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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch
Autoren: Jason Dark
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damit gemeint haben könnte. Sie war Geologin, kam von der Naturwissenschaft her. Hatte sich stark mit ihr angefreundet. Sah gewisse Dinge immer wieder logisch und hatte auch zumeist recht.
    Doch durch Tonys Worte war sie ins Grübeln gekommen. Cella konnte sich einfach keinen Weg in die Vergangenheit vorstellen, abgesehen von dem, der in den Geschichtsbüchern stand und wo vieles recherchiert worden war. Aber sonst…?
    Trotzdem hatte Tony es steif und fest behauptet. Er war nicht davon abgewichen. Er wüsste auch, wo er anfangen musste, hatte er gesagt.
    Nicht dort, wo seine Kollegen gruben, für ihn war die alte Kultstätte wichtig. Da musste es einen Weg geben, um der Vergangenheit näher zu kommen.
    Cella hatte keine Fragen mehr gestellt und die Dinge auf sich beruhen lassen, obwohl sie Tonys Veränderung bemerkt hatte. Er war nervöser geworden. Er schlief schlechter und war in den Nächten öfter schreiend hochgeschreckt, wie von schlimmen Alpträumen gequält. Auf Cellas Fragen hin hatte er gar nicht oder nur ausweichend geantwortet, aber er war überzeugt, dass gewisse Dinge angeschoben worden waren und sich nun schwerer aufhalten ließen.
    Die Chemie zwischen ihnen war etwas abgekühlt und hatte auch nicht mehr ins reine gebracht werden können, denn Tony Hellman war zu seiner Mutter hin abgereist.
    Diese Tatsache hatte Cella keineswegs beruhigen können. Sie war auch weiterhin neugierig, und die alte Kultstätte ging ihr nicht aus dem Kopf. Es wurde immer schlimmer. Sie fühlte sich von ihr angezogen. Der Drang, ihr einen Besuch abzustatten, nahm zu, und sie wusste an diesem Abend, dass sie hingehen musste. Daran gab es nichts zu rütteln. Wenn sie es nicht versuchte, würde sie keinen Schlaf finden können und eine unruhige Nacht verbringen.
    Jetzt war es fast dunkel. Cella erhob sich von ihrem Stuhl und strich den hellgrauen Pullover glatt. Am Abend wurde es bereits kühl, da tat ein Pullover gut.
    Sie trank den letzten Rest Tee aus der Tasse, öffnete die Beifahrertür des Wohnmobils und schaute hinaus. Ja, die Luft war so weich und samtig. Der Geruch von Staub und Gras vermischte sich. Sie kannte und liebte ihn. Für sie roch es nach Vergangenheit und Gegenwart zugleich.
    Das Grabungsfeld war abgesteckt und auch umzäunt worden. Niemand sollte in der Nacht in den Krater hineinfallen. An zahlreichen Stellen brannten Lichter, so dass die rechteckige Form deutlich markiert wurde. Die Lampen gaben ein gelbliches Licht ab, vergleichbar mit blakenden Fackeln, die ihre Grüße in die Nacht schickten.
    Dort, wo die Kultstätte noch nicht ganz frei lag, war kein Licht zu sehen. Sie schien sich im Dunkel der Vergangenheit versteckt zu halten und scheute das Tageslicht.
    Der Blick nach links fiel auf das große Arbeitszelt. Darin brannte die Beleuchtung. Da saßen Tonys Kollegen über den Fundstücken zusammen, diskutierten, sammelten und besprachen die Arbeit des nächsten Tages. Es war wie immer.
    Weitere Wohnmobile gerieten ebenfalls in ihr Blickfeld. Sie waren so aufgestellt, dass sie sich dem Hang entgegendrückten, der ein Teil der Hügelkette war, die das kleine Tal an der Ostseite bewachte.
    Nach Westen hin war der Weg offen und führte in eine weite, leere, mit wenigen Straßen bedeckte Ebene. Dafür gab es Natur pur, und das liebten auch die vielen Urlauber an der Grünen Insel.
    Hinter den kleinen Fenstern der Wohnmobile schimmerte Licht. Es wurde auch gekocht, und der Geruch von gebratenem Fleisch breitete sich aus. Beinahe so etwas wie eine Lagerfeuerromantik.
    Cella konnte einen Blick in den Außenspiegel werfen. Sie sah darin eine siebenundzwanzigjährige Frau mit sehr kurzem Haarschnitt, einem etwas länglichen Gesicht mit Sommersprossen und hellen Brauen. Ihre Augen waren klar wie das irische Wasser und fast so hell. Cella war keine Schönheit, aber eine patente junge Frau, mit der man Pferde stehlen konnte. Außerdem hatte sie eine gute Figur.
    Man sah ihr an, dass sie viel Sport getrieben hatte.
    Cella wollte die Tür wieder schließen, als sie Schritte hörte, die sich ihrem Wagen näherten. Sie schaute nach rechts und sah einen Mann durch den Lichtschein gehen. Er hatte seine Jacke über die Schulter gehängt und wirkte wie jemand, der vor oder nach dem Essen noch einen Spaziergang unternehmen wollte.
    Er hatte Cella gesehen, ging jetzt schneller und blieb dicht vor ihr stehen.
    Cella ärgerte sich darüber, die Tür nicht geschlossen zu haben, denn sie mochte den Kerl nicht.
    Benny Flint
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