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Keine Ferien ohne Pferde

Keine Ferien ohne Pferde

Titel: Keine Ferien ohne Pferde
Autoren: Quinto
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Komm, wir laufen schnell zur Weide hinunter. Vielleicht hatten die anderen ja Glück und haben die Ponys gefunden. Sie müssen schließlich in der Nähe sein.“
    „Aber warum hat sie dann keiner gesehen?“ Anne pfiff nach dem Hund und verließ mit Audrey den Hof. „Das ergibt doch alles keinen Sinn!“

Nicholas sattelte Trombone, seine graue Stute. Er war am Tag zuvor aus dem Internat zurückgekommen und hatte das Gefühl, als ob er das alte, viktorianische Haus, in dem er mit seinen Eltern lebte, zum ersten Mal sehen würde. So erging es ihm immer. Nach jeden Ferien erschien ihm das Haus ein wenig kleiner. Dabei war es ein großes Haus mit vielen Zimmern, und er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als es ihm wie ein Palast vorgekommen war.
    Trombone hatte sich gefreut, als er in ihren Stall gekommen war. Und Watchman, der Boxer, hatte ihn mit einem fröhlichen Bellen begrüßt. Seine Mutter hatte seinen Lieblingskuchen gebacken, und zum Abendessen wurde der Tisch im Speisezimmer gedeckt, und es gab frischen Lachs.
    Auf dem kleinen Schreibtisch in seinem Zimmer lag die Post des Pony-Clubs. Nicholas hatte Pläne für die Ferien gemacht. Diesmal wollte er seine Stute richtig trainieren und bei den großen Turnieren in der Umgebung starten. Doch er machte oft große Pläne, und nicht selten verliefen sie im Sande.
    „Ich nehme an, du gehst zuerst einmal in die Reitschule“, hatte seine Mutter beim Frühstück gesagt. Und er hatte genickt und sich gefragt, ob er die alten Freunde vom vergangenen Sommer wieder treffen würde. Bromwyn hatte ihm von Zeit zu Zeit geschrieben, und er war neugierig, ob sie immer noch die gleichen alten Kleider trug. ,Vielleicht ist Mr. Fisher ja auch über Nacht ein berühmter Maler geworden, und seine Tochter kann sich endlich etwas Nettes zum Anziehen kaufen‘, dachte er.
    Nicholas winkte seiner Mutter noch einmal zu, als er auf die Straße ritt. Es war sehr früh am Morgen. Ein kleiner Junge lieferte die Zeitungen aus, und der Briefträger brachte die Post zu dem neuen Hotel, das auf einem Hügel am Rande des Dorfes lag. Das Hotel war groß und modern, mit hohen, blitzenden Fensterscheiben. Nicholas mochte es nicht. Er nahm die Abkürzung zur Reitschule und ritt durch brachliegende Felder, die die Gemeinde kürzlich zu Bauland erklärt hatte. ,Im nächsten Sommer ist hier alles zugebaut‘, dachte er, und der Gedanke gefiel ihm gar nicht.
    Er trieb Trombone zum Galopp an und konnte schon bald das Meer sehen. Die See war ruhig, und graue Wellen brachen sich träge an einem verlassenen Strand. Der Wind trug den fast schon vergessenen und doch so vertrauten Geruch von Tang und Salz zu ihm herüber. Dann hatte er die Reitschule erreicht und trabte durch das offene Hoftor.
    „Hallo!“, rief er. „Hallo!“
    Er bekam keine Antwort. Nicht einmal Audreys Hunde waren da, um ihn zu begrüßen.
    „Verstehst du das, Trombone?“ Er stieg aus dem Sattel. „Wo sind die denn alle? Nicht einmal Audrey ist da.“
    Nicholas war groß und breitschultrig, mit blondem Haar. Er war sehr selbstbewusst, und man sah ihm an, dass er wusste, was er wollte, als er jetzt über den Hof ging und in die verlassenen Boxen schaute.
    „Seltsam!“, sagte er zu seiner Stute. „Anscheinend sind alle ausgeflogen.“
    Da klingelte das Telefon in der Sattelkammer. Nicholas nahm eilig den Hörer ab, aber es war nur die Mutter einer Schülerin, die sich vergewissern wollte, ob der Reitunterricht wie geplant stattfand. Audreys Stundenplan lag auf dem Tisch, und er überflog rasch die Namen der eingetragenen Schüler. „Ja, es ist alles in Ordnung“, sagte er. „Ihre Tochter ist für zehn Uhr vorgemerkt.“
    Er hatte gerade wieder aufgelegt, als Audrey, Maria und Stella mit Frosty und Turpin durch das Hoftor kamen.
    „Ist etwas passiert?“ Nicholas bemerkte sofort, wie niedergeschlagen die kleine Prozession aussah.
    Stella und Maria erzählten ihm, was geschehen war, während Audrey ratlos auf dem Hof auf und ab ging.
    „Das Gatter war also offen und die Absperrkette verschwunden?“ Er runzelte die Stirn. „Ich finde, das ist ein Fall für die Polizei.“
    „James hat sie schon benachrichtigt“, seufzte Stella. „Jedenfalls ist er ins Dorf gegangen.“
    „Ich reite mit Trombone das Gelände ab. Die Ponys können nicht weit sein. Trotzdem ist es seltsam, dass sie nicht nach Hause in ihren Stall gekommen sind.“
    „Das haben sie sonst immer getan.“ Audrey strich sich das Haar aus der Stirn.
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