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Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)

Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)

Titel: Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)
Autoren: Simon Beckett
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der Woche bekam ich einen Anruf von Dr. Chen. «Dr. Hunter, ich habe die Analyse des torfartigen Materials an Fuß und Unterschenkel bekommen. Nichts furchtbar Aufregendes, aber ich dachte, Sie würden gern hören, was dabei herausgekommen ist.»
    Er hatte bereits Fotos der Sägespuren auf der Schnittfläche des Knochens geschickt. Sie bestätigten, dass eine großzahnige Handsäge benutzt worden war, aber fügten dem, was wir schon wussten, wenig hinzu. «Schießen Sie los.»
    «Es war kein Torf – es war bei weitem nicht so säurehaltig. Aber es war außergewöhnlich nährstoffreich. Nitrate, Phosphate und Pottasche. Ich wünschte, ich könnte etwas davon für meinen Garten haben.»
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass der Pathologe tatsächlich einen Witz gemacht hatte. Er schien gut gelaunt zu sein, und daran merkte ich, dass er noch mehr auf Lager hatte.
    «Es enthielt auch eine mukoide Substanz, über die wir uns eine Zeitlang den Kopf zerbrochen haben», fuhr Dr. Chen fort. «Schließlich konnte das Labor sie als Wurmhumus identifizieren, was meine Theorie stützt, dass das Bein vergraben wurde. Möglicherweise auf einer Müllkippe oder in der Nähe davon, da das grobere Material, das wir fanden, pflanzlicher Natur war. Zu stark zersetzt, um sich noch identifizieren zu lassen, aber ich habe angeregt, dass die Polizei sich bei ihrer Suche nach den übrigen Körperteilen auf Mülldeponien in der Gegend konzentriert.»
    Das klang ganz vernünftig, bis auf eine Kleinigkeit. «Hätte es auf einer Mülldeponie gelegen, wären sicherlich Schmeißfliegen drangegangen. Selbst wenn das Bein vergraben war, wird es auf einer Müllkippe wahrscheinlich nicht sehr tief gelegen haben. Es hätte Löcher und Spalten gegeben, durch die die Fliegen gekrabbelt wären.»
    «Das ist rein hypothetisch», sagte der Pathologe mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. «Für die Abwesenheit von Schmeißfliegenlarven könnte es viele Erklärungen geben, und ich wüsste nicht, warum man sich in wilden Mutmaßungen ergehen sollte. Alle Indizien deuten darauf hin, dass das Bein vergraben war, und das wird mein Autopsiebericht auch zum Ausdruck bringen.»
    Ich dankte ihm verlegen und beendete das Gespräch. Ich hatte ihn nicht brüskieren wollen und bedauerte den Misston zum Schluss. Vielleicht hatte er recht, und ich war dabei, mich ohne triftigen Grund zu verzetteln. Aber ich misstraute jeder Schlussfolgerung, die lose Fäden nicht berücksichtigte. Und selbst wenn er recht hatte, blieb doch noch eine entscheidende Frage unbeantwortet.
    Warum hatte ich das Bein finden sollen?
    Ich arbeitete an dem Abend noch länger als gewöhnlich, denn mir graute davor, nach Hause zu gehen. Ich fühlte mich dort nicht mehr sicher oder heimisch, noch weniger als seinerzeit nach dem Angriff auf mich. Ich sah die Wohnung auf einmal mit anderen Augen. Die stärksten Erinnerungen, die sich mit ihr verbanden, waren ein Mordanschlag und eine gescheiterte Beziehung. Was mich dort hielt, war nichts weiter als Gewohnheit und Trägheit.
    Vielleicht war allmählich ein Ortswechsel angesagt.
    Nach dem Essen machte ich eine neue Flasche Bourbon auf. Normalerweise war mir Single Malt lieber, aber diese spezielle Marke war auf eigene Art erinnerungsträchtig. Ich war allerdings an dem Abend nicht in der richtigen Stimmung, und als ich sah, dass das Markenzeichen von Pferd und Jockey auf dem Verschluss durch eine neuere Version ersetzt worden war, verkorkte ich die Flasche wieder, ohne mir etwas einzuschenken.
    Ich brauchte eine Weile, um einzuschlafen, und als ich aufwachte, war ich überzeugt, dass jemand draußen vor dem Haus war. Ich setzte mich im Bett auf, hörte aber nur die üblichen Nachtgeräusche, bis ich mich schließlich damit abfand, dass es der Ausklang eines Traums gewesen sein musste. Ich legte mich wieder hin, und während ich wegdämmerte, kamen mir plötzlich aus heiterem Himmel Dr. Chens Worte in den Sinn.
    Ich wünschte, ich könnte etwas davon für meinen Garten haben.
    Ich setzte mich wieder auf und versuchte, den Gedanken zu fassen zu bekommen. Kann es wirklich derart naheliegend sein? Ich warf die Decke zurück, sprang aus dem Bett und eilte an meinen Laptop. Ich gab die Suchbegriffe ein und bekam mehrere tausend Webseiten angeboten. Ich klickte die erste an, las sie mit wachsender Erregung und ging dann zur Sicherheit noch auf ein paar andere. Aber das wäre nicht nötig gewesen.
    Ich wusste schon Bescheid.
    Es war mitten in
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