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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch
Autoren: Patricia Cornwell
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aus dem Haus und hatte den Feind auch schon im Visier.
    Jimmy Simpson war alleine und stand nur wenige Meter von Marino entfernt auf der Veranda. Auf frischer Tat ertappt, war der Junge vor Schreck gelähmt. Er blieb wie angewurzelt stehen und riß die Augen weit auf. Marino stapfte die Treppe hinunter, die schweren Stiefel knirschten im Schnee.
    »Was zum Teufel fällt dir ein?« bellte er los.
    Jimmy fing an zu weinen. Er duckte sich und hielt sich die Arme vors Gesicht, als wäre er schon einmal von Größeren verprügelt worden.
    »Wußte ich's doch, daß du das warst!« fuhr Marino streng fort, der jetzt dicht vor ihm stand. »Ich hab's schon immer gewußt, du kleiner Dreckskerl. Und was, wenn das Fenster jetzt kaputt wäre?«
    Jimmy weinte und zitterte am ganzen Körper.
    »Ich hab doch gar keinen ans Fenster geworfen«, erwiderte er kläglich. Marino konnte ihm das Gegenteil nicht beweisen.
    »Hmm? Und wie fändest du es, wenn ich Schneebälle auf euer Haus werfen würde?« fragte er schroff, aber nicht mehr ganz so laut.
    »Das war mir egal.«
    »War's nicht. «
    »Doch.«
    »Na ja, aber deiner Mutter wäre es nicht egal.«
    »Doch, jedenfalls wenn Sie nichts kaputtmachen würden.« »Du kleiner Scheißer«, sagte Marino und spähte durch den Schnee zu den milchigen Flecken der Fenster, wo in Jimmys kleinem Backsteinhaus Licht brannte.
    »Sie sind ja auch nicht gerade nett zu mir«, sagte Jimmy und ließ die Arme wieder sinken, da die Angst nun allmählich von ihm wich. »Deshalb! Sie haben doch angefangen!«
    Darüber mußte Marino erst einmal nachdenken. Sein fast kahler Schädel begann zu frieren.
    »Du meinst, als ich dich von meinem Pool verscheucht h abe?« Marino versuchte, sich die Szene wieder vor Augen zu führen.
    Der Junge nickte heftig.
    »Und nicht nur dieses eine Mal!« rief Jimmy. »Sie schauen mich immer so böse an, wenn Sie in Ihrem Polizeiauto an mir vorbeifahren.«
    »Tu ich nicht.«
    »Doch.«
    »Nur wenn du Abfall auf die Straße wirfst.«
    »Das war doch nur einmal. Die ganze Packung war mit Schokolade verschmiert. Und wenn ich meine Kleider verschmiere, schimpft Mama. Deshalb hab ich's auf die Straße geschmissen. Na und?«
    »Was macht denn deine Mama gerade?« fragte Marino. In seinem Inneren regte sich etwas und erschwerte es ihm, Haß auf diesen verflixten kleinen Bengel zu empfinden.
    »Sitzt bei ihrer Schwester fest.«
    »Und wo ist das?« »Ich weiß nicht«, sagte Jimmy ruhig und starrte auf seine Füße. »Ich glaub' beim Park.«
    »Beim Byrd Park?«
    »Der mit dem See und den kleinen Booten. Wo's Zuckerwatte gibt.«
    »Kommt sie denn gar nicht nach Hause?« Jimmy schüttelte den Kopf. »Sie sagt, sie steckt fest.«
    »Dann bist du also ganz allein hier draußen mit deinem klapperdürren Hintern und schmeißt mit Schneebällen um d ich?«
    »Ja, Sir.«
    »Schon was gegessen?«
    »Seit heute Mittag nicht mehr.«
    »Magst du Chili?«
    »Weiß nicht«, erwiderte Jimmy.
    »Was ist denn mit deiner Tante?« fragte er Jimmy.
    »Sie ist die Schwester von Papa.«
    »Sollen wir dann vielleicht ihn anrufen?« fragte Marino.
    »Nein... Ich weiß nicht... Also er...«
    Jimmy starrte auf seine Schuhspitzen. Seine Haare waren vom Schnee gefroren. Er fröstelte in seiner dünnen Jeansjacke, die mindestens fünf Nummern zu groß war.
    »Also, weißt du denn die Nummer von deiner Tante?« sagte Marino.
    »Oje.«
    »Das solltest du aber, verdammt noch mal.«
    »Sie muß irgendwo sein, glaube ich.«
    »Komm, laß uns erst mal ins Warme gehen«, sagte Marino.

6
    Sie stapften durch den Garten und Marinos Haustreppe hinauf. Marino versuchte, bei Jimmy anzurufen, aber niemand war da. Er hinterließ Mrs. Simpson eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter: Ihr Einverständnis voraussetzend, würde Jimmy bei ihm übernachten, damit er nicht allein war.
    »Ich habe Dr. Pepper da. Magst du?« fragte Marino, als er das Hackfleisch aus dem Kühlschrank holte.
    Jimmys Augen leuchteten.
    »Na klar!« sagte er.

Marinos Chili auf die Schnelle
    Marinos schnelles Chili bedarf einer Reihe von Überlegungen, die sich von dem, was sich in anderen Küchen abspielt, abheben dürften. Zunächst einmal sollte der Küchenchef ein Budweiser aus der Dose oder ein Rolling Rock aus der Flasche trinken. Zweitens bringt die Suche nach dem geeigneten Topf anstrengende Ausgrabungsarbeiten und heftiges Geklapper im Chaos der Schränke mit sich. Sollte sich der richtige Deckel nicht finden, benutzt Marino statt dessen Alufolie.
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