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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt
Autoren: Julian May
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Tanu-Truppe auf einen Feldzug gegen den schrecklichen Delbaeth gehen.
    Das schicksalhafte Bankett hatte zur Folge, daß die sogenannte Heerschar Nontusvels, Kinder Thagdals und der regierenden Königin, sich verzweifelt an das Schmieden reaktionärer Pläne machte. Thagdal hatte in seinem schon zwei Jahrtausende währenden Leben andere Ehefrauen gehabt und Tausende von Kindern von Tanu- und Menschenfrauen, da sein Keimplasma als unvergleichlich galt. (Darauf gründete sich sein Anspruch auf die Königswürde.) Aber die Heerschar betrachtete sich selbst als die Elite und hegte seit langem im Gegensatz zu der alten Tanu-Sitte dynastischen Ehrgeiz.
    Anführer der Heerschar war Nodonn, der größte Kriegsheld der Tanu, Oberhaupt der Psychokinetischen Gilde und Herrscher von Goriah, einer reichen Stadt an der Küste von Armorica (der Bretagne). Im Gegensatz zu seinem allzeit potenten Vater litt Nodonn jedoch an einem reproduktiven Handicap. Seine Nachkommen -zahlreich waren sie nicht - zeigten keine wichtigen metaphysischen Begabungen. Nodonn war Mitglied der Tanu-Hierarchie, der Hohen Tafel. Andere hier sitzende Notabein der Heerschar waren die Zwillinge Fian und Kuhal, die sich den Posten des Zweiten Psychokinetischen Lords teilten, Culluket der Inquisitor, Zweiter Redakteur unter Dionket, Imidol, der Zweite Koerzierer, der keine Freude daran hatte, daß er Gomnol, dem menschlichen Präsidenten der Koerzierer-Gilde, unterstellt war, und die Kriegerin Riganone, die beabsichtigte, die alte Mayvar um die Führerschaft der Fernwahrnehmer herauszufordern. Zu der Heerschar gehörten noch weitere 200 Personen, aber nicht alle von ihnen waren erstklassig in bezug auf ihre mentalen Kräfte. Auch hatte die Heerschar an der Hohen Tafel nicht die Mehrheit. Aber ihre Dynastie mochte an die Macht gelangen, wenn Nodonn einmal Thagdal nachfolgte.
    Im Augenblick schien diese Nachfolge gefährdet: Nicht durch Aiken Drum (ihn tat die Heerschar als bloße metapsychische Nova ab, die fast ebenso schnell ausbrennen würde, wie sie aufgeflammt war), sondern durch Elizabeth.
    Wenn sie König Thagdal voll operante Kinder gebar, würden diese zweifellos den Kern einer Mischlingselite bilden, körperlich und geistig stärker als die reinblütigen Tanu. Der Plan, Elizabeth für ein Zuchtprogramm zu benutzen, war dem König von Gomnol vorgeschlagen worden. Mit Recht argwöhnte die Heerschar, der hinterhältige menschliche Koerzierer-Lord verfolge die Absicht, in einem neuen System, das menschliche Operante einschloß, für sich selbst Platz zu schaffen. Nach sorgenvollen Besprechungen entschieden die Anführer der Heerschar, Elizabeth müsse sterben. Das war nicht leicht zu bewerkstelligen. Sie war eine operante Großmeisterin, und kein einzelner Tanu konnte sie mittels eines mentalen Angriffs bezwingen. Doch wenn die Heerschar zusammenarbeitete, wenn jeder seinen Geist dem sogenannten metapsychischen Konzert beifügte, gelang es vielleicht, Elizabeth zu töten. (Für diesen Plan traf es sich unglücklich, daß eine solche Kooperation den individualistischen Tanu große Schwierigkeiten bereitete. Ein metapsychisches Konzert erreichten sie nur unter sehr fester Leitung. Culluket, dem Redakteur, und Imidol, dem Koerzierer, gelang es schließlich, das Unternehmen zu organisieren.)
    Mehrere Wochen vergingen. Die Heerschar griff Elizabeth einige Male ziemlich ungeschickt an. Doch die Großmeisterin wußte, daß ihre Gegner mit der Zeit wirksamere Methoden finden würden. Deshalb entzog sie sich ihnen, indem sie Brede Schiffsgattin in deren Raum ohne Türen begleitete, der sicher gegen eindringende Gedanken war. Brede verfolgte mit Elizabeth eigene Pläne, und diese hatten nichts mit denen Thagdals, Gomnols oder der Heerschar zu tun: Die Schiffsgattin, Wächterin beider Rassen, sah in Elizabeth die eine, die Tanu und Firvulag aus ihrer barbarischen und geistlosen Kampfkultur in eine wahrhaft zivilisierte Gesellschaft des Geistes zu führen vermochte, wozu Brede offenkundig nicht fähig war.
    Elizabeth war nicht in der Stimmung für Bredes großherzige Hoffnung. Verzweiflung überkam sie bei dem Gefühl, die einzige metapsychische Erwachsene in einer Welt von bösartigen Kindern zu sein,' die auf ein ihnen überlegenes Wesen nur in der Weise reagierten, daß sie es aus Furcht zu töten versuchten. Jeden Gedanken an eine spirituelle Mutterrolle oder eine Beteiligung an Bredes Wächteramt wies Elizabeth von sich. Sie wollte nichts anderes, so teilte sie der
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