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Katzenjammer

Katzenjammer

Titel: Katzenjammer
Autoren: Frauke Scheunemann
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besser ist. Eben war Caro verdammt schweigsam, hoffentlich ist sie mittlerweile munterer.
    Nein. Sie steht immer noch an ihrer Werkbank, scheinbar konzentriert auf ihre Arbeit. Daniel lehnt neben ihr an der Wand und mustert sie nachdenklich.
    »Willst du ihn denn nicht wenigstens mal zurückrufen?«
    »Nein.«
    »Er hat schon dreimal angerufen. Beim vierten Mal verleugne ich dich nicht mehr.«
    Schweigen. Daniel zieht sich seine Jacke an. »Ich fahre jetzt noch mal zu Lemke und komme heute nicht mehr rein. Und ich glaube, du machst einen Fehler. Marc weiß doch gar nicht, was eigentlich los ist.« Dann schnappt er sich die Schlüssel, die auf seiner Werkbank liegen, und geht los.
    Als die Tür ins Schloss fällt, nimmt sich Caro das Telefon und tippt eine Nummer ein.
    »Hallo, Nina. Bist du an der Uni? Und noch mit deinem Experiment beschäftigt? Ach so … na, ich dachte, wir könnten vielleicht einen Kaffee zusammen trinken.« Nina scheint etwas länger auszuholen, jedenfalls sagt Caro eine ganze Weile gar nichts. »Aha. Na gut, dann komme ich später auf ein Glas Wein vorbei … nee, muss ich dir persönlich erzählen. Bis dann.« Klick.
    Sie hat aufgelegt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, geht Caro in die kleine Küche und holt sich ein Glas Wasser. Aus ihrer Handtasche kramt sie ein kleines Pappschächtelchen, holt zwei kleine weiße Bonbons daraus hervor und schluckt diese. Dann stapft sie wieder zu ihrer Werkbank zurück.
    Wenn Carolin in dieser Stimmung ist, mag ich sie gar nicht. Gut, so grimmig wie heute ist sie selten, und es ist überdeutlich, dass es ihr nicht gut geht. Aber ist das ein Grund, seinen treuen vierbeinigen Freund zu ignorieren? Ich laufe hinter ihr her, springe dann auf den Korbsessel neben ihrer Werkbank und belle einmal laut und kräftig. Hallo, Caro! Nun guck mich doch wenigstens mal an! Endlich dreht sie sich zu mir um.
    »Mann, Herkules! Jetzt nerv du nicht auch noch!«
    Bitte? So eine Unverschämtheit! Ich, der immer nur ihr Bestes im Sinn hat. Undank ist der Welten Lohn. Ach, Quatsch: Undank ist der Menschen, insbesondere der Frauen Lohn. Beleidigt igle ich mich im Kissen des Sessels ein und starre böse zu Caro hinüber. Aber sie beachtet mich schon nicht mehr, sondern blättert wieder in dem unseligen Buch von Sabine. Von wegen du bist der einzige Mann, auf den ich mich wirklich verlassen kann. Wenn du alle anderen Männer auch so behandelst wie mich, dann bist du bald verlassen. Du wirst schon sehen, was du davon hast.
    Genau – das ist überhaupt die Idee! Verlassen! Warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen? Ich werde sie verlassen. Ich haue ab! Und zwar noch heute. Vielleicht kommt Caro dann wieder zur Besinnung. Ha, ein Spitzenplan! Wenn sie nachher mit Nina ein Glas Wein trinkt, mache ich mich davon. Ich weiß auch schon genau, wohin ich flüchten werde. Zu einem Leidensgenossen. Und ich bringe ihm etwas mit. Etwas, das ihm gehört.

FÜNFUNDZWANZIG
    H erkules, was machst du denn hier? Und was hast du da im Maul?«
    Marc beugt sich zu mir hinunter und zieht vorsichtig an dem Buch, das ich immer noch im Fang halte. Langsam lasse ich los und hoffe, dass es meine Flucht aus der Werkstatt heil überstanden hat. Na ja, es ist ein bisschen vollgesabbert, aber insgesamt sieht es doch noch anständig aus. Marc wischt mit seinem Ärmel über den Buchdeckel und betrachtet ihn eingehend.
    » Die zweite Chance. Hm.« Dann schlägt er das Buch auf und liest. » Lieber Marc … auweia!« Irritiert starrt er mich an. »Woher hast du das, Herkules?« Er steht auf und geht kurz aus dem Behandlungszimmer. Ich höre ihn mit seiner Mutter sprechen.
    »Sag mal, und sonst war niemand vor der Haustür?«
    »Nein. Nur Herkules mit dem Teil im Maul. Wollte er mir übrigens nicht geben, hat gleich geknurrt. Ich habe mich auch gewundert. Aber er wird ausgebüxt sein. Typisch Jagdhund. Erinnerst du dich noch an unseren Terrier Trudi? Die ist doch auch immer …«
    »Ja, Mutti«, unterbricht Marc sie, »ich weiß. Ich dachte nur, dass Carolin vielleicht mit ihm unterwegs war, und er schon mal vorgelaufen ist.«
    »Aber Junge, Carolin hat doch einen Schlüssel. Die würde einfach reinkommen. Und falls sie ihn vergessen hätte, hätte sie längst geklingelt. Nein, als ich eben zur Post wollte, saß nur Herkules vor dem Hauseingang. Sonst niemand.«
    »Hm.«
    »Sag mal, wo steckt Carolin denn? Ich habe sie heute Morgen gar nicht gesehen.«
    »Äh … sie hat doch gerade diesen Riesenauftrag.
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