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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Autoren: Christine Anlauff
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Sessel wieder einnahm und gelangweilt nach dem Stadtführer griff. Er las einen wenig spannenden Bericht über eine Eremitage, die sich hier irgendwo in der Nähe befinden sollte und in der einst eine rotgelockte Schöne ... Dann las er etwas über die vergoldeten Stuckreliefs im Ovidsaal der Neuen Kammern, ebenfalls in der Nähe. Besonders interessierte Liebermann daran die Geschichte der schönen Leda und der Goldregen, der inzwischen ganz aufgehört hatte. Er schlug das Buch zu. Sinnlos.
    Die Bierflasche gab nichts mehr her, die Schmerztablette auch nicht, und ob der Engel noch auftauchte, wusste der Himmel.
    Liebermann zog den Stecker der Stehlampe heraus. Es wurde dunkel. Die Aufregung vom Nachmittag hatte sich gelegt. Sie war eine Reaktion mit den wiederholten kleinen Enttäuschungen der letzten Stunden eingegangen. Es hatte ein paar Mal gepufft, geblieben war ein Gefühl lyrischer Resignation. Er hatte kein Glück mit Frauen. Zwar hatte die Natur ihn mit einem einigermaßen ansprechenden Aussehen ausgestattet, sogar mit Augen, die mit blauem Nebel verglichen wurden, aber dann musste sie irgendwie in ihrer Arbeit gestört worden sein und hatte anschließend vergessen, ihrem Werk den Botenstoff mitzugeben, der für die Ausschüttung von Hormonen beim weiblichen Geschlecht sorgte.
    Er verabschiedete sich von der Straße. Sie war völlig engelfrei. Nur die Frau mit der unmöglichen Kleiderordnung kehrte gerade nach Hause zurück, und ihm war, als ob sich die Schutzplane des Cabrios leicht bewegte.
    Sein Lendenwirbel gab ihm einen deutlichen Befehl. Liebermann gehorchte.
    Als er die Balkontür zum letzten Mal an diesem Abend hinter sich schloss, war es 22 Uhr 45.
    Bismarck saß wie eine Eins in dem altertümlichen Kinderwagen, den er als Schlafplatz benutzte, und funkelte Serrano grimmig entgegen. »Wen schleppst du denn hier an!«
    »Nur einen Hund.«
    »Einen Hund?!«
    »Bernhard, aus der Bar. Keine Sorge, er schafft es nicht zu uns herein.«
    »Aber er kläfft. Sag mir, wie ich bei dem Lärm schlafen soll!«
    »Er ist gleich weg.«
    Von weitem drang die Stimme von Bernhards Besitzer zu ihnen in den Keller. Ein letztes wütendes Bellen, dann wurde es still.
    »Na also.«
    »Sieh zu, dass du eine andere Unterkunft findest«, sagte Bismarck ungehalten.
    »Hattest du wenigstens Erfolg bei Aurelia?«
    »Ähm ... nein.«
    »Ich hab ja gesagt, dass du dich nicht zu früh freuen sollst.«
    »Es lag nicht an ihr. Es lag an den Menschen, die in ihrem Haus herumgestreunt sind. Sie haben eine Kleiderkiste herausgetragen. Und an Bernhard.«
    »Eine Kleiderkiste? Du meinst, einen Schrank?«
    »Ja.«
    Bismarck gähnte. »Sonst nichts, nur einen Schrank?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Serrano. »Nach dem Schrank hat mich Bernhard entdeckt. Einer der Träger war der Barmann.«
    »Hm«, machte Bismarck. »Und ist das von Bedeutung?«
    Serrano leckte sich eine Spur bitteren Baustaubs von der Brust und überlegte. »Es könnte heißen, dass die Kiste Aurelias Frau gehört«, sagte er. »Der Barmann ist in sie vernarrt. Es war sein monströses Vierrad, in das sie die Kiste geschoben haben. Und du weißt, was es bedeutet, wenn Möbel das Haus verlassen.«
    »Schon. Aber ein Schrank macht noch keinen Umzug. Erstens. Zweitens habe ich noch keinen spät am Abend umziehen sehen, und drittens hätte Aurelia dir davon erzählt.«
    »Wahrscheinlich.«
    Es sei denn, sie ist nicht dazu gekommen, dachte Serrano.
    »Probier’s morgen noch mal!«
    »Ja.«
    Bismarck rollte sich zusammen, bis er aussah wie eine haarige Schnecke.
    »Was macht der Fremde?«, fragte Serrano, mehr um dem Alten eine Freude zu machen denn aus wirklichem Interesse.
    »War den ganzen Abend hinter seinen Blumenkästen«, murmelte Bismarck. »Er hat das gelbe Vierrad mit zwei Häuten abgedeckt. War ein bemerkenswerter Anblick. Sonst belagert er nach wie vor den Balkon.«
    »Dann stimmt es also, dass er auf das Vierrad aufpasst.«
    »Bei dem stimmt gar nichts«, brummte Bismarck und steckte zum Zeichen, dass die Unterhaltung beendet war, den Kopf zwischen die Pfoten. Die obere lüftete er noch einmal. »Untersteh dich zu schnarchen! Ich habe einen leichten Schlaf.«
    »Ich auch«, erwiderte Serrano und ging in seinen Keller hinüber. Er war todmüde, unzufrieden, und zwischen seinen Beinen zwickte es.
    Um elf Uhr flog die Tür des Katinkas auf, und Reiner der Ohrwurm stürmte herein. Es war nicht zu übersehen, dass er stockbetrunken war, eine Eigenschaft, die er mit
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