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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche
Autoren: Andreas Föhr
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täuschen, hält sich die genannte Jennifer Loibl nämlich hier auf.«
    »Wo hier?«
    »Hier. In dieser Hütte.«
    »Ich kann Ihnen nur noch einmal versichern: Dem ist nicht so. Woher wollen Sie das überhaupt wissen?«
    »Die Dame hat a GPS -Handy. Das letzte Signal ist von hier gekommen. Das kann man auf den Meter genau orten.«
    »Tja – da steht Aussage gegen Aussage.«
    »Macht’s Ihnen was aus, wenn wir uns in der Hütte mal umschauen? Dann samma auch gleich wieder weg.«
    »Es macht mir etwas aus. Das ist mein Grund. Und dass Sie hier auf dieser Terrasse stehen dürfen, haben Sie nur meiner wohlwollenden Duldung zu verdanken. Ich möchte Sie jetzt allerdings bitten, mein Grundstück zu verlassen.«
    Kreuthner musterte Dieter Millruths Gesicht. Hinter der spöttischen Fassade schien sich Nervosität zu verbergen. Dem Mann stand um den Mund herum der Schweiß. Ebenso in den Augenbrauen. War das nur die Hitze? Oder war es Angst?
    »Ich müsste mal telefonieren. Dürfen wir so lange bleiben?«
    »Ungern. Aber meinetwegen.«
    Kreuthner zückte sein Handy. »Sie haben gar nicht gefragt, warum wir die Frau suchen?«
    »Geht mich ja nichts an.«
    »Wenn jemand von der Polizei wen sucht und denkt, der ist bei mir, dann tät ich schon mal fragen, wieso der gesucht wird.«
    »Was wollen Sie mir jetzt unterstellen? Mangelndes Interesse an meinen Mitmenschen? Da haben Sie wahrscheinlich recht. Andere Menschen interessieren mich in der Tat nicht sonderlich.«
    Kreuthner hatte eine Verbindung und trat ans Terrassengeländer. Schartauer folgte ihm.
    »Servus Mike. Du, mir ham hier a kleines Problem. Der Herr …« Kreuthner drehte sich um und sah, dass Dieter Millruth verschwunden war. »Der Herr lasst uns net ins Haus. Und an Beschluss hamma ja net.«
    »Hast du net immer einen dabei?«, feixte Mike.
    »Sehr witzig. Aber jetzt amal ernsthaft. Was machen wir?«
    »Ich stell mal auf laut. Der Kollege Wallner sitzt neben mir im Wagen.«
    »Servus Clemens«, kam es aus dem Lautsprecher.
    »Servus Leo. Wie war das? Der Herr Millruth lässt euch nicht ins Haus?«
    »Genau. Ich mein, mir könnten einfach reingehen. Aber ich hab schon genug Ärger am Hals.«
    »Ja, das seh ich auch so. Was ist denn dein Eindruck? Lügt der Mann?«
    »Hundertpro. Der verheimlicht uns irgendwas. Der schaut einen an, wie wenn er Dreck am Stecken hätt.«
    »Na gut, dann überlegen wir mal, was auf dem Spiel steht: Unter Umständen hat er die Frau in seiner Gewalt. Ihr letztes Handysignal kam von der Hütte. Das ist kein Zufall. Ich würde sagen: Gefahr im Verzug.«
    »Nimmst es auf deine Kappe?«
    »Ich bin gar nicht im Dienst. Mike?«
    »Ich kann das von hier aus nicht beurteilen. Wenn du sagst, da ist Gefahr im Verzug, dann tu was. Wenn nicht, warte, bis wir da sind. Kann noch zehn Minuten dauern.«
    »Dann stehts ihr aber vor dem gleichen Problem.«
    »Stimmt auch wieder. Also, ich überlass es dir.«
    »Alles klar. Ach übrigens – es hat an leichten Schaden am Streifenwagen gegeben. Nicht dass ihr euch wundert, wenn ihr an der Schranke vorbeikommt.«
    »Geh komm! Was hast denn jetzt wieder angestellt?«
    »Nur a Blechschaden«, sagte Kreuthner und legte auf. Er sah sich auf der Terrasse um und blickte dann zur Hüttentür. »Was treibt denn der Bursche?«
    »Keine Ahnung«, sagte Schartauer. »Gutes Gefühl hab ich keins.«
    »Was meinst? Gefahr im Verzug?«
    Schartauer zuckte mit den Schultern. Kreuthner zog seine Waffe und rief: »Herr Millruth! Kommen Sie raus. Was machen Sie da drin?«
    Es kam keine Antwort. Im Haus war es totenstill. Kreuthner deutete mit dem Kopf auf die Tür. Schartauer hatte ebenfalls seine Waffe gezogen. Vorsichtig drückte Kreuthner die Klinke nach unten. Die Tür war nicht verschlossen und ließ sich mit einem sanften Knarren öffnen. Die Polizisten brauchten einen Moment, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit in der Stube gewöhnt hatten. Es herrschte ländliche Gemütlichkeit vor, viel Holz, viel Fell, viele Geweihe an der Wand. Nur Dieter Millruth fehlte. Kreuthner und Schartauer gingen auf eine Tür im hinteren Teil der Stube zu. Dahinter offenbarte sich ihnen ein Schlafzimmer mit Annehmlichkeiten, die man in einer Jagdhütte nicht unbedingt vermutet hätte: Flachbildschirm, opulente Bar, seidene Bettwäsche und viel Messing und Chrom.
    »Nicht schlecht«, staunte Kreuthner.
    »Gefällt Ihnen mein Schlafzimmer?« Die Polizisten drehten sich um. Dieter Millruth stand in der Haustür. Im Gegenlicht konnte man
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