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Kein Pfund zu viel!

Kein Pfund zu viel!

Titel: Kein Pfund zu viel!
Autoren: France Carol
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brüderlicher Natur war. Der kleine Bruder seines besten Freundes war damals etwa fünfzehn Jahre alt gewesen und Tarek hatte erst nach und nach festgestellt, dass er jedes Mal ein flaues Gefühl im Magen bekam, wenn er in die wunderschönen, dunklen Augen des Twinks blickte. Mit seinen damals einundzwanzig Jahren hatte er genau gewusst, worum es sich dabei handelte, verbot sich aber diese tiefen Gefühle, tat sie als blosse Geilheit ab und verdrängte sie nachfolgend mit Erfolg, so glaubte er jedenfalls bis vor kurzem.
    Den grössten Fehler hatte er im Clu b gemacht, als er Federico geküsst hatte und damit nun wusste, wie unglaublich gut dieser schmeckte. Nicht nur einmal war er in den folgenden Nächten aufgewacht, voll erregt, weil er von Federico geträumt hatte und sich daraufhin mit der eigenen Faust Erleichterung verschaffen musste, was jedoch nur ein schaler Ersatz war. Selbst den Geschmack von Federico glaubte er jedes Mal noch zu schmecken, was ihn gleich wieder erregte.
    Die letzten Tage war er auf Abstand zu dem Twink gegangen und hatte sich in den einschlägigen Clubs um Abwechslung bemüht. Doch jeder Fick, jeder Blowjob und jeder Handjob waren unbefriedigend gewesen, was ihn langsam zu einem mürrischen Gesellen machte, was Vladek und – was noch schlimmer war – auch Andri nicht verborgen blieb. Die Fragerei nach der Ursache seiner Verstimmtheit nervte ihn masslos, denn keinem der beiden konnte er die Wahrheit sagen. Doch was war eigentlich die Wahrheit? War er einfach nur scharf auf den Twink? Oder war er zuletzt sogar doch noch verliebt in Federico? Nein, entschied sich Tarek bei der letzten Frage. Er hatte sich schon vor Jahren ‚entliebt‘, so dass es sich also nur um ganz normale Geilheit handeln konnte, die vor allem durch die provokante Art von Federico ausgelöst wurde. Doch weshalb waren die anonymen Ficks im Darkroom denn so unbefriedigend? Vermutlich, weil er sich aus irgendeinem Grund einfach auf Federico eingefahren hatte. Es gab also nur zwei Möglichkeiten. Nummer 1: Er wartete, bis sich die Geilheit von alleine legte. Nummer 2: Er fickte Federico. Da Letzeres nicht in Frage kam, weil ihm Andri dann die Hölle heissmachen würde, lief alles auf Nummer eins heraus.
    Seufzend setzte sich Tarek wieder an den Schreibtisch und vertiefte sich in die vor ihm liegenden Unterlagen. Arbeit war wohl im Moment das Beste, um sich von seinen Gedanken abzulenken.
     
    Gereizt stand Tarek auf und verliess das Büro, um im Gästeraum nachzusehen, ob Vladek sich dort aufhielt. Er hätte schon vor einer halben Stunde da sein sollen, weil er ihn zu einer nächtlichen Pistentour in die Gayszene abholen wollte, war aber noch nicht aufgetaucht.
    Als er in das gutbesuchte Bistro trat, sah er die grosse Erscheinung seines Freundes sofort. Er sass an der Theke und unterhielt sich angeregt mit Federico, der heute zusammen mit Lukas Dienst hatte. Irgendetwas Komisches musste der Russe gerade gesagt haben, den Federico antwortete mit einem fröhlichen – ja, sogar stahlenden – Lächeln und schien sich prächtig zu amüsieren. Wann hatte Tarek ihn das letzte Mal so unbeschwert gesehen? Es hatte nie viele solcher Momente im Leben von Federico gegeben, doch wenn er einmal so sorglos aufgelacht hatte, war meist Tarek es gewesen, der es aus ihm herausgelockt hatte. Und nun sass Vladek dort, und flirtete geradezu schamlos mit Federico.
    Mit ausholenden Schritten durchquerte Tarek den Raum und blieb vor dem Schanktresen stehen. Mit einem tadelnden Blick sah er Federico an, der in diesem Augenblick zu ihm aufsah.
    „Hast du nichts zu tun? Ich finde nicht, dass es sich gut macht, wenn das Personal so lautstark herum schäkert“, sagte Tarek unwirsch und blickte daraufhin zu Vladek. „Und wann wolltest du dich eigentlich bei mir melden, damit wir endlich loskönnen?“
    Einen Moment blickte Vladek ihn verwundert an, bis er mit einem überheblichen Grinsen antwortete: „Ich dachte mir, dass du mich schon irgendwann findest. Zudem macht es bedeutend mehr Spass mit Federico zu plaudern, als mich von dir auf diese sauertöpfische Art herunter machen zu lassen.“
    Diese Worte allein schürten die Wut, die Tarek augenblicklich beim Anblick der beiden verspürt hatte, zur Genüge, aber als er nun noch mit ansehen musste, wie Vladek Federico zuzwinkerte, glaubte er platzen zu müssen.
    Grob packte er seinen russischen Freund am Ärmel und zwang diesen so, mit ihm nach hinten ins Büro zu kommen. Scheinbar belustigt
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