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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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zunehmend zu schaffen.
    Neben all dem blieb nicht viel Zeit für ein Privatleben.
    Nach einem weiteren Jahr und einigen flüchtigen, unbefriedigenden Abenteuern, gestand Daniel sich ein, nach etwas anderem zu suchen. Eine feste Beziehung, jemand, zu dem er nach Hause kehren konnte, wenn ihm denn mal die Zeit blieb.
    Anwärterinnen meldeten sich reichlich. Nur leider blieben die nie sehr lange.
    Obwohl Daniel immer schnell aufging, sich wieder einmal getäuscht zu haben, beendete er keine der wenigen Affären, auf die er sich am Ende einließ. Immer ergriffen die Frauen die Flucht. Dann, wenn sie meinten, lange genug auf ihn gewartet zu haben.
    Äußerst bedauerlich, aber Daniel verschwendete nie einen Gedanken daran, sich vielleicht zu ändern, um sie zum Bleiben zu bewegen.
    Mit einem Arzt liiert zu sein, brachte nun einmal die eine oder andere Unannehmlichkeit mit sich. Er sah keine Veranlassung, sich deshalb zu entschuldigen.
     
    Die Gegenwart …
     
    Daniel schüttelte den Kopf, verzog entnervt das Gesicht und spähte zum Eingang der Hotelbar.
    Möglicherweise hatte er heute wenigstens einen kleinen Sieg errungen. Vor morgen früh brauchte man mit keinem öffentlichen Resümee zu rechnen. Außerdem war er seit Ewigkeiten abends nicht mehr unter die Leute gegangen. Zu wenig Zeit und Gelegenheit.
    Warum nicht?
    Man gönnte sich ja sonst nichts.

3.
     
    „Dies sind meine Vorschläge und ich rate Ihnen dringend, sie zu beherzigen. Andernfalls sehe ich keine Chancen, Ihr Unternehmen langfristig vor dem Untergang zu bewahren. Ihre derzeitige Kampagne ist altbacken, wenig Zielgruppen orientiert und daher ohne Zukunft. Face-Lifting ist die Devise, treten Sie innovativ auf, gehen Sie mit der Zeit! Altbewährte Produkte neigen dazu, langweilig zu werden. Alte Gesichter übrigens auch.“
    Mit bedeutungsvollem Blick musterte Tina die ehrenwerte Gattin des Firmenchefs, die soeben rot anlief. Bedauernd hob sie die Schultern. „So lautet das Ergebnis meiner Analyse. Ich weise nur auf die Schwierigkeit hin, ein Produkt erfolgreich zu vermarkten, welches auf eine jugendliche Zielgruppe ausgerichtet ist. Während das Gesicht, mit dem Sie es unter die Leute bringen wollen, seine Jugend weit hinter sich gelassen hat. Das könnte die eine oder andere Angst schüren.“
    „Unerhört!“, empörte sich das Ex-Modell aus den frühen Achtzigern, das seine Jugend tatsächlich bereits lange hinter sich gelassen hatte. Da halfen auch der beste Visagist und die teuersten OPs nichts.
    Nachdem sich die Expertise in ihrer Tasche befand, sah Tina auf. „Ein Exemplar bleibt selbstverständlich bei Ihnen.“ Mr. Unternehmenschef, der sichtlich um seine Ehe fürchtete, erhob sich und trat zu ihr. Der von Tina beabsichtigte knappe Händedruck fiel dennoch weniger flüchtig aus. Mit einem schmalen Lächeln befreite sie ihre Hand.
    Seines wirkte enttäuscht. „Es war angenehm, mit Ihnen zu arbeiten, Miss Hunt. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.“
    „Ihr Scheck erübrigt jeden Dank“, erwiderte sie kühl. „Und eine angenehme Zusammenarbeit ist sehr nett, interessanter für mich jedoch ist das gewinnträchtige Resultat. Ich hoffe, mit meiner Arbeit Letzteres erreicht zu haben, denn das ist meine Aufgabe. Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Guten Tag.“
    Nach einem kaum sichtbaren Nicken ließ sie den Unternehmenschef stehen. Der musste seine Jugend und Attraktivität ungefähr vor fünfzig Jahren beerdigt haben. Ein ähnlich gelagerter Gruß erfolgte an die erboste Ehefrau. Die schien in Gedanken bereits die Bestandteile des Ehevertrages durchzugehen. Doch das war nicht Tinas Problem. Man bezahlte sie für ihre ehrliche und durchaus renommierte Meinung, nicht für Arschkriecherei.
    * * *
    Kurz darauf fuhr sie mit dem Aufzug hinab in die Lobby des Towers.
    Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, der Tag wieder einmal lang gewesen. Denn als sie am Morgen das Gebäude betrat, ließ der Sonnenaufgang noch auf sich warten.
    In welcher Stadt befand sie sich gerade? Tina brauchte tatsächlich einen kurzen Moment, bevor es ihr einfiel.
    Boston.
    Ja, diese Kosmetikgeschichte. Morgen früh ging ihr Flieger nach Waterbury. Ihr letzter Besuch dort lag lange zurück. Nun ja, im Vergleich zu einer echten Großstadt, handelte es sich eher um ein Kaff. Wenngleich mit einigen, durchaus liquiden ansässigen Kunden. Und darauf kam es am Ende nur an.
    Das bewundernde Lächeln des jungen Mannes, der ihr begegnete, blieb unbeantwortet. Zielstrebig wie
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