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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Autoren: Christine Anlauff
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plötzlich, ohne die Augen zu öffnen. »Wenn es so wäre, müsste die Herrschaft an einen Idioten übergehen. Denn die Guten hier, ich dachte, das wüsstest du, sind fast alle ihrer Manneskraft beraubt. Bis auf Ben, und dem liegt nichts an weltlichen Dingen.«
    »Du meinst...«
    »Es ist schändlich, gewiss. Falls es noch einmal einen Krieg geben sollte, dann nicht gegen Katzen, sondern gegen die Menschen. Obwohl ich mir auch da nicht sicher bin. Wer sich von Menschen füttern lässt und in ihren Häusern schläft, braucht sich nicht zu wundern, wenn er von ihnen wie Eigentum behandelt wird.«
    »Ich habe nicht im Haus des Fleischers geschlafen, sondern im Hof.«
    »In einem Schuppen, der auf seinem Hof steht. Und du hast sein Futter genommen.«
    Serrano starrte den Alten an. Aber letztlich musste er zugeben, dass Bismarck recht hatte. Er setzte sich wieder. »Wo wir schon dabei sind: Wäre es möglich, dass ich eine Weile bei dir wohne? Es muss ja nicht dein Keller sein, einer der anderen genügt.«
    Bismarcks Schnurrbarthaare begannen zu beben. Sympathie hin oder her, kein Kater mochte es, wenn sich ein anderer in seinem Revier breitmachte.
    »Es ist nur, bis ich etwas anderes ...«
    »Meinem Keller gegenüber«, sagte Bismarck, die Augen noch immer auf sein Innenleben gerichtet, »liegt einer, dessen Tür nur angelehnt ist. Nicht besonders gemütlich, aber trocken.«
    »Danke. Es ist nur für kurz.«
    »Das hoffe ich«, sagte Bismarck. »Und was Aurelia angeht: Rede mit ihr!«
    Serrano seufzte. »Ich hab’s versucht.«
    »Nicht, solange sie läufig ist. Das bringt nichts. Du musst dich damit abfinden, dass sie ihren ersten Wurf von einem anderen haben wird. Aber wenn sie erst schwanger ist und wieder alle Fünfe beisammen hat, kannst du immer noch ihr Freund sein. Wenn du am Knäuel bleibst. Sie mag dich.«
    »Meinst du?«
    »Das sieht doch ein Blinder. Ich kenne kein anderes Paar, das auch außerhalb der fruchtbaren Zeit wie Pech aneinanderklebt. Ich weiß ja nicht, was du an ihr findest, aber sie jedenfalls bewundert dich.«
    Ein früher Maikäfer torkelte gegen eine Mülltonne vor Bismarcks Haus. Serrano war versucht, nach ihm zu haschen. Vor wenigen Minuten noch hätte er sich einer solchen Aktionslust nicht für fähig gehalten.
    »Danke«, sagte er zu Bismarck. »Ich gehe nachher zu ihr.« Er dachte an den alten Knochen, aber ausnahmsweise schreckte ihn der Gedanke nicht. »Es würde mich wundern, wenn sie noch nicht empfangen hat.«
    »Freu dich nicht zu früh«, sagte Bismarck und öffnete ein Auge. »Hier gibt’s kaum noch Kater, die nicht kastriert sind.«
    Serrano zögerte. Dann sagte er: »Es gibt Cäsar.«
    »Na ja«, sagte Bismarck schläfrig. »Stimmt. Dann bleibt es wenigstens in der Familie.«
    Bis 20 Uhr 30 hatte Liebermann es mit Hilfe einer weiteren Pille geschafft, das Geschirr vom Abendbrot abzuwaschen, ein paar Flaschen Apfelsaft aus dem Keller zu holen, wo er zu seiner Freude auch auf ein gefülltes Weinregal gestoßen war, und sich in Schale zu werfen. Zwischendurch war er auf den Balkon gehumpelt, um sich davon zu überzeugen, dass das Cabrio noch da war. Dabei hatte er jedes Mal gehofft, den Engel um die Ecke biegen zu sehen. Die anderthalb Stunden waren längst vorbei.
    Er ergänzte seine Ausstattung um eine Stehlampe, ein Bier und einen Potsdamführer von Thekla und ließ sich endgültig auf dem Balkon nieder.
    Von der Havel drang verhaltenes Donnergrollen herüber. Das erste Sommergewitter, sie hatten es im Radio angekündigt. Liebermann spülte mit schlechtem Gewissen ein Glas Bier hinunter. Er hatte keine Ahnung, ob Bier sich mit den Tabletten vertrug. Dann griff er nach dem Stadtführer und schloss die oberen Knöpfe seines Hemdes. Ein böiger Wind kämmte durch die Baumkronen vor dem Balkon. Bald darauf schlugen die ersten Tropfen auf die Brüstung. Liebermann schob seinen Sessel etwas näher an die schützende Wand. Nach einer Weile stand er noch einmal auf und warf einen gewohnheitsmäßigen Blick auf die Straße. Eine junge Frau verließ das Haus gegenüber. Mit einer Hand umklammerte sie den Griff einer unförmigen Tasche, die andere fädelte sie im Gehen in den Ärmel einer Jeansjacke. Missmutig starrte Liebermann auf die Hosenbeine, die unter ihrem karierten Rock hervorragten. Von der Schönen keine Spur. Dennoch blieb Liebermann stehen. Der Regen würde auch vor den Fenstern der Ossietzkystraße nicht haltmachen. Wenn die Schöne ihn bemerkte, würde ihr unweigerlich
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