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Keiner flirtet so wie du

Keiner flirtet so wie du

Titel: Keiner flirtet so wie du
Autoren: Nicola Marsh
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ging, und es riss ein riesiges Loch in sein Herz.
    „Ich rufe sie an.“
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung verhieß nichts Gutes, und bevor Hector zum nächsten Schlag ausholen konnte, sagte Luca: „Bis bald.“
    Er wartete die Antwort nicht ab und beendete das Gespräch. Seine Hand zitterte, als er das Telefon wieder in seine Tasche gleiten ließ.
    Alles lief verkehrt. Erst verdarb er es sich mit Charli, und so wie das Telefonat verlaufen war, hatte er dasselbe auch mit seinem Großvater getan.
    Das kam dabei heraus, wenn er Gefühle zeigte: Chaos und Verwirrung.
    Was also sollte er tun, um alles wieder geradezubiegen?
    Glücklicherweise war der Flug nach London lang. Er musste über vieles nachdenken.
    Nachdem sie eine Stunde lang wie betäubt dagelegen hatte, kam Charli endlich zur Besinnung. Sie duschte in Rekordzeit, schlüpfte in ein karmesinrotes Kostüm und konnte nur hoffen, dass man ihr nicht ansah, wie mies sie sich fühlte.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben fürchtete sie das Büro – wo alles sie an Luca erinnern würde.
    Als sie gerade zur Tür hinaus wollte, klingelte das Telefon. Mit angehaltenem Atem wartete sie, in der Hoffnung, es wäre Luca. Gleichzeitig schämte sie sich, dass sie zu feige war abzunehmen.
    In dem Moment, als seine Stimme auf dem Anrufbeantworter erklang, gaben ihre Knie nach, und sie musste sich am Türgriff festhalten.
    „Hey, Charli, ich bin es. Ich war ein Riesenidiot. Wenn du da bist, geh ran.“
    Sie ging zum Telefon und wollte schon abnehmen, doch dann ließ sie die Hand wieder sinken.
    Wenn sie antwortete, würde sie wahrscheinlich zusammenbrechen und sich zum Narren machen. Oder ihn gar bitten zu bleiben. Sie hatten Abschied genommen, wenn auch mit Taten statt mit Worten. Es war zu spät.
    „Bestimmt stehst du neben dem Telefon. Ich kann es dir nicht verdenken, nachdem ich einfach gegangen bin, ohne mich zu verabschieden. Jedenfalls würde ich gern reden.“
    Ihr stockte der Atem, als sie hörte, wie ernst es ihm war, und sie wartete in der Hoffnung auf ein kleines Zeichen, dass er ebenso empfand wie er.
    „Okay, also pass auf dich auf.“
    Er legte auf, und die plötzliche Stille verschlimmerte die Leere in ihrem Herzen.
    Er wollte reden. Worüber? Darüber, dass es schön war mit ihr, dass ihm der Abschied schwerfiel, aber hey, so war das Leben? Danke für die Erinnerungen? Nein, zum Reden war es längst zu spät. Sie liebte ihn, und wenn er das nach letzter Nacht nicht begriffen hatte, würde er es nie begreifen.
    Oder war sie zu streng mit ihm? Männer waren grundsätzlich nicht besonders gut darin, die Zeichen zu lesen. Und für jemanden, der seine Gefühle so unter Verschluss hielt wie Luca, war es sicher noch schwerer. Doch selbst wenn er es begriffen hatte, würde es nicht das Geringste ändern.
    Irgendwann würde sie wohl mit ihm reden müssen, doch fürs Erste würde sie sich in die Arbeit stürzen, um sich von ihrem gebrochenen Herz abzulenken.
    In den vergangenen Tagen hatte Luca gründlich über sein Leben nachgedacht.
    Zwar war er rein körperlich in London anwesend und kümmerte sich um die letzten Details für die Finanzierung eines Projektes für krebskranke Kinder, doch gefühlsmäßig war er noch in Melbourne bei Charli. Er fragte sich, ob es ihr gut ging. Und ob sie ihm noch eine Chance geben würde, wenn er zurückkehrte.
    Er hatte wiederholt versucht, sie anzurufen, bevor er zu dem Schluss kam, dass er ihr das, was ihm auf den Herzen lag, sowieso nicht am Telefon sagen konnte.
    Nein, was er zu sagen hatte, ging nur von Angesicht zu Angesicht, und auf dem langen Flug von London nach Melbourne hatte er seine Rede im Stillen unzählige Male geübt.
    Das große Finale musste also warten, und obwohl er am liebsten gleich zu ihr geeilt wäre, gab es zuvor noch etwas, das er erledigen musste. Denn er wusste, wenn er seine Vergangenheit nicht in den Griff bekam, riskierte er seine Zukunft.
    Er war ziemlich verärgert über Hectors Gardinenpredigt gewesen, als er ihn in seiner Verzweiflung vom Flughafen aus angerufen hatte – bis er ausgiebig darüber nachgedacht hatte und ihm etwas klar geworden war. Hector hatte mit ihm Klartext geredet, wie ein Vater es mit seinem Sohn getan hätte. Bei dieser Erkenntnis verflog sein anfänglicher Groll und hinterließ ein hohles Gefühl.
    Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, mit dieser Leere umzugehen, hatte sie mit Arbeit gefüllt, mit Spenden und guten Taten, doch das reichte jetzt einfach nicht mehr. Und
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