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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich
Autoren: Andreas Grabolle
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Broiler bzw. Brathähnchen und für Legehennen. Die bei den Masthühnern durch Zucht gesteigerte Futterverwertung führt zu einer grotesk hohen Gewichtszunahme von bis zu 60 Gramm pro Tag. Das Brustfleisch macht zum Mastende hin ein Viertel ihres Gesamtgewichts aus, dann wiegen die Tiere zwischen 1,5 und 2,5 Kilo. Im Schlachtalter der Masthühner von etwa 34 Tagen wiegen Legehennen hingegen gerade einmal 400 Gramm. Sie erreichen das Schlachtgewicht der Broiler erst nach 120 Tagen – da sind die gemästeten Hühnerkinder schon rund 90 Tage tot. Natürlich hat das rasante Wachstum der Masthühner gravierende Folgen für sie: Ihr Federkleid kann nicht mit dem Wachstum des Körpers mithalten. Da braucht es gar kein Federpicken mehr, um halb nackig zu sein. Gliedmaßen- und Skelettschäden sowie schmerzhafte Gelenkentzündungen und Sohlenballenveränderungen verringern ihre Bewegungsfähigkeit, die durch den Platzmangel in der späteren Mastphase ohnehin schon stark eingeschränkt ist. Zwei Drittel aller Schlachttiere haben verletzte Fußballen, die somit äußerst anfällig für Keime sind. Da jedoch die Füße vor der Fleischbeschau im Schlachthaus abgetrennt werden, werden derartige Verletzungen bei der Hygienekontrolle nicht berücksichtigt. Selbst bei artgemäßer Haltung mit Auslauf können diese überzüchteten Hochleistungstiere die Bewegungsangebote kaum noch nutzen. Dass die Hühner auch tatsächlich leiden, wurde wissenschaftlich belegt: Anders als gesunde Hühner bevorzugen lahmende Hühner Futter, das Schmerzmittel enthält. Nun, wer hätte das gedacht?
    Eine weitere unschöne Begleiterscheinung der auf rasantes Wachstum abzielenden Zucht besteht darin, dass Fruchtbarkeit und Legeleistung stark nachlassen. Die Masttiere selbst pflanzen sich zwar nicht fort, aber ihre Eltern, die sie nie zu Gesicht bekamen, sollen dafür umso fruchtbarer sein und sich mehren. Diese müssen dazu aber hungern, weil sie sonst verfetten und nicht die erforderliche Leistung bringen, das heißt für genug Nachwuchs bzw. Nachschub sorgen. Bei der bei Masthühnchen üblichen Sattfütterung würde die Hälfte der Zuchttiere aufgrund der rapiden Gewichtszunahme nicht bis zum Ende der regulären Haltungsperiode von 68 Wochen überleben. Normale Hühner, die nicht auf rasantes Wachstum gezüchtet wurden, können unter artgemäßen Bedingungen übrigens ein Alter von fünf bis sieben Jahren und mehr erreichen.
    Hohe Dichte
    Nahezu die Hälfte der Masthühnchen lebt in Betrieben mit Beständen über 100000 Tieren, über 99 Prozent in Betrieben mit über 10000 Tieren. 20 bis 26 Hühner »tummeln« sich zum Mastende hin auf einem Quadratmeter. Laut EU-Richtlinie sind je nach Mastdauer Besatzdichten von 33 bis 42 Kilo Tier je Quadratmeter vorgesehen. Selbst bei der Untergrenze entspricht das lediglich zwei Dritteln eines DIN-A4-Blattes pro Tier. »Quetschhaltung« nennt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) treffend das Platzangebot für Masthühnchen. Es ist somit weitaus geringer als das Platzangebot für Legehennen in den inzwischen verbotenen Legebatterien, in denen sich 17 Hennen einen Quadratmeter teilten. Kamerateams werden in Mastbetrieben daher üblicherweise nur zu Beginn der Mast zugelassen, wenn die »Hähnchen« noch klein sind und Platz haben. In der ökologischen Geflügelhaltung gibt es für die Anzahl der Tiere pro Stalleinheit Obergrenzen: Bei Masthühnern sind es 4800, bei Puten 2500 und bei Legehennen 3000 Tiere. Die Biohühnchendichte ist verschieden, je nach Bioverband und Stallsystem. Bei Bioland und Demeter ist die Besatzdichte auf 10 bis 16 Tiere pro Quadratmeter begrenzt. Und die meisten Hühner in der Biomast leben 80 Tage, also mehr als doppelt so lange wie ihre Artgenossen in herkömmlichen Mastbetrieben. Die Ställe entsprechen dabei denen in der konventionellen Haltung, aber es gibt erhöhte Sitzstangen und einen Außenklimabereich. Die 3 Prozent Freiland- und Biomasthühner haben darüber hinaus für ein Drittel ihrer Lebenszeit Anrecht auf »Grünauslauf« – theoretisch. Im Winter oder bei Schlechtwetterperioden muss das nämlich nicht eingehalten werden. So bleiben auch Biotiere unter Umständen ihr ganzes Leben im Stall. Zudem nutzen viele Hühner den Auslauf ins Freie nicht, wenn er schlecht strukturiert ist – beispielsweise keine Deckung vor Fressfeinden aus der Luft aufweist – oder sie den Freigang mangels erwachsener Vorbilder nicht erlernen.
    Kollateralschäden
    Nicht nur das
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