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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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in politicis rechtschaffenen Mannes angetreten, dessen Gewissen sich die Launen der Ereignisse nicht gefallen läßt, dessen Handlungen nur der Tugend zusagen, die sich dann von allen verfolgt sieht: vom Volke, weil sie sich seinen blinden Leidenschaften widersetzt, von der Macht, weil sie sich ihren Usurpationen entgegen stemmt. Solch großer Bürger Leben ist ein Martyrium, in welchem sie nur durch die starke Stimme ihres Gewissens und durch ein heroisches Gefühl der sozialen Pflicht aufrecht erhalten werden, welche ihnen in allen Dingen ihr Benehmen diktiert. Viel solcher Männer gab es in der Florentinischen Republik, die alle eben so groß wie Strozzi und ebenso vollkommen wie ihre Widersacher der Medicipartei waren, obwohl sie von deren florentinischer List besiegt wurden. Was ist bei der Pazziverschwörung bewunderungswürdiger als das Benehmen des Oberhaupts dieser berühmten Familie, deren Handel unermeßlich war? Er regelte alle seine asiatischen, levantinischen und europäischen Verbindlichkeiten, ehe er jenen großen Plan ausführte, damit seine Korrespondenten, wenn er unterläge, nichts verlören. Die Geschichte der Gründung des Hauses Medici im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert zu schreiben ist denn auch eine der schönsten Aufgaben, die der Lösung harren, ob auch schon große Genies die Hand daran gelegt haben. Weder ist es die Geschichte einer Republik, noch einer Gesellschaft, noch einer besonderen Zivilisation, sondern die Geschichte des politischen Menschen, die ewige Geschichte der Politik, die der Usurpatoren und Eroberer. Als Philipp Strozzi nach Florenz zurückgekehrt war, richtete er die alte Regierungsform dort wieder ein und ließ Hippolytus von Medici, einen anderen Bastard, und jenen Alexander in ihr hervortreten, mit welchem er in diesem Momente gen Stoorno reiste. Er war entsetzt über die Unbeständigkeit des Volkes; und da er Clemens des Siebenten Rache fürchtete, wollte er ein riesiges Handelshaus, das er in Lyon besaß und das mit seinen Bankiers in Venedig in Verbindung stand, überwachen. Es ist merkwürdig: diese Männer, welche die Last der Staatsgeschäfte und eines steten Kampfes mit den Medici ertrugen, ohne der Zwistigkeiten in ihrer eigenen Partei zu gedenken, hielten auch der Last des Handels und seiner Spekulationen, der Bankhäuser und ihrer Verwickelungen stand, welche die Verschiedenartigkeit der Geldsorten und ihre Fälschungen noch sehr viel schwieriger als heute machten. (Der Name Bankier stammt von der Bank her, worauf sie saßen und die ihnen dazu diente, die Gold- und Silberstücke aufklingen zu lassen.) Der Tod seines angebeteten Weibes diente Philipp als Vorwand, den Forderungen der republikanischen Partei nachzukommen, deren Polizei in allen Republiken um so fürchterlicher ward, als jedweder sich im Namen der Freiheit, die alles rechtfertigt, zu Spionendiensten herbeiließ. Philipp war erst in dem Augenblicke nach Florenz zurückgekehrt, wo er sich genötigt sah, Alexanders Joch auf sich zu nehmen; vorher aber hatte er Papst Clemens den Siebenten aufgesucht, dessen Angelegenheiten sich in genügend gutem Zustande befanden, um seine Dispositionen in Hinsicht auf ihn einer Änderung zu unterziehen. Im Augenblick des Triumphs bedurften die Medici so sehr eines Mannes wie Strozzi, und wäre es auch nur gewesen, um Alexanders Regierungsantritt herbeizuführen, daß Clemens ihn zu bestimmen wußte, im Rate des Bastards zu sitzen, der die Bedrückung der Stadt beginnen sollte, und Philipp hatte das Senatorendiplom angenommen. Wie Seneca und Burrhus bei Nero hatte er seit zweieinhalb Jahren den Beginn der Tyrannei beobachtet. So vielem Mißtrauen seitens der Volkspartei sah er sich ausgesetzt, so verdächtig war er den Medici, denen er Widerstand leistete, daß er in diesem Augenblick eine Katastrophe voraussah. Sobald er daher von Herzog Alexander um die Verhandlungen einer Ehe Katharinas mit einem Sohne Frankreichs hörte, die in Livorno vielleicht zum Abschluß kommen sollten, wo die Unterhändler sich ein Stelldichein gegeben hatten, faßte er den Plan, nach Frankreich zu gehen und sich an seiner Nichte Glück zu heften, die ja eines Vormunds bedurfte. In seiner Freude, sich eines Mannes zu entledigen, der in den Florentinischen Angelegenheiten so wenig entgegenkommend war, billigte Alexander diesen Plan, der ihm einen Mord ersparte, und gab Strozzi den Rat, sich an die Spitze von Katharinas Gefolgschaft zu stellen. Um den französischen Hof zu
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