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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich
Autoren: Andreas Grabolle
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heute Nudeln mit Putenhackfleischsoße. Etwas zu essen hole ich mir woanders.
    Tierfilme
    Ein paar Wochen später treffe ich Jan wieder. Wir sitzen im Restaurant, und ich lasse mir von ihm auf seinem Laptop selbst gedrehte Aufnahmen aus der Tierhaltung in deutschen Landen zeigen. Dazu gibt es Gulasch und Spaghetti Bolognese, vegan. Die Leute um uns herum sehen zwar nicht, was wir sehen, müssen aber unsere Kommentare ertragen. Jan hat schon nahezu sämtliche Nutztierarten in Deutschland gefilmt. Doch noch nie durfte er offiziell in Ställen drehen. »Haben die was zu verbergen?«, fragt man sich da doch. »Gerade weil die niemanden reinlassen, bekommen meine Bilder Gewicht und gewinnen an Glaubwürdigkeit«, sagt Jan. »Im Grunde sehen die Ställe alle gleich aus«, fasst er seine Erfahrungen zusammen. »Praktisch alle Tiere in der Massentierhaltung werden aus meiner Sicht tierschutzwidrig und vor allem nicht artgerecht gehalten.« Die Probleme bestünden meist aufgrund der Enge. In der Mehrzahl der Fälle sei dies aber kein Missstand, der gesetzlich relevant wäre. »Die Behörd en kann man informieren, wenn – so blöd das klingt – das Gebäude baufällig ist oder etwas runterzufallen droht. Oder wenn der halbe Stall voll toter Tiere liegt und man das Gefühl hat, da grassiert eine Seuche. Was die Tierhaltung angeht, gibt es kaum Möglichkeiten. Es gibt nur sehr wenige gesetzliche Vorgaben, und die, die es gibt, sind völlig unzureichend.« Leider seien zudem die Amtsveterinäre, die für die Ahndung von Missständen in der Tierhaltung zuständig sind, nicht zu gebrauchen, findet Jan. Und der Konsument denke sich, so schlimm wird’s schon nicht sein. Bei Fleisch, das man ganz normal beim Metzger, im Supermarkt, im Restaurant oder Imbiss kauft, müsse man jedoch davon ausgehen, dass es aus ganz herkömmlichen Produktionsbetrieben komme. Man rede sich das schön, glaubt Jan. »Die Leute sagen ja oft: ›Ich kenn doch den Metzger, ich kenn den, der das Restaurant betreibt.‹ ›Schön, dass du den kennst‹, sage ich dann, ›und mag auch sein, dass der immer alles schön sauber macht. Aber das hat ja nichts damit zu tun, wo das Fleisch herkommt und unter welchen Umständen es produziert wurde. Der hat ja keinen eigenen Stall.‹ Das finde ich so absurd, dass die Leute von irgendwelchen äußeren Gegebenheiten darauf schließen, dass auch alles gut ist, was es dort zu kaufen gibt.«
    Er zeigt mir als erstes herzerweichende Aufnahmen von Mastkaninchen. Sie gehören zu den wenigen Nutztierarten, die noch in Käfigen gehalten werden, dabei haben Kaninchen sehr empfindliche Pfoten. Für die Tiere ist diese Haltung eine Katastrophe, die Verlustrate liegt zwischen 15 und 20 Prozent. In Deutschland leben 25 Millionen so auf engstem Raum, ganz legal. Ein Tier in Jans Film hat sich im Futternapf eingeklemmt, er musste es schließlich aus der misslichen Lage befreien. Seine Ohren waren zudem durch die Käfiggitter hindurch bereits von Artgenossen angenagt worden. Ob das notleidende Tier vom Mäster entdeckt worden wäre, ist zweifelhaft. Andere Kaninchen haben aufgrund der starken Ammoniakdämpfe Augenentzündungen. »Der Halter wurde zwar angezeigt«, berichtet Jan, »es ist aber nichts passiert. Es gibt kein Gesetz, das die Haltung in dieser Form verbietet.« Das deutsche Tierschutzgesetz fordert zwar von einem Halter, seine Tiere verhaltensgerecht unterzubringen. Eine entsprechende Verordnung, die dies näher definieren würde, gibt es für Kaninchen jedoch nicht.
    Broiler, Brust und Braten
    Mit rund 67,5 Millionen Tieren führen die Masthühnchen zum Zählungsstichtag des Statistischen Bundesamtes am 1. März 2010 die Liste der Tierproduktion in Deutschland an. Der Bioanteil liegt mit 1,1 Millionen Masthühnern dabei weit unter 2 Prozent, und auch bei den Masthühnchen handelt es sich, wie bei den Puten, meist um Hochleistungszüchtungen aus einer Handvoll weltweit agierender Zuchtbetriebe. Die jährliche Gesamtzahl an männlichen und weiblichen »Gebrauchs-Schlachtküken« lag 2011 sogar bei rund 646 Millionen. Sie wuchsen, über das Jahr auf etwa acht Mastdurchgänge je Betrieb verteilt, zu Hühnchen heran. Produzenten wie Wiesenhof und Gutfried sprechen lieber von Hähnchen, obwohl männliche wie weibliche Tiere gemästet werden. Ob damit der Eindruck erweckt werden soll, dass es sich um die Brüder der Legehennen handelt? Schon seit Anfang der 1960er-Jahre gibt es getrennte Zuchtprogramme für Masthühnchen alias
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