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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition)
Autoren: Jürgen Magister
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dann?“
    „Um die Gefahr, in der wir alle schweben.“
    „Meinst du dich und deine Gefährten?“
    „Nein, auch Sie sind bedroht, Herr Wanderer, ganz Katharsia.“
    „Nun male mal den Teufel nicht an die Wand, Sando!“
    „Sie unterschätzen sie, Herr Wanderer. Nur ein Knopfdruck trennt uns von der Katastrophe.“
    In der Kommandozentrale herrschte knisternde Stille. Alles schaute auf den Präsidenten, der gekrümmt, den Hörer am Ohr, an seinem massigen Konferenztisch saß.
    „Und was schlägst du vor?“
    „Reden Sie mit ihm!“
    „Ich kann doch nicht mit einem …“
    „Warum nicht?“, unterbrach ihn Sando. „Schmerzt ein Gespräch mehr als zahllose Opfer?“
    „Aber wozu denn reden, wenn das Ergebnis schon feststeht?“, wehrte sich Wanderer. „Nur, wenn ich aufgebe, wird Doktor Fasin auf das Blutbad verzichten.“
    „Da mögen Sie Recht haben.“
    „Willst du, dass ich aufgebe, Sando?“
    „Ich weiß nicht. Die Seelenretter hatten viel Zeit, Sie in diese Lage zu bringen. Und Sie haben es nicht verhindert.“
    „Hast du die Seite gewechselt, Sando?“
    Der Junge antwortete nicht. Es war ihm nicht wichtig, auf welcher Seite er stand. Er wollte nur die Katastrophe verhindern. „Reden Sie mit Doktor Fasin!“
    „Einen Moment, Sando!“
    Doktor Fasin verdrehte die Augen und sah auf die Uhr, während sich der Präsident Hilfe suchend an Professor Strondheim und Heide Brandau wandte: „Wenn ich den Jungen richtig verstanden habe, will er, dass ich aufgebe.“
    „Das ist durchaus verständlich, Samuel“, klang Heide Brandaus Stimme durch die Kommandozentrale. „Er befindet sich in ihrer Gewalt, da stellt sich manches dramatischer dar, als es ist.“
    „Und wenn er Recht hat?“
    „Du willst doch nicht ernsthaft auf Anraten eines Kindes diesen Verbrechern den Planeten überlassen? Du bist der Präsident! Entscheide auch so, Samuel!“
    „Und wie entscheidet ein Präsident?“
    Während Sando diesem Gespräch lauschte, inständig hoffend, dass sich Wanderer zu Verhandlungen durchringen würde, hatte ein leises Dröhnen in der Kommandozentrale begonnen. Die Sitze vibrierten kaum merklich: Oben in der Festung rollte nun die schwere Kampftechnik an, um einen Ring der Verteidigung um das Anwesen des Doktors zu ziehen.
    „Wanderer hier“, klirrte es plötzlich aus den Lautsprechern. Der Präsident hatte entschieden, mit den Putschisten zu reden.
    Der Doktor schenkte Sando einen Blick der Anerkennung und nahm ihm das Telefon aus der Hand, während Wanderer sagte: „Wie ich höre, Herr Doktor Fasin, wollen Sie meinen Stuhl.“
    „Hallo, Herr Wanderer! Freut mich, Sie zu hören. In der Tat fordere ich Ihren sofortigen Rücktritt, weil Sie Katharsia an den Rand des Abgrunds geführt haben. Diese Welt verdient einen besseren Präsidenten.“
    „Und Sie glauben, der Geeignete zu sein?“
    „Im Gegensatz zu Ihnen habe ich eine Vision! Ich will nichts Geringeres als ein blühendes Paradies anstelle des Elends, das Sie mit Ihrer Politik zu verantworten haben! Aber dies ist nicht Thema unseres Gespräches, sondern Ihr Rücktritt.“
    „Mit Verlaub, ich halte Ihre Vision für eine Lüge oder, falls Sie selbst daran glauben, für eine gefährliche Illusion. Meine Verantwortung ist es, die Bevölkerung vor Ihnen zu schützen.“
    „Sie lehnen also meine Forderung ab?“
    „Nennen Sie mir einen überzeugenden Grund, warum ich ausgerechnet Ihnen den Weg freimachen soll.“
    „Sie sollten mir zugute halten, dass ich das Gespräch mit Ihnen gesucht habe. Wissen Sie, ich bin hier umringt von einer Menge Militärs, die mich drängen, nun endlich den Auslöser zu drücken, weil sie meinen, Reden führe zu nichts. Ich fände es bedauerlich, wenn sie Recht behielten.“
    „Was ist das für ein Auslöser, von dem Sie da sprechen?“
    „Ich habe derer viele auf meinem Kommandopult. Einer davon radiert Ihre Stadt aus.“
    „Ausgeschlossen! Sie müssten über Massenvernichtungswaffen verfügen. Zum Glück hat Katharsia diesen Wahnsinn nie
betrieben.“
    „Wollen Sie es darauf ankommen lassen?“
    „Ihre Behauptung ist abenteuerlich! Dürfte ich erfahren, wie Sie die angedrohte Zerstörung bewerkstelligen wollen?“
    „Ich will es Ihnen verraten …“
    Im Saal wurden warnende Stimmen laut, die meinten, Wanderer könnte dieses Wissen nutzen, um die Bedrohung zu entschärfen.
    Doktor Fasin hob zornig die Hand.
    „Ich will, dass hinterher keiner behaupten kann, ich hätte nicht alles versucht, um ein
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