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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich
Autoren: Andreas Grabolle
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Landwirtschaftsministerium empfiehlt Neueinsteigern die Pekingentenmast. Investitionen seien vor allem dann lukrativ, wenn sich die Pekingente vom Saisonal- zum Ganzjahresgeflügel entwickeln würde. Ganzjahresgeflügel! Damit ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb 50000 Euro im Jahr einnimmt, rechnet das Ministerium vor, muss er 34000 Entenmastplätze haben und eine Viertelmillion Tiere im Jahr verkaufen. 2011 sch lüpften in Deutschland 22 Millionen Entenküken zum Gebrauch. Beim de rzeitigen Pro-Kopf-Konsum in Deutschland von nur 1 Kilo Entenfleisch pro Jahr geht wohl noch was. Vom Schwein verdrückt der Durchschnittsdeutsche satte 40 Kilo. Die Mast sei zudem »wegen der Robustheit des Wassergeflügels« interessant, so das Ministerium. Bademöglichkeiten gibt es natürlich keine in diesen Anlagen. Die Enten gründeln daher in der Einstreu, sodass ihre Nasenlöcher dauerhaft verstopfen. Die Tiere können sich auch nicht reinigen. Manche haben schon keine Federn mehr auf dem Rücken, oder diese sind verklebt vom langen Liegen. Nach drei Wochen im Aufzuchtstall und weiteren vier Wochen im Maststall werden die Enten bei rund 3 Kilo Lebendgewicht »ausgestallt«. So sind bis zu 13 Durchgänge pro Jahr mög lich.
    Neben Pekingenten sind auch Warzenenten beliebt. Sie werden im Handel vorzugsweise unter dem Namen Flugenten oder Barbarie-Enten verkauft und »leben« ebenfalls in Intensivmast, dürfen also weder fliegen noch schwimmen. Aus Mangel an Beschäftigung und weil sie den Stress mit zu vielen Artgenossen besonders schlecht ertragen, neigen sie zum gegenseitigen Bepicken. Da sie schärfere Schnäbel als Pekingenten besitzen und das Federpicken den »Schlachtkörper« beeinträchtigen würde, werden bei den Jungtieren die schmerzempfindlichen Schnäbel gestutzt – und zwar ohne Betäubung. Da sie zudem Krallen an den Zehen haben, werden die Krallen im Akkord ratzfatz mit abgeschnitten, sodass häufig gleich der mittlere längere Zeh abgetrennt wird. Ansonsten hält man die Enten, um das gegenseitige Bepicken zu verhindern, auch gern im Dunkeln. Von diesen Haltungsbedingungen erfahre ich nicht durch vegane Tierbefreier, sondern durch den Verein PROVIEH, der sich für eine »artgemäße Nutztierhaltung« einsetzt.
    Ein lautes Rasseln erschreckt mich. Aus einem Silo wird alle paar Minuten automatisch Futter zu den Tieren geleitet. Ad-libitum-Fütterung nennt sich das, also »All you can eat« für Enten, denn Fressen ist ihre einzige Aufgabe. Ach ja – und gefressen zu werden.
    Dicke Luft
    Zum nächsten Putenstall geht es zu Fuß quer über ein Feld, ausgerechnet jetzt kommt ein Auto in dieser gottverlassenen Gegend vorbei. Lieber nichts riskieren, also flach auf die Erde legen. Sie ist weich und glücklicherweise nicht frisch gedüngt. Die Luft im Stall ist staubig, der Gestank enorm. Um uns herum weichen Hunderte von Putern auf einem Belag von Streu, Federn und Kot zurück. Ihr Platz ist beschränkt, auch wenn sie noch nicht schlachtreif sind. Masthühner beiderlei Geschlechts hätten es nach 30 Tagen hinter sich, bei den Truthühnern hingegen lebten die männlichen Truthühner 20 Wochen, die Weibchen 14 Wochen unter diesen Bedingungen. Das sei schon übel, findet Jan. Der Mastplan im Stall verrät uns, dass die Männchen hier erst in der 13. Woche sind. Aus den etwa 50 Gramm leichten Küken wachsen bis zum Mastende Hähne mit einem Schlachtgewicht von über 20 Kilo heran. »Kurz vor der Schlachtung können sie sich gar nicht mehr bewegen, dann ist einfach kein Platz mehr da«, sagt Jan. In Deutschland werden fast ausschließlich Truthühner aus der schweren breitbrüstigen Zuchtlinie BIG 6 gehalten. Zuchtziel: maximale Ausschöpfung des genetischen Wachstumspotenzials. Die Fortpflanzung auf natürlichem Weg ist nicht mehr möglich, die Puten in den Zuchtbetrieben werden künstlich besamt. Ohnehin teilen sich weltweit nur drei Zuchtbetriebe mit ihren schnell wachsenden Zuchttieren den Markt auf. Auch in der Biohaltung, also der ökologischen Landwirtschaft, werden überwiegend schnell wachsende Hybride eingesetzt, das heißt gezielte Kreuzungen aus unterschiedlichen Elternrassen. Da eine Nachzucht bei Hybriden nicht möglich ist, stammen die Bioputen mehrheitlich ebenfalls aus den konventionellen Qualzuchten der marktbeherrschenden Zuchtbetriebe (mehr dazu im Kapitel »Vegetarier sind Mörder!?«).
Anspruch und Wirklichkeit: Ökologische Tierproduktion
    Seit dem Jahr 2000 definiert die EG-Öko-Verordnung neben
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