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Keltenzauber

Keltenzauber

Titel: Keltenzauber
Autoren: Manuela O. Tietsch
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Gewalt zu bekommen. Wie gebannt starrte ich in die Truhe, in der das Bild wechselte, sobald einer der Männer den flachen Stab berührte. Ich sah die anderen an.
    Eithnes Gesicht war leichenblaß. Gavin ging an der Wand entlang. Ich zog die anderen hinterher. Ich zitterte unter meinem Hemd vor unterdrückter Wut und Verzweiflung. Ich spürte, daß es Calum genauso erging. Gavin ging schnell. Wir folgten.
     
     
    Schließlich erreichten wir einen durchsichtigen, sich auseinander schiebenden Eingang. Menschen gingen ein und aus, ohne Hand anzulegen. Ein unheimlicher Zauber, trotzdem gingen wir mutig hinein.
    Gavin hielt sich rechts. Irgendwann mußten wir auf die kleinen Truhen stoßen! Eine Unmenge an Gegenständen, Stoffen und Kleidern stand und hing uns im Weg. Irgendwie gelang es Gavin sich zurechtzufinden. Wir folgten ihm.
    Endlich traten wir um die Ecke und vor uns standen die Truhen. Wir liefen zu der Truhe, die wir von draußen gesehen hatten. Doch die beiden Männer waren fort. Irgendwo mußten sie doch sein? Ich suchte den Kasten von vorn und von hinten ab. Da war ein Bild, doch nicht das, was ich suchte. Wo hatten die Kerle die Scoten hingebracht? Ich suchte den Raum nach den Männern ab. Fort, sie waren alle fort!
    „Was, was sollen wir tun?“ Eithne schaute zunächst mich, dann die anderen bedrückt an.
    „Ich muß hier raus! Vielleicht fangen sie uns?“ sagte Calum leise.
    Gavin nickte. „Calum hat Recht. Dann könnten wir den verwunschenen Menschen noch weniger helfen!“
    Es mußte doch einen Ausweg geben! Eine Möglichkeit dem Traum zu entrinnen und Gemmán ins Gesicht zu spucken! Was hatte er sich da ausgedacht?
    Gavin wandte sich bereits, um zu gehen. „Es hat keinen Sinn, wir müssen gehen.“
    „Und wohin?“ fragte Eithne bissig. „Vater wird uns helfen!“ Gavin war davon überzeugt.
     
     
    Niedergeschlagen liefen wir weiter, ohne auf den Weg zu achten. Der stramme Schritt kostete mich viel Mühe. Doch ich schmähte die Stiche in meiner Seite und die Trauer in meinem Herzen. Den Schwertknauf fest gegriffen, bis meine Knöchel weiß hervortraten, lief ich weiter. Ab und zu blickte ich zum Himmel, jedenfalls versuchte ich es, doch unter den starken Lichtern und dem wieder fallenden Schnee, konnte ich nichts erkennen, weder ob es dunkel war, noch ob ich einen Stern als Wegweiser hätte nutzen können. Mir blieb nur die Hoffnung, daß Ossian gegebenenfalls einen Weg wußte, um uns zu befreien.
    So bedrückt hatten wir noch nie miteinander geschwiegen, doch keinem von uns war nach reden zu Mute. Ich wußte einer fühlte wie der andere. Wir wollten nur wieder nach Hause. Dem Schrecklichen, Unaussprechlichen entfliehen. Ich konnte nicht verstehen weshalb die anderen Menschen uns dermaßen übergingen, uns zum größten Teil nicht einmal ansahen und wenn doch, mit einem so mitleidigen Lächeln, als wären wir nicht mehr klar im Kopf, und das obwohl doch genau genommen diese Leute eigenartig waren. Immer wieder liefen uns Männer in roten Gewändern mit falschen Bärten über den Weg. Was hatte das zu bedeuten? Ich hatte keine Ahnung. Sicher wußte ich nur eines; wenn mich jetzt einer dumm ansprach, dann würde ich nicht zögern mein Schwert zu ziehen.
    Ich wandte mich um. Hatte Gavin es auch bemerkt? Ich wurde das Gefühl nicht los, daß uns jemand folgte. Die ganze Zeit ging es mir so, doch wer sollte uns folgen? Womöglich die Füchsin? Wahrscheinlich nicht.
    Wir erreichten einen weiten Platz, in dessen Mitte ein Brunnen mit einem Becken stand. Das Wasser hatte sich gesammelt und umschloß halbgefroren und eiskalt meine Finger, als ich sie hineintauchte. Ich beugte mich hinunter um einen Schluck zu trinken. Meine Kehle kratzte und war wie ausgedörrt. Ich spuckte; es schmeckte abscheulich.
    „Was ist?“ fragte Calum.
    „Versuchs lieber nicht!“
    „Ich habe Durst.“ Calum griff nach dem Wasserschlauch, der an seinem Gürtel hing: „Vollkommen leer! MacBochra muß das Wasser ausgegossen haben.“
    „Er hat an alles gedacht!“
    Gavin nickte niedergeschlagen. „Und jetzt?“
    Eithne zog ihren Wasserschlauch nach vorne. „Ich habe etwas.“ Sie zog den Riemen über den Kopf und reichte das Wasser herum.
    Bedächtig trank jeder ein paar Schlucke.
    Ich starrte eine Weile ins vereiste Wasser. Schaute mir die Leute an, die sich in der Nähe des Brunnens aufhielten. Fünf junge Menschen standen in einem Kreis zusammen. Sie hielten seltsame Dinger in den Händen, die beinahe so lang wie die
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