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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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verwirrt.
    Dann hörte er einen Schrei. Von oben!
    Kell rannte los, an einer Reihe von Leichen vorbei, die Arme an die Seiten gelegt, die Gesichter heiter in ihrem kalten Tod. Er hielt Ilanna fest umklammert, atmete keuchend und schnell, denn er konnte seine Enkelin in der Nähe spüren. Weitere Stufen ging es hinauf, er wurde immer leichtsinniger, je stärker ihn seine Furcht antrieb. Er rannte durch einen Schlafsaal, dessen Betten ordentlich gemacht waren und an dessen Fußenden ungeöffnete Truhen standen. Dann stürmte er eine weitere Wendeltreppe hinauf, zwei Stufen auf einmal, während seine alten Beine unter ihm ächzten, seine Muskeln brannten und die Gelenke vor Schmerz wie Messer in ihn stachen; doch dies alles wurde von einer Flutwelle von Adrenalin hinweggefegt, als Kell in den Raum platzte …
    Vier tote Mädchen lagen auf dem Boden, und ihre langen Haare schienen unter den Köpfen mit den leichenblassen, eisigen Gesichtern zu schweben. Nienna und zwei andere Mädchen standen in der Ecke, bewaffnet mit Hellebarden, die sie auf ihrer Flucht von den Wänden gerissen hatten – Schmuckwaffen, nichts weiter. Vor ihnen standen drei Albino-Krieger mit langen weißen Haaren und kurzen Schwertern; ihre schwarzen Rüstungen bildeten einen auffallenden Kontrast zu ihrer porzellanweißen Haut.
    Sie drehten sich wie ein Mann herum, als Kell in den Raum stürmte. Er stürzte sich mit einem Schrei auf sie, schlug mit der Axt nach links und trennte einem Soldaten den Schwertarm ab. Der Mann sank auf die Knie, und aus seinem Armstumpf spritzte weißes Blut. Nienna sprang vor und bohrte einem anderen Soldaten ihre erbeutete Pike in den Hals. Doch der Soldat reagierte rasch, packte die Waffe und wand sie ihr brutal aus den Händen. Nienna stolperte zurück und presste ihre verletzten Handgelenke an den Leib, während sie mit offenem Mund zusah, wie der durchbohrte Albino einfach nicht sterben wollte.
    »Magie!«, zischte sie.
    Der Albino nickte und grinste, aber ihm verging das Lächeln, als Kells Axt ihm den Schädel spaltete und er zu Boden stürzte. Der dritte Soldat wandte sich zur Flucht, aber Ilanna sang und zerschmetterte ihm das Schlüsselbein. Der zweite, diagonal geführte Schlag zertrümmerte seinen Schädel.
    Die Welt schien einzufrieren.
    Kell trat schwer atmend vor. »Bist du verletzt?«
    »Großvater!« Nienna stürzte sich in seine Arme, und ihre Freundinnen drängten sich hinter sie. Ihre Gesichter waren vor Angst verzerrt; das Entsetzen war ihnen deutlich anzusehen. »Es ist einfach schrecklich! Sie haben die Universität gestürmt und alle mit ihren Schwertern getötet und … und …«
    »Und mit Magie«, flüsterte eines der beiden Mädchen, eine junge Frau mit kurzem rotem Haar und rauchgrauen Augen. »Ich bin Katrina, man nennt mich Kat. Und Ihr seid Kell. Ich habe alles über Euch gelesen, Herr, Eure Geschichte, Eure Taten … Eure Abenteuer! Ihr seid ein Held! Der Held aus Kells Legenden!«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, knurrte Kell. »Wir müssen sofort die Stadt verlassen. Die Soldaten bringen alle um, die hierbleiben!«
    Katrina bückte sich und hob das Schwert von einem der Albino-Soldaten auf. »Normale Waffen können ihnen nichts anhaben, richtig?«
    Kell nickte. »Du begreifst schnell, Mädchen. Die Soldaten sind mit Blutöl-Magie belegt, oder vielleicht sollte ich sagen, verflucht. Nur eine entsprechend geweihte oder heilige Waffe kann sie töten. Es sei denn, man schlägt ihnen die Köpfe ab.«
    »Wird dieses Schwert sie töten?« Das Mädchen hob die Waffe.
    »Es gibt wohl nur eine Möglichkeit, das zweifelsfrei herauszufinden.«
    Nienna und die dritte junge Frau, Volga, bewaffneten sich ebenfalls mit den Schwertern der toten Soldaten. Kell führte sie zur Wendeltreppe. Er ging wie eine Katze, vorsichtig, mit wachen Sinnen; seine Schmerzen und Zipperlein, seine Arthritis und sein Hexenschuss waren längst vergessen. Er spürte die Furcht der Frauen, und das war schlimm; etwas Dunkles, Böses zuckte durch Kells Seele und richtete sich in seinem Verstand ein. Er wollte die Verantwortung für diese Frauen nicht übernehmen. Sie bedeuteten ihm nichts, waren für ihn ein Klotz am Bein. Er wollte nur Nienna retten. Die beiden anderen? Die beiden anderen Frauen konnte er …
    Ich kann sie töten, wenn du möchtest.
    Der Gedanke war nicht in Worte gefasst, sondern stieg in einem primitiven, instinktiven Bild in ihm hoch, wehte wie ein Schleier über seine Gedanken. Fast ein ganzes
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