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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Autoren: Christine Anlauff
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einfallen, was er, Liebermann, in diesem Moment bereits sah: Dass sie das Cabrio mit offenem Verdeck zurückgelassen hatte.
    Liebermann rauchte seine Zigarette zu Ende, dann machte er sich mit angenehm taubem Rücken auf den Weg in den Keller. Wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, hatte er dort vorhin eine Plane gesehen.
    Sie lag gleich hinter dem Kellereingang, neben den vergessenen Rudimenten eines Faltbootes. Er klopfte den Staub ab und hob sie ins Licht des Hausflurs. Es war eine alte Armeeplane im Tarnmuster ein Strich/kein Strich, die sich je nach Bedarf zu einem Zelt oder einem Poncho knöpfen ließ. Und sie gehörte ihm, er hatte keine Ahnung, wie sie in Theklas Keller kam. Ein wenig abseits der Mitte entdeckte Liebermann einen handtellergroßen Dreiangel. Aber trotz Riss würde die Plane den teuren Polstern draußen vor dem Haus noch ausreichend Schutz vor Überschwemmung bieten.
    Als Liebermann den Stoff über das Cabrio breitete, musste er allerdings feststellen, dass er zu kurz war. Ein Teil der Rückenlehne lugte unter der Plane hervor. Nicht viel, zugegeben. Schlimmer war, dass die Plane beim geringsten Windstoß die Spannung verlor und in sich zusammensackte. Liebermann lief abermals in den Keller, um die brüchige Faltboothaut zu holen, die dort vermutlich seit Urzeiten vor sich hin gammelte. Mit dieser beschwerte er den hinteren Teil der Plane und bedeckte gleichzeitig die Lehnen. Als er fertig war, schmatzten seine Schuhe vor Wasser.
    Liebermann wrang die Zipfel seiner Jacke aus und flüchtete sich in den Hauseingang. Von dort begutachtete er unschlüssig sein Werk. Der Regen rann, wie vorgesehen, von den herabfallenden Planenrändern auf den Boden. Für die nächsten anderthalb Stunden zumindest war das Cabrio sicher. Allerdings verlieh ihm die schützende Verkleidung bedenkliche Ähnlichkeit mit einem Sperrmüllhaufen. Blieb zu hoffen, dass sich keiner der Nachbarn ermuntert fühlte, ihn über Nacht ringsum durch Schätze aus dem eigenen Keller zu ergänzen.
    Liebermann zündete sich eine Zigarette an und spähte um die Ecke. In einiger Entfernung vernahm er junges Lachen. Zu sehen war nichts. Nur Weg, Häuser, Autos und die Leere dazwischen, die von den aufglimmenden Laternen übergangen wurde, als lohnte es nicht, sie zu beleuchten. Liebermann zog sich fröstelnd in seiner Jacke zusammen.
    Langsam verließ ihn der Mut. Vielleicht verbrachte der Engel den Abend, möglicherweise sogar die ganze Nacht, bei ihrer Bekannten (dass der Adressat ihres Besuches weiblichen Geschlechts war, stand für ihn außer Frage), in der irrigen Überzeugung, das Verdeck geschlossen zu haben. Als er die Zigarette zur Hälfte aufgeraucht hatte, warf er sie weg.
    Oben zog er sich um, wickelte sich eine Decke um die Lenden und weihte seine Pinnwand ein, indem er einen goldgelben und einen blauen Zettel an ihr befestigte.
    Auf dem blauen stand ein Berliner Autokennzeichen. Auf dem gelben drei Wörter: Rose, rot-gelb, warum.
    Liebermann hatte sie beim Abdecken auf dem Beifahrersitz entdeckt, wo sie farblich völlig in ihrer Umgebung aufgegangen war. Die rot-gelbe Marmorierung zerfloss ein wenig zum Blütenkelch hin, ansonsten war sie beeindruckend akzentuiert. Selbst einem Laien wie Liebermann war sofort klargewesen, dass man eine Rose dieser Art nicht bei jedem x-beliebigen Floristen fand. Natürlich nicht, dachte er, wenn man wusste, wem sie gehörte. Allerdings wunderte ihn, dass die Schöne sie einfach im Wagen liegen gelassen hatte. Darauf bezog sich das Warum, eines von Liebermanns Lieblingswörtern, seit er drei war. Falls die Blume für jene Bekannte in der Ossietzkystraße gedacht gewesen war, warum hatte der Engel sie ihr dann nicht mitgenommen? Eine Antwort mochte lauten: Weil ein verwirrter Mann an einem Zaun sie abgelenkt hatte. Es war nicht die schlechteste.
    Beim nächsten Balkonbesuch stellte Liebermann fest, dass der Regen langsam nachließ. Auch das war gut, denn die Plane hing inzwischen leicht durch.
    Irgendwo in der Nähe bellte ein Hund. Sekunden später huschte eine Katze die Meistersingerstraße entlang und verschwand im Vorgarten des Hauses gegenüber unter einem Fliederbusch. Ihr Verfolger bremste scharf. Unter wütendem Gekläff begann er das Versteck seines Opfers zu umrunden. »Bernhard!«, rief eine körperlose Stimme. Der Hund gab noch einmal trotzig Laut, dann trottete er zurück. Schon beinahe aus Gewohnheit warf Liebermann einen Blick Richtung Ossietzkystraße, ehe er seinen Platz auf dem
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