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Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Kay Scarpetta bittet zu Tisch

Titel: Kay Scarpetta bittet zu Tisch
Autoren: Patricia Cornwell
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Bratpfanne mit glänzendem Olivenöl wartete auf Gemüse. Gerade hatte Scarpetta begonnen, den Parmesankäse zu reiben, als ihre Mutter in die Küche kam und sich an den Tisch am Fenster setzte, von dem aus man in den Garten sehen konnte. Scarpetta hatte die Vorhänge geöffnet. Draußen wurde es allmählich dunkel.
    »Was hast du heute gemacht?« erkundigte sich Scarpetta, während sie munter Käse rieb.
    »Telephoniert.«
    Mrs. Scarpetta raschelte mit der Zeitung, sah die Todesanzeigen durch und wurde besorgt, wenn sie las, daß jemand in ihrem Alter gestorben war.
    »Gloria ist in der Stimmung, Jose zu erschießen«, erzählte Mrs. Scarpetta.
    »Schon wieder?«
    »Ich weiß auch nicht, warum sie sich mit ihm abfindet.« »Die älteste Geschichte der Welt«, sagte Scarpetta, als sie den Teig überprüfte. »Man nennt das Fehlfunktion.« »Du weißt ja, wovon du sprichst.«
    Mrs. Scarpetta schlug die erste Seite auf und schüttelte sie, als habe sie sich schlecht benommen.
    »Nie verstehe ich diese Cartoons. Verstehst du sie, Katie? Diese politischen. Wer ist denn das hier, beispielsweise? Bestimmt so ein Kommunist, der auf einer Rakete reitet wie ein Cowboy.«
    Die Anspielung auf die Partner, für die sie sich in ihrem Liebesleben entschieden hatte, verletzte Scarpetta, doch sie behielt ihre Gefühle für sich. Es stimmte schon, daß sie sich einen Fehlgriff geleistet hatte, als sie Tony heiratete. Als sie sich dann in Mark verliebt hatte, wollte sie sich wohl selbst bestrafen, und dann hatte sie sich noch einmal in ihn verliebt, viele Jahre später, als sie bereits geschieden und er verwitwet war. Benton Wesley hatte ihr das Herz gebrochen, und sie hatte d araus gelernt, daß es immer ein Fehler ist, wenn eine Beziehung als Affäre beginnt. Obwohl seine Frau ihn letztlich aus Gründen verlassen hatte, die nichts mit Scarpetta und ihm zu tun hatten, war das Wissen darum, was sie getan hatten, als ein dunkler Fleck zurückgeblieben. Es lastete auf ihnen wie eine zerbrochene Fensterscheibe, etwas, das für immer zerstört war in dem Leben, das sie gemeinsam hätten aufbauen können. Jetzt gab es auch ihn nicht mehr.

Scarpettas Schlechte-Laune-Frühlingsnudeln
    Sie stellte ein Sieb in den Ausguß und bestäubte ein Schneidebrett mit Mehl. Dann packte sie die Nudelmaschine aus, die sie ihrer Mutter vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte. Es war eine einfache italienische Rollecta 64 aus Turin und die beste macchina per fare la pasta, die Scarpetta je in die Finger gekommen war. Sie bestimmte die Breite der Nudeln und drehte an einem Knopf, um die Öffnung zwischen den glatten Rollen zu verkleinern, und schon bald bearbeitete sie Pastablätter, die so leicht und dünn waren, daß man fast durch sie hindurchschauen konnte. Sie rollte sie zusammen und schnitt sie von Hand in Tagliolini. Da sie sich mit Messern auskannte, stellte sie sich sehr geschickt an und schnitt sich nie. Bei den heutzutage grassierenden Viren und heimtückischen Infektionen tat sie gut daran, Vorsicht walten zu lassen.
    »Wann kommt Dorothy denn rüber?« zwang sich Scarpetta zu fragen.
    »Eigentlich sollte sie schon seit einer Viertelstunde da sein«, antwortete ihre Mutter und raschelte laut mit der Zeitung. Nach einem langen Leben als Raucherin, das sie schließlich mit einem Emphysem hatte im Krankenhaus landen lassen, ging ihr Atem schwer.
    »Soll ich dir den Sauerstoff holen, Mutter?« fragte Scar-petta. »Nein.«
    Sindbad kam träge in die Küche spaziert. Er blieb stehen und schaute die Küchenchefin schief an. Sein Schwanz zuckte. Scarpetta erhitzte die Bratpfanne. Dann nahm sie ein Bier aus dem Kühlschrank und schenkte sich ein Glas ein.
    »Gut, das Essen ist in zehn Minuten fertig«, sagte sie. »Iß mit, oder laß es bleiben. Wenn wir jedesmal auf Dorothy warten wollten, wären wir schon zum Skelett abgemagert.«
    Ihre Mutter seufzte. Als Scarpetta den Herd anschaltete, um Wasser aufzusetzen, zwängte sich Sindbad zwischen ihre Beine.
    »Wie war's mit gekochter Katze über den Nudeln?« sagte Scarpetta und schubste den Kater zum x-ten Mal aus dem Weg.
    »lii!« protestierte Mrs. Scarpetta empört. »Wie kannst du nur so etwas sagen!«
    Scarpetta begann, Knoblauchzehen zu häuten, die sie dann mit dem Gemüse anbriet. Sie zupfte frisches Basilikum von den Stengeln und gab es dazu, ebenso Salz und gemahlenen Pfeffer.
    »Das wird leicht und gesund«, sagte Scarpetta, wohl wissend, wie ihre Mutter darauf reagieren würde.
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