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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche
Autoren: Andreas Föhr
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ihn nicht genau erkennen. Aber er hatte einen länglichen Gegenstand in der Hand.
    »Mit dieser doppelläufigen Büchse kann ich Ihnen beiden eine verpassen. Und ich bin ein ziemlich guter Schütze. Legen Sie Ihre Pistolen vor sich auf den Boden.«
    »Hören S’ auf mit dem Schmarrn. Dafür kommen S’ ins Gefängnis.«
    »Ich verteidige nur mein Eigentum gegen Übergriffe. Sie begehen gerade Hausfriedensbruch. Wenn ich Sie versehentlich erschieße, wird mir jeder glauben, dass Sie irgendeinen Scheiß gemacht haben, der das rechtfertigt. Man kennt Sie ja im Landkreis.«
    »Das hat doch keinen Taug nicht. Geben S’ auf! Das Spiel ist aus!« Kreuthner hörte selbst, dass in seinen Worten wenig Überzeugung lag.
    Dieter Milllruth feuerte einen Schuss in die Zimmerdecke. Holzsplitter flogen durch den Raum. »Legen Sie die Pistolen auf den Boden. Es ist immer noch ein Schuss drin.«
    Kreuthner tat, wie ihm geheißen, und gab Schartauer ein Zeichen, seine Waffe ebenfalls auf den Boden zu legen.
    »Wenn Sie jetzt so freundlich wären, mir die Pistolen mit dem Fuß rüberzuschieben.«
    Kreuthner kickte die Pistolen in Richtung Tür. Dieter Millruth verstaute sie in seinem Gürtel.
    »Sie knien sich jetzt auf den Boden.«
    Kreuthner ging auf die Knie. Sein Blick fiel auf eine Bodenluke. »Geht’s da in den Keller?«
    »Das geht Sie gar nichts an.« Er entsicherte eine der beiden Pistolen. »So, wie machen wir jetzt weiter.«
    »Sie ham doch keine Chance. Meine Kollegen san schon auf dem Weg.«
    »Natürlich.«
    In diesem Moment spürte Dieter Millruth etwas Kaltes an seinem Hinterkopf. »Lassen Sie die Waffen fallen. Keine hektischen Bewegungen. Einfach fallen lassen.«
    Mike stand hinter Millruth in der Tür und hielt ihm eine Pistole an den Kopf. Die Büchse und zwei Pistolen fielen auf den Holzboden der Hütte. Anschließend legten Mike und Wallner Dieter Millruth Handschellen an. Kreuthner stand auf und holte sich seine Waffe bei Mike ab. »Was ich gesagt hab. Gefahr im Verzug. Der Bursche is a Killer.«
    »Sie sind hier widerrechtlich eingedrungen. Das wird ein Nachspiel haben.«
    »Wo ist Jennifer Loibl?«, wollte Mike wissen.
    »Ich weiß es nicht. Das habe ich Ihrem Kollegen schon gesagt.«
    »Also, auf geht’s. Durchsuch ma die Hütt’n.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Beschluss heißt das. Den brauch ich nicht, wenn jemand in der Gegend herumschießt.«
    Die beiden Uniformierten und Mike machten sich daran, die Hütte zu durchsuchen. Wallner blieb bei Dieter Millruth.
    »Kommt Ihnen das Foto bekannt vor?« Wallner zeigte Dieter Millruth das Polaroidfoto seiner nackten, achtjährigen Tochter. Er sah es nur kurz an. Aber auf seinem Gesicht zeichneten sich Überraschung und Ekel ab.
    »Das ist widerlich. Ist das Leni?«
    »Ja. Vor etwa zwölf Jahren. Das Foto ist jetzt wieder aufgetaucht.«
    »Wer hat das gemacht?«
    »Wir vermuten, dass Sie das gemacht haben.«
    »Ich?!«
    »Wir wissen inzwischen, was an Weihnachten vorgefallen ist.«
    »Ich habe meine Tochter nicht missbraucht. Herrgott noch mal! Wer immer das getan hat – ich war’s nicht!«
    »Das lässt sich herausfinden.«
    »Und wie?«
    »Sehen Sie diese silberne Vase im Hintergrund? Dort spiegelt sich der Fotograf. Es ist klein und so verzerrt, dass man nichts erkennen kann. Aber es gibt Computerprogramme, die das entzerren. Dann wissen wir, wer der Fotograf ist.«
    Kreuthner kam durch die Kellerluke herauf und wirkte sehr aufgeregt. »He Leut – da im Keller, des müssts euch anschauen!«

Kapitel 63
    S ie standen in dem niedrigen, dunklen Keller, dessen Decke gemauert war, vermutlich die Gewölbereste eines früheren Gebäudes. An den dunkelbraunen Wänden hingen Aktfotos, die meisten in Schwarzweiß. Die Modelle waren Frauen aller Altersklassen. Aus den Frisuren und Accessoires konnte man auf die Entstehungszeit schließen. Die ersten Fotos mussten in den achtziger Jahren entstanden sein, die letzten erst vor kurzem. Die Qualität der Bilder, von denen einige deutlich pornographischen Inhalt hatten, ließ auf einen begabten Amateur schließen. In einer Ecke des Raums war ein Fotolabor. Hier wurde offenbar noch mit Film gearbeitet. Dieter Millruths Entscheidung, sich das Material nicht von fremden Leuten entwickeln zu lassen, wurde nachvollziehbar, wenn man sich die Modelle genauer ansah. Es handelte sich zum Großteil um Schauspielerinnen. Einige davon waren heute sehr bekannt.
    »Mit den Fotos könnte ich ein Vermögen machen.
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