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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel
Autoren: Sabine Klewe
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vielleicht? Sollte sie es durchschießen? Katrin überlegte fieberhaft, während sie mit ihren Fingern weiterhin verzweifelt an dem Knoten zerrte. Sie verwarf die Idee mit der Pistole. Wer weiß, ob die überhaupt noch funktionierte, wenn sie im Wasser gelegen hatte. Außerdem hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie man so ein Ding benutzte. Ihr Blick irrte in Richtung Landstraße. War Zeit genug, Hilfe zu holen? Wer würde anhalten, wenn ihm im Dunklen jemand vor den Wagen sprang, und wie lange würde es dauern, bis der fremde Autofahrer begriffen hatte, um was es ging? Das Seil ruckte. Manfred hing jetzt schräg. Der letzte Brocken des Salzsteins würde nicht mehr lange halten.
    Plötzlich sprang Katrin auf. Sie hatte eine Idee. Hoffentlich war es noch nicht zu spät. Sie hastete zu ihrem eigenen Wagen und riss die Kofferraumklappe hoch. Die Innenbeleuchtung funktionierte nicht, und sie tastete mit steifgefrorenen Fingern den Boden ab. Endlich, nachdem sie schon glaubte, sie würde es nie mehr finden, stieß sie auf das, was sie suchte; den Verbandskasten. Er war in Folie verschweißt. Sie hatte ihn noch nie gebraucht. Ungeduldig riss Katrin an der Folie. Dann schüttete sie den Inhalt des Kastens einfach in den Kofferraum. Diesmal fand sie sofort, was sie suchte. Die Schere in der Hand, hechtete sie zur Brücke zurück. Erleichtert atmete sie durch, als sie sah, dass Manfred immer noch schief stand. Sie kniete sich neben das Geländer und begann, mit der geöffneten Schere das Seil zu bearbeiten. Es dauerte unendlich lange. Der Strang war dick und die Schere sehr klein. Aber schließlich sprangen die ersten Fasern auseinander. Katrin säbelte hastig weiter.
    Und dann ging alles sehr schnell. Das Seil riss plötzlich. Manfred wankte sekundenlang und plumpste dann hilflos kopfüber ins Wasser. Katrin ließ die Schere fallen, rannte von der Brücke, kraxelte die Böschung runter und watete durch das Wasser zu ihm. Hastig riss sie ihm den Knebel vom Mund, dann löste sie die Augenbinde. Einen Moment lang lagen sie nebeneinander im flachen, eiskalten Wasser. Manfred war noch immer gefesselt, und um seinen Hals hing die Schlinge, die ihn beinahe getötet hätte. Seine Stirn blutete. Er röchelte und japste . Katrin keuchte atemlos. Schließlich grinste Manfred.
    »Ich dachte schon, du würdest überhaupt nicht mehr kommen .«
    Seine Stimme war nicht mehr als ein heiseres Krächzen.
    Katrin grinste erleichtert zurück.
    » Sorry , ich wurde ein bisschen aufgehalten .«

27
    Hauptkommissar Klaus Halverstett vergrub die Fäuste in den Taschen seines langen Wintermantels, den er heute zum ersten Mal trug. Er fröstelte. Ein schwacher Wind strich durch die Baumkronen. Kaum zu glauben, aber innerhalb einer knappen Woche war die Temperatur um fast zwanzig Grad gefallen. Er stand auf halber Höhe auf dem kleinen Wanderweg im Wald, ein wenig abseits des Treibens, und musterte mit starrem Blick die Spielstätte seiner Kindheit. Ein Stück unter ihm war eine Anzahl Beamter mit den üblichen Routineaufgaben beschäftigt. Sie sperrten das Gelände weiträumig ab und versuchten in der Dunkelheit Spuren zu sichern.
    Weiter hinten auf dem kleinen Waldparkplatz saß Thomas Heinrich in einem Polizeiwagen und starrte mit leerem Blick auf die Landstraße. Seine Hände waren mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt, eine Decke lag über seinen Schultern, und ein Polizist saß abwartend neben ihm. Auf seiner linken Stirnseite klebte ein dickes Pflaster. Katrins Schlag mit dem Stein hatte ihn nur leicht verletzt, und die Stelle in der Düssel war sehr seicht gewesen. Die Polizeibeamten hatten ihn bewusstlos aus dem Wasser gefischt. Jetzt hockte er vollkommen apathisch in dem Auto. Sein Gesicht war grau und wirkte steinalt.
    Hans Meister war bereits auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Notarzt hatte zwar die Blutung gestoppt, aber es sah nicht gut für ihn aus.
    An der Parkplatzausfahrt stand ein zweiter Ambulanzwagen. Katrin und Manfred saßen nebeneinander, in Decken gehüllt auf der Kante der Ladefläche. Rita Schmitt stand bei ihnen.
    Halverstett wandte sich ab. Verbitterung machte sich in ihm breit. Das hier war sein Wald. Sein Leben. Seine Erinnerungen. Er wusste, dass es naiv und lächerlich war, so zu denken, aber der Gedanke ließ sich nicht aus seinem Kopf vertreiben. Er war sich bewusst, dass auch hier auf dem Land Verbrechen geschahen, er kannte sogar ein paar konkrete Fälle.
    Trotzdem war es diesmal anders. Es war, als wären
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