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Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)

Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)

Titel: Kehrseite der Geschichte unserer Zeit (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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und was für meine von Frau de la Chanterie geretteten Kinder so nötig ist, verlieren, wenn sie mir nicht verzeihen will. Meine Herren, ich werde vor dem Tor von Notre-Dame so lange auf den Knien liegen, bis sie ein Wort zu mir gesprochen hat... Dort werde ich auf sie harren... Ich werde die Spur ihrer Füße küssen, ich werde Tränen finden, um sie zu rühren, ich, den die Martern meines Kindes ausgetrocknet haben, wie Stroh...«
    Jetzt öffnete sich die Tür des Zimmers der Frau de la Chanterie, der Abbé de Vèze glitt wie ein Schatten heraus und sagte zu Herrn Joseph: »Die Stimme bringt der gnädigen Frau noch den Tod.«
    »Ach, sie ist hier! Sie ist hier vorbeigekommen!« sagte der Baron Bourlac.
    Und er fiel auf die Knie, küßte den Fußboden, brach in Tränen aus und rief mit herzzerreißender Stimme: »Im Namen Jesu Christi, der am Kreuze gestorben ist, verzeihen Sie mir, verzeihen Sie mir, denn meine Tochter hat tausend Tode erduldet!«
    Und der Greis sank so völlig zu Boden, daß die Anwesenden ihn für tot hielten. In diesem Augenblick erschien Frau de la Chanterie wie ein Schemen im Rahmen der Tür ihres Zimmers, an die sie sich halb ohnmächtig klammerte.
    »Im Namen Ludwigs XVI. und Marie-Antoinettes, die ich auf dem Schafott erblicke, im Namen der Prinzessin Elisabeth, im Namen meiner Tochter, in Ihrem Namen und im Namen Jesu Christi verzeihe ich Ihnen ...«
    Als er das letzte Wort vernahm, erhob der alte Staatsanwalt die Augen und sagte: »So rächen sich nur die Engel.«
    Herr Joseph und Herr Nikolaus richteten den Baron Bourlac auf und führten ihn in den Hof hinab; Gottfried ließ einen Wagen holen, und als er heranrollte, setzte Herr Nikolaus den Alten hinein und sagte:
    »Kommen Sie niemals wieder hierher, mein Herr, sonst würden Sie die Mutter töten, wie Sie die Tochter getötet haben; Gottes Macht ist unbeschränkt, aber die menschliche Natur hat ihre Grenzen.«
    An diesem Tage wurde Gottfried in den Orden der Brüder der Barmherzigkeit aufgenommen.

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