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Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)

Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)

Titel: Katz und Maus. Rowohlt E-Book Only: Eine David Hunter Story (German Edition)
Autoren: Simon Beckett
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schoss es hinaus, dann flitzte es wieder in das sichere Loch zurück. Schwarze Augen erforschten die Schatten, während es seine vorherige Position wieder einnahm. Draußen keine Bewegung, kein Anlass zur Unruhe. Mit neuem Mut sauste es wieder hinaus, diesmal an dem Busch vorbei, hinter dem sich die Katze versteckte.
    Ein kurzes Zucken warnte das Nagetier. Blitzartig machte es kehrt, um in sein sicheres Nest zu gelangen, doch von einem Hieb gestreift flog es zur Seite. Mit zitternden Flanken lag es benommen da, als die Katze zubiss. Sie biss tief genug, um Blut zu schmecken und winzige Knochen knacken zu fühlen, aber nicht um zu töten. Noch nicht.
    Die Katze ließ sich zum Spielen nieder.

    Es waren dieselben Spurensicherer wie am Morgen. Ich hoffte, sie kriegten die Überstunden bezahlt. Ward, noch zerzauster als vorher, inspizierte den Knochen, der inzwischen aus dem Einkaufsbeutel herausgeholt worden war. Der Humerus war entzweigeschnitten, sodass die Knochenmarkhöhle in der Mitte freilag. Im Leben wäre sie mit fetthaltigem Gewebe, dem Knochenmark eben, gefüllt gewesen, jetzt aber war sie leer genagt. Dem Aasfresser war nicht viel entgangen, nur ein paar schmutzige Knorpelfetzen, die noch außen am Knochen hingen.
    Ward schüttelte den Kopf. «Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, ob ich das als Beweisstück werten oder meinem Hund mitbringen soll.»
    Mir fiel es schwerer, die Sache mit Humor zu nehmen, doch sie hatte nicht ganz unrecht. Der Oberarmknochen war ungemein wuchtig und die glatte Kugel des Kopfes fast so dick wie ein Kricketball.
    Die Kriminalbeamtin warf mir einen Blick zu. «Sind Sie ganz sicher …?»
    «Er stammt definitiv von einem Rind. Viel zu schwer für einen menschlichen Arm.»
    «Toll. Im Grunde haben wir es also mit einem Stück Metzgereiabfall zu tun. Was ist mit dem Schnitt? Wurde er mit einer ähnlichen Säge gemacht?»
    «Nein, der sieht gehackt aus. Wahrscheinlich mit einem Hackmesser.» Das Ende, wo mehrere Schläge nötig gewesen waren, um den dicken Knochen zu durchtrennen, wies richtige Grate auf.
    «Schade, dass kein Huf dran ist. Dann könnten Sie uns vielleicht sagen, ob es eine Kuh oder ein Stier war.» Ward lächelte müde, als ich sie verwirrt anschaute, und schob die Hände in ihre Strickjacke. «Der Pathologe hat mir von dem Fußballen erzählt. Wir fahnden also nach einem weiblichen Opfer über sechzig. Engt die Suche ein bisschen ein.»
    «Nicht viel», sagte ich.
    «Nein, aber es ist immerhin etwas. Eine Vermisstenmeldung machte eigentlich einen vielversprechenden Eindruck. Eine dreiundsechzigjährige Frau aus dieser Gegend, die seit fünf Tagen vermisst wird. Aber wie Dr. Chen klang, muss die Besitzerin des Fußes viel länger tot in der Erde gelegen haben. Ist das richtig?»
    «Falls sie in der Erde lag, ja.»
    Ich sagte das, ohne nachzudenken. Ward zog die Augenbrauen hoch. «Falls? Ich dachte, es wären Erdspuren dran gewesen.»
    «Das stimmt, ich dachte nur …» Ich zuckte die Achseln. «Ich habe meine Zweifel, dass wir das Gesamtbild sehen.»
    «Okay, stellen wir das mal klar. Könnte das Bein jemandem gehört haben, der vor fünf Tagen noch am Leben war?»
    Ich zögerte. Ich bezweifelte, dass das Bein selbst in einem heißen Sommer in so kurzer Zeit so stark hätte verwesen können. Nicht ohne dass Schmeißfliegenlarven darüber hergefallen wären, was eindeutig nicht passiert war. Ich hatte sogar schon überlegt, ob es vielleicht in einer Wohnung gelegen hatte oder in einem verschlossenen Plastikbeutel. Doch das erklärte die Erdschicht darauf nicht und auch nicht, warum die Aasfresser es erst zu fassen bekamen, als die Zersetzung schon so weit fortgeschritten war.
    Nein, Chen hatte recht. Ob es mir passte oder nicht, alles deutete auf einen langsameren Verfall unter einer dicken Schicht kühler Erde hin.
    «Ich wüsste nicht, wie», musste ich zugeben. «Die vermisste Frau: Sie ist aus dieser Gegend, sagen Sie?»
    «Etwa zwei Meilen von hier. Das hat mich stutzig gemacht. Sie war früher Schuldirektorin, ihr Mann ist Gartenbaudozent und geht demnächst in Ruhestand. Gute Ehe, keine Geldsorgen. Nächste Woche ist auch noch ihr vierzigster Hochzeitstag. Echt miserables Timing.»
    Bei solchen Sachen gab es kein gutes Timing. «Ist etwas daran verdächtig?» Die meisten Leute, die vermisst gemeldet werden, haben sich freiwillig aus dem Staub gemacht und tauchen irgendwann sicher und wohlbehalten wieder auf. Aber nicht alle.
    «Wirklich verdächtig wäre es,
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