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Keiner flirtet so wie du

Keiner flirtet so wie du

Titel: Keiner flirtet so wie du
Autoren: Nicola Marsh
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sinken, und obwohl sie einen Anflug von Mitleid spürte, kaufte sie ihm seine Entschuldigung nicht ganz ab. Sie hörte die Aufrichtigkeit in seiner Stimme, sah die Angst in seinen Augen, und auch wenn es für sie keine Zukunft gab, beschloss sie, alles auf eine Karte zu setzen.
    „Es ist sicher nicht leicht mit einem Vater wie Roy, aber ich glaube, du benutzt ihn als faule Ausrede.“
    Er zuckte sichtlich zusammen.
    „Ich weiß, wie es ist, kein Vorbild zu haben. Ich hatte nie eine richtige Mutter. Bis ich sechzehn war, hat sie meine Anwesenheit mehr oder weniger geduldet, dann hat sich mich rausgeworfen.“
    Er erblasste. „Mein Gott …“
    „Ich habe es hinter mir gelassen.“
    Sie sah, wie er rechnete. „Mit sechzehn? Das war vor zehn Jahren, kurz nach Roys Beerdigung, als ich Melbourne verlassen habe. …“
    „Ja, Hector trauerte um Roy und um dich. Ich hatte mich in seinem Schuppen einquartiert, er fand mich und nahm mich bei sich auf.“
    Stolz flackerte in seinen Augen auf. „Mein Großvater ist ein wundervoller Mensch.“
    „Das ist er. Was mangelnde Vorbilder angeht, sitzen wir also im selben Boot. Aber ich verstecke mich nicht dahinter.“
    Sie begann, auf und ab zu laufen, unsicher, ob es richtig war, ihm ihr Herz auszuschütten, aber es tat so gut.
    „Ich war wie du. Ich habe keinen Mann an mich herangelassen, weil ich wusste, dass es zu nichts führt. Meine Mutter hat mir wehgetan. Ich habe eine Mauer um mich errichtet, die niemand durchdringen konnte. Aber Hector hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, anderen Menschen zu vertrauen. Dann kamst du, und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich etwas riskiert.“
    Und verloren. Aber darum ging es nicht. Sie hatte riskiert, ihn zu lieben, und obwohl es entsetzlich wehtat, ihn zu verlieren, wusste sie jetzt wenigstens, dass sie dazu überhaupt fähig war.
    Ihm stand der Mund offen. „Was meinst du damit?“
    „Dass ich mich verliebt habe, obwohl ich wusste, dass du meine Liebe nie erwidern würdest.“
    Fast musste sie über sein verblüfftes Gesicht lachen.
    „Ich bin deine erste Liebe?“
    „Tja, jetzt weißt du es.“ Sie wandte sich ab, damit er nicht die Tränen in ihren Augen schimmern sah, und wartete, dass die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, sicher, dass er sofort die Flucht ergreifen würde.
    Als er sie an den Schultern fasste und umdrehte, überraschte sein ehrfürchtiger Gesichtsausdruck sie fast noch mehr als die Tatsache, dass er überhaupt noch da war.
    „Ich bin der Einzige, den du je geliebt hast?“
    „Was willst du, eine Medaille?“
    Sein Mund öffnete und schloss sich, und die Verwunderung wich männlichem Stolz, als er ihr Kinn anhob, um ihr Gesicht zu studieren. „Du hast recht, aber was meine Gefühle für dich angeht, irrst du dich.“
    Ihr Herz blieb stehen, und alles Blut wich aus ihrem Gesicht.
    „Denn das tue ich. Deine Liebe erwidern, meine ich.“
    Sie blinzelte. Bestimmt hatte sie sich verhört.
    „Ich liebe dich, Charli. Deshalb bin ich zurückgekommen. Deshalb bleibe ich, wenn du mich überhaupt noch willst. Wir können die Sache langsam angehen, uns erst besser kennenlernen, bis du bereit bist, es noch einmal mit mir zu versuchen.“
    Ihr Herz tat einen Sprung bei seinen Worten, bevor die Realität sie wieder einholte.
    Luca hatte keine Gefühle. Als Ausgleich spendete er tonnenweise Geld. Er war eine Art Robin Hood, nur ohne die Strumpfhosen.
    Zwar beteuerte er, sie zu lieben, doch sie wusste es besser. Er wollte nur das Richtige tun, wollte beweisen, dass er nicht war wie sein Vater.
    Aber wie lange würde es dauern, bis die ruhigen Abende zu Hause, der schmutzige Abwasch, die gestresste Frau, die es sich nach einem langen Arbeitstag nur noch vor dem Fernseher gemütlich machen und Eis essen wollte, ihn zu langweilen begannen?
    Luca liebte seine Unabhängigkeit. Er war nicht fähig zu einer Beziehung. Auf keinen Fall würde sie ihn in ihr Leben lassen, nur um verlassen zu werden, wenn ihm langweilig wurde.
    Das würde sie sich nicht antun. Schon jetzt war es schwer genug, ihn wegzuschicken.
    Sie löste sich aus seiner Umarmung und wich zurück.
    „Charli? Sag doch etwas.“
    Was gab es da groß zu sagen?
    Verächtlich verzog er den Mund. „Obwohl dein Schweigen wahrscheinlich schon alles sagt.“
    Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie wich zurück.
    Die Verzweiflung in seinem Blick zerriss sie innerlich.
    „Glaubst du nicht, dass es nach einer Kindheit, wie wir sie hatten, ziemlich
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