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Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani
Autoren: C Paglieri
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nur an, und der Minister verstand, was er im Sinn hatte. Er riss die Augen auf, und
     seiner Kehle entwich ein Schlucklaut, der einfach nicht wie ein Nein klingen wollte.

|386| Fünfundsechzig
    Luciani und Ranieri
    Santo Stefano, April
     
    Durch das Aufblitzen der Taschenlampe hatte Marco Luciani sich in der Zelle orientieren können. Aber kaum war es wieder völlig
     finster, sah er auf seiner Brust einen roten Punkt aufleuchten.
    Ihm wurde klar, dass man mit einer Pistole oder einem Gewehr auf ihn zielte, und er stellte sich darauf ein, den Schuss zu
     kassieren. Der Schlag war aber heftiger als erwartet.
    Vor Schmerz schrie er auf und fiel zu Boden, und einen Moment später war die Kapelle des Panopticons durch weißes Licht taghell
     erleuchtet.
     
    »Halt! Polizei!«
    Zwei große grelle Scheinwerfer, die von den Handwerkern zur Nachtarbeit benutzt wurden, strahlten von den Wachtürmen und blendeten
     den Minister.
    »Werfen Sie die Pistole weg!«
    Ludovico schlug die Hand vors Gesicht, das Licht und der Schreck hatten ihn völlig betäubt, dann warf er sich in der Kapelle
     zu Boden.
    »Wirf die Pistole weg und komm raus!«
    Ludovico Ranieri brauchte nur wenige Sekunden, um seine Kaltblütigkeit wiederzuerlangen. Die erste Stimme kam vom Turm zu
     seiner Rechten, die zweite, eine weibliche, von dem zur Linken. Sie hielten ihn mindestens zu zweit in Schach, und zum ersten
     Mal wurde ihm klar, dass er in dieser Position, von der aus er alles unter Kontrolle halten wollte, auch extrem verwundbar
     war.
    |387| »Nicht schießen! Ich bin ein Minister der Republik!«, schrie er.
    Er fragte sich, wo Belmondo abgeblieben war. Wenn er nicht eingegriffen hatte, hieß das, sie hatten ihn schon ausgeschaltet
     oder er hielt es für klüger, nichts zu unternehmen.
    »Ich werfe die Waffe weg«, schrie er und schleuderte seine Beretta hinaus in den Hof. »Ich komme jetzt heraus. Nicht schießen!«
     Es stimmt wirklich, wenn du im Scheinwerferlicht stehst, dann benimmst du dich wie in den Filmen, die du gesehen hast, dachte
     er mit einem bitteren Lächeln. Wie auch immer, Luciani konnte nicht mehr aussagen, und er musste jetzt die Situation auf den
     Kopf stellen, musste versuchen, sie zu täuschen.
    »Ein Glück, dass Sie gekommen sind«, schrie er. »Ein Räuber hat mich verfolgt, und ich habe mich hierher geflüchtet. Ich glaube,
     ich habe ihn erwischt.«
    Inspektor Valerio erschien in dem Lichtkegel, er bückte sich, um die Pistole des Ministers mit einem Taschentuch aufzuheben,
     und steckte sie ein. Dann trat er an Ranieri heran, flüsterte: »Rühren Sie sich nicht!«, und durchsuchte ihn nach weiteren
     Waffen.
    »Was machen Sie denn da? Verstehen Sie nicht, was ich sage? Ich bin Minister Ludovico Ranieri! Stecken Sie die Waffe weg.
     Wer zum Henker bist … sind Sie denn? Ich will Ihre Namen!« Eine Brünette um die dreißig, in hautengem schwarzem Overall, war
     in der Mitte des Hofes erschienen, Belmondo vor sich herschiebend. Er war in Handschellen, die Arme auf dem Rücken.
    »Können Sie uns sagen, wer dieser Mann ist?«
    »Mein Leibwächter. Er kann Ihnen alles bestätigen. Da war dieser Räuber, der uns verfolgte, und wir sind …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Eine Ohrfeige Valerios verdrehte ihm den Kopf und warf ihn zu |388| Boden. Dann presste der Inspektor ihm ein Knie in den Rücken und legte ihm Handschellen an.
    »Du bist kein Minister. Du bist ein Mörder, der einen alten Mann und ein junges Mädchen getötet hat. Und gerade hast du auf
     einen Polizeikommissar geschossen.«
    Ein schmaler, baumlanger Schatten glitt über die Wegplatten im Hof, bis er fast Ranieris Kopf berührte. Marco Luciani stand
     aufrecht, eingerahmt von gleißendem Scheinwerferlicht, er hatte die kugelsichere Weste ausgezogen und massierte vorsichtig
     das kleine Hämatom in Höhe seines Herzens.
    »Alles okay, Lucio?«
    »Alles okay, Vale.«
    »Ich sag’s ja immer: Du hast ein Herz aus Stein.«
    Der Minister betrachtete ihre höhnischen Mienen. Es hatte keinen Sinn mehr, Theater zu spielen.
     
    Marco Luciani ging den Kalabreser holen, den Irina geknebelt und an einen Baum gefesselt hatte. Er brachte ihn in den Hof.
    »Komm mit mir nach oben, ich will etwas überprüfen. Auch wenn ich denke, es wird sinnlos sein.«
    Er ging die Treppe hoch zum Kreis des Fegefeuers, zählte vierzehn Türen ab und schlüpfte in die betreffende Zelle. Die Nische
     gab es wirklich, sie war in die Außenmauer der Zelle gehauen,
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