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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Autoren: Christine Anlauff
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plump. Mit etwas Pech sagte sie »Ja« und fuhr los. Was würde einer Frau von ihrem Format imponieren? Diskreter Charme, intelligenter Witz auf Witz sprangen alle Frauen an. Obwohl Liebermann in Bezug auf Humor und Frauen wenig Erfahrungen hatte. Er ging einfach davon aus, dass die meisten Frauen lieber lachten als weinten. Weil ihm nichts einfiel, was witzig und intelligent zugleich war, beschloss er, an seinem Lächeln zu arbeiten. Während einer weinseligen Betriebsfeier hatte Marion seine Augen einmal »blauen Nebel« genannt. Es hatte wie ein Kompliment geklungen. Nun gut, dann würde er die Schöne eben umnebeln. Liebermann nahm das Balkontischchen ins Visier, strahlte es an und sagte: »Ihr Auto hat kein Dach.«
    »Welches Auto?«, fragte Miri, die unbemerkt neben ihm aufgetaucht war.
    »Ach nichts, ich denke mir nur gerade eine Geschichte aus.«
    »Für mich?«
    »Natürlich.«
    »Dann geh ich jetzt ins Bett.«
    »Wie, schon?«
    »Nach dem Sandmann gehe ich immer ins Bett.« Seufzend spähte Liebermann über den Rand der Balkonbrüstung. Miri kam zu ihm und tat es ihm nach. »Ist da was?«
    »Na ja ...«, murmelte er. »Vorhin war da unten eine komische Katze.«
    Vor einiger Zeit war da wirklich eine Katze gewesen, ein beunruhigendes Tier, das sich ohne jede Scham mitten auf dem Bürgersteig gewälzt hatte. Miri lehnte sich noch weiter vor. Ihre Zehen in den rosa Socken berührten kaum noch den Boden.
    »Sie ist weg«, sagte Liebermann.
    »Wie sah sie aus?«
    »Rötlich, glaube ich.«
    »Dann war’s Aurelia, aus dem Haus von Vincent.«
    »Ach ja, Vincent. Zieh dich schon mal aus, ich komm gleich.«
    Sie wollte eine Geschichte, in der ein Krokodil, eine Katze und zwei Menschen vorkamen, die am Ende heirateten. Zehn Minuten, dachte Liebermann. Wenn er die Schöne in diesen zehn Minuten verpasste, dann war es eine Backpfeife Gottes. Die er ihm heimzahlen würde, so viel war gewiss.
    »Wozu ein Krokodil?«
    »Damit es ein bisschen spannender ist.«
    »Und die Katze?«
    »Weil du Aurelia gesehen hast. Und weil ich eine haben will.«
    »Aber wozu? Katzen haaren, kratzen die Tapete von den Wänden und machen sich überall dort breit, wo du sie nicht gebrauchen kannst. Und manche stinken. Wünsch dir lieber einen Vogel, dem kannst du sogar das Sprechen beibringen.«
    »Ich will nicht mit einem Vogel sprechen. Ich will eine wie Aurelia.«
    Liebermann gab sich geschlagen. Er legte sich vor das Bett seiner Tochter, schob sich einen Teddy unter den Hintern und begann die traurige Geschichte eines kleinen Zookrokodils, das kurz vor dem Verhungern stand, weil sein Gehege täglich von einer Bande räuberischer Straßenkatzen heimgesucht wurde. Erst ein beherzter Tierpfleger und eine schöne Zoopraktikantin mit goldenen Locken setzten dem Spuk schließlich ein Ende und brachten die Bande hinter Schloss und Riegel. Seitdem gab es im Zoo einen Käfig mit der Aufschrift »Raubkatzen«. Und weil Praktikantin und Pfleger sich gegenseitig außerordentlich nett fanden, heirateten sie. In einem Auto ohne Dach.
    »So eine blöde Geschichte«, sagte Miri, als er fertig war.
    »Aber es kam eine Hochzeit darin vor«, erwiderte Liebermann und löschte das Licht. Dann ging er auf den Balkon.
    Serrano saß in einem Hauseingang zwischen der Fleischerei und dem benachbarten Zeitungsladen und dämmerte vor sich hin. Die bleierne Müdigkeit, die ihn den Vormittag über gefangen gehalten hatte, löste sich langsam auf, auch der Schmerz war stiller geworden, aber was nützte ihm das?
    Er bemühte sich, nicht an Aurelia zu denken. Darum dachte er umso mehr an sie. Und wenn es ihm tatsächlich gelang, sich für ein paar Minuten von ihr abzulenken, dachte er an Cäsar.
    Cäsar war von den Söhnen, die Serrano in den letzten Jahren gezeugt hatte und die im Viertel geblieben waren, mit Abstand der stattlichste. Seine Mutter war eine Halbkartäuserin gewesen, deren gesamte Kraft in den einzigen Wurf ihres Lebens geflossen war. Im letzten Sommer hatte ein Linienbus sie mitgerissen. Es gab einige, die behaupteten, dass sie es drauf angelegt hatte. Andere, dass sie es ein wenig zu eilig hatte, zu einem bestimmten Kater zu kommen. Serrano enthielt sich jeder Spekulation, wie er sich auch nach der Zeugung jedes Kontaktes zu Cäsars Mutter enthalten hatte. Nun war sie tot, aber Cäsar lebte.
    Er war jetzt ein anderthalbjähriger, attraktiver Jungkater, etwas kleiner als er selbst, dafür muskulöser. Und ein Rebell. Soweit Serrano wusste, hatte Cäsar
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