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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer
Autoren: Frauke Scheunemann
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dazu eine kleine Dose, die er jetzt auf den Sofatisch vor sich stellt. Ich hebe meine Nase auf Tischkantenhöhe. Hm, Erdnüsse, also nichts für mich. Schade, ich bekomme langsam ein wenig Hunger.
    »Weißt du, er war in letzter Zeit auch irgendwie komisch. So angespannt und gereizt. Ich habe allerdings gedacht, dass er Ärger mit Sabine hat, nicht, dass sich bei den beiden wieder etwas anbahnt.« Sie schluchzt, Daniel reicht ihr ein Taschentuch, in das sie sich geräuschvoll schnäuzt.
    »Aber das weißt du doch gar nicht. Ich finde, du solltest erst mal mit Marc sprechen, bevor du gleich vom Schlimmsten ausgehst.«
    Carolin schüttelt den Kopf. »Nein. Ich kenne dieses Gefühl. Damals bei Thomas war es genauso. Und dabei liebe ich Marc doch so. Wie kann er mir das antun?« Sie schluchzt lauter, Daniel streicht ihr über das Haar.
    Was gäbe ich in diesem Moment darum, sprechen zu können! Ich weiß schließlich ganz genau, dass Marc kein Betrüger wie Thomas ist. Gut, vielleicht ist er ein nicht ganz so netter Kerl wie Daniel, aber der war ja auch zu nett für Carolin. Unruhig laufe ich hin und her – was soll ich bloß tun?
    »Muss Herkules mal raus?«, erkundigt sich Daniel.
    »Nee, ich bin ja gerade erst mit ihm hierhergelaufen. Wahrscheinlich spürt er, wie schlecht es mir geht. Nicht wahr, Herkules? Du merkst, dass Frauchen traurig ist.«
    Ich setze mich neben Caros Füße, sie hebt mich hoch auf ihren Schoß und vergräbt ihr Gesicht in meinem Fell.
    »Mein Süßer, ich glaube, du bist der einzige Mann, auf den ich mich wirklich verlassen kann.«
    »An dieser Stelle muss ich scharf protestieren!«
    »Tut mir leid. Du hast Recht. Auf dich kann ich mich auch immer verlassen.« Sie kommt wieder nach oben, nimmt Daniels Hand und drückt sie.
    Er guckt Caro nachdenklich an. »Ich kann allerdings nicht sagen, dass mich das als Mann bei dir weitergebracht hätte.«
    Caro schluckt. »Ja. Vielleicht war das falsch von mir.«
    Beide schweigen, die Stille fühlt sich fast unangenehm an. Dann steht Daniel auf, geht nochmal zu dem Schränkchen und nimmt eine der ganz kleinen Flaschen.
    »Ich glaube, ich brauche jetzt etwas Härteres.«
    »Warum?« Caro klingt erstaunt.
    »Das weißt du doch.«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Na, wir sitzen hier, und ich tröste dich wegen Liebeskummer mit einem anderen Mann. Es gibt schönere Momente.«
    »Aber du bist doch mein Freund!«
    »Ja!« Daniel lacht, es klingt bitter. »Genau. Ich bin eben immer der nette Kumpel. Weißt du, ich habe gerade genau das gleiche Gefühl wie vor einem Jahr. Als ich dir gesagt habe, dass ich nach München gehe, weil ich Abstand brauche. Und nun ist es, als hätte es diesen Abstand nie gegeben. Ich hänge wieder genauso drin wie vorher.«
    Caro reißt die Augen auf. »Aber … aber … ich dachte, du wärst mit Aurora glücklich. Ich meine, ihr seid doch ein Paar.«
    »Ja. Sind wir. Mal mehr, mal weniger. Trotzdem ist es für mich immer noch schwer mit dir. Merke ich gerade. Hätte ich auch nicht gedacht. Tja, und deswegen trinke ich jetzt mal einen schönen Whiskey.«
    »Sind da zwei in der Bar? Dann gib mir auch einen!«
    Daniel nickt und holt noch ein Fläschchen.
    »Auf die Freundschaft. Und die Liebe.« Sie prosten sich zu. Daniel leert sein Glas in einem Zug, Caro macht es genauso, schüttelt sich danach aber.
    »Puh, ganz schön scharf. Vielleicht sollte ich auf den Sekt umsteigen, das liegt mir doch mehr.«
    »Oder mal ein Wasser zwischendurch?«
    Caro kichert. »Quatsch. Das wirft uns doch Stunden zurück. «
    »Hast Recht. Dann nehme ich den Cognac, und du kriegst den Sekt.«
    Auf dem Hinweg zum Schränkchen stellt Daniel noch das Radio an. Langsam geht es hier zu wie in einer Bar, und ich überlege, ob mir diese Entwicklung gefällt.
    Irgendwann ist das Schränkchen leer. Dafür stehen alle Flaschen und Fläschchen, die es zuvor enthielt, schön ordentlich in Reih und Glied auf dem Tisch vor dem Sofa. Und es ist eine ziemlich lange Reihe – erstaunlich, was so alles in diesen kleinen Schrank reingepasst hat. Caro sitzt nicht mehr auf dem Sofa, sondern liegt, und Daniel krault ihren Kopf, denn der wiederum liegt praktischerweise auf seinem Schoß. Gesagt haben die beiden schon eine ganze Zeitlang nichts mehr, sie gucken sich einfach nur in die Augen.
    Auweia. So schön friedlich dieses Bild auch ist – ich kann mich daran nicht erfreuen. Denn Caro ist doch Marcs Frau, nicht Daniels. Und auch, wenn sie von Marc nun das Schlechteste denkt –
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