paar Mal darum. Es lag schwer zwischen meinen Fingern. Am liebsten hätte ich es weit fortgeworfen, doch dann hätte ich meine Schuld bekannt! Ich trug keine Schuld und wollte nichts bekennen, was ich nicht getan hatte. Ich zog den Dolch mit der anderen Hand und schloß meine Finger fest um ihn.
    Coinneach MacAilpin stand am Kopfende des Platzes. Er sah uns nacheinander an. In seinen Augen lag die Frage ob wir bereit waren?
    Ich nickte ergeben. Meine Knie waren weich.
    Fearchar nickte ebenfalls.
     
     
    Langsam begannen wir uns zu umkreisen. Ich hatte ihn bereits einige Male kämpfen sehen, doch mein Gehirn schien wie ausgelöscht. Ich konnte mich nicht an eine einzige winzige Kleinigkeit erinnern. Sollte dies mein Ende sein? Ohne die Füchsin, ohne meinen Sohn ein letztes Mal gesehen zu haben?
    Fearchar durchschnitt mit seinem Schwert ein paar Mal die Luft. Er machte einen Ausfallschritt auf mich zu. „Fang endlich an, oder hast du Angst?“
    Er wollte mich reizen. „Aye, ich habe Angst und wenn du keine hast, bist du ein Schwachkopf!“
    Sein Grinsen wurde dünner. „Ein Schwachkopf?“
    „Aye!“
    „Wenigstens kein Feigling.“ Fearchar hatte so viel Angst, daß er sich beinahe einpinkelte. Und dieser Mann gab seine Angst geradewegs zu. Er hatte die MacDougals noch nie verstanden. Oh, er wußte was Dougal mit ihm machen konnte, wenn er die Oberhand gewann und daß er dies tun würde, stand für ihn außer Zweifel. Er hatte ihn kämpfen gesehen. Gut, er war sicherlich ermüdet durch die vielen Kämpfe der letzten Tage, doch er hatte Kraft! Er umkreiste ihn, in der Hoffnung, daß sein Gegner endlich den ersten Schlag wagte.
    Ich würde nicht beginnen! Sollte er, wenn er so scharf darauf war. Ich ließ ihn weiter kreisen.
    Plötzlich tat er einen Schritt auf mich zu und schlug mit Wucht sein Schwert herunter. Mit der linken Hand stach er seinen Dolch nach. Ich sprang nach hinten und entkam seinem Angriff. Sollte er einen weiteren wagen und noch einen, dann wurde er schneller müde.
    Fearchar spürte Wut in sich aufsteigen. Dieser verfluchte Dreckskerl machte alle seine Pläne zunichte! Er tat einen weiteren Schlag und setzte mit dem Dolch hinterher.
    Ich konnte auch dieses Mal ausweichen. Ich hörte die Menge raunen. Ich versuchte meine Einbildungskraft zu benutzen, um meine Wut zu steigern. Ich bemühte mich, mir das von Duncan Erzählte, bildlich vorzustellen und es gelang mir. Ich sah Fearchars Schwester Maili vor ihm am Boden liegen und weinen. Und dann fielen mir die Schläge wieder ein, die Fearchar mir bei unserer Gefangennahme verpaßt hatte. Die am Boden liegende Maili gab mir die nötige Wut und Kraft zuzuschlagen. Ich hob mein Schwert und ließ es voller Wucht heruntersausen. Fearchar wehrte ab. Ich schlug erneut zu. Meine Kraft wuchs und die Übung der letzten Monde zahlte sich aus. Er wehrte erneut ab. Ich schlug wieder zu. Und noch einmal. Und ein weiteres Mal. Ich ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Wieder schlug ich zu und stach mit dem Dolch hinterher. Ich erwischte ihn am Arm. Blut tropfte. Ich schlug wieder zu, links, rechts und wieder von oben. Fearchar ließ sich zurückdrängen. Ich schlug weiter zu, er wehrte ab. Ich traf seinen linken Arm mit dem Schwert. Stach wieder zu, traf seine Seite. Ich konnte die Angst und die unversöhnliche Wut in seinen Augen erkennen. Er hatte es nicht anders gewollt! Ich schlug wieder zu. Er strauchelte, fiel rückwärts auf den Boden. Ich wartete bis er sich wieder gerappelt hatte. Wieder holte ich aus.
    Plötzlich spürte ich Sand in den Augen. Ich blinzelte vor Schmerz und trat zurück. Dieser feige Mistkerl! Ich spürte einen Schlag auf der Schulter und hob mein Schwert abwehrend in die Höhe. Der Dolch war nutzlos, ich warf ihn weg, um mir die Augen sauber zu reiben. Mit dem schwitzenden Arm wischte ich über meine Augen. Der Schweiß brannte darin. Ich mühte mich, sie zu öffnen, es gelang mir nur einen Spalt weit. Rechtzeitig genug, daß ich den nächsten Schlag kommen sah. Ich riß mein Schwert in die Höhe und wehrte ab. Doch im gleichen Atemzug spürte ich den Dolch in meinen Körper eindringen. Ich fühlte wie er durch meine nackte Haut schnitt, zwischen die Rippen stieß und in meinem
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