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Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz

Titel: Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
Autoren: Christine Feehan
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entzündete, stockte ihr der Atem. Ein Mann und eine Frau waren an die Wand neben dem Tisch gekettet. Die beiden waren schmutzig und in Lumpen gekleidet, auf denen deutlich Blutflecke zu erkennen waren. Beide hatten blaue Flecke, und auf der Wange des Mannes leuchteten einige frische Brandwunden.
    Der Vampir betrachtete seine Opfer mit einem grausamen Lächeln. »Abendessen, meine Liebe, ganz allein für dich.«
    Vorsichtig setzte er Raven auf der Bank ab, als wäre sie eine zerbrechliche Porzellanpuppe. Dann ging André mit langsamen, geschmeidigen Schritten auf die Frau zu. Er genoss ihre Furcht und die ohnmächtige Wut ihres Mannes.
    Als er sie von ihren Ketten befreite, zerrte ihr Mann an den seinen und stieß Drohungen und Flüche gegen Raven aus.
    André schleppte die Frau zu Raven hinüber, zwang sie neben der Bank auf die Knie und drehte roh ihren Kopf zur Seite, sodass ihr Hals entblößt war. Mit dem Daumen strich er über ihren Puls. »Trink, meine Liebe. Spüre, wie das hei-
    ße Blut durch deine Adern rinnt und dich erstarken lässt.
    Wenn du ihr das Leben nimmst, wirst du ungeahnte Macht erlangen. Das ist meine Geschenk an dich.«
    Die Frau schluchzte verzweifelt, während ihr Mann flehte und fluchte und an seinen Ketten riss. Raven richtete sich langsam auf und strich sich mit zitternden Fingern das Haar zurück. André hätte seine Opfer hypnotisieren können - sie hätten den Tod willig willkommen geheißen. Doch er zog es vor, sich an ihrer Furcht zu ergötzen. Der Gedanke an eine 389

    Stärkung kam Raven berauschend vor. Sie spürte Mikhail in ihren Gedanken, schweigend und abwartend, während er sich bittere Vorwürfe machte, ihr die schreckliche Entscheidung nicht abnehmen zu können.
    Raven richtete den Blick ihrer großen blauen Augen auf André - verblüfft und den Tränen nahe. Sanft strich sie der Frau über den Arm, um ihr stummen Trost zu spenden. »Du zweifelst an mir? Was habe ich denn nur getan? Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern. Doch was es auch gewesen ist, ich könnte doch niemals einem Menschen das Leben nehmen, ebenso wenig wie du. Warum stellst du mich auf diese Probe ? Habe ich ein Verbrechen begangen ? Ich erinnere mich nicht. Wie kannst du nur so grausam zu mir sein?«
    Andres Züge verfinsterten sich, und seine Augen schimmerten nicht mehr flammend rot, sondern nur noch harmlos braun. »Beruhige dich doch.«
    »Beantworte meine Fragen, André, ich kann die Unge-wissheit nicht ertragen. Hat mich der andere gezwungen, etwas zu tun, das du mir nicht vergeben kannst?« In gespielter Scham senkte Raven den Kopf und flüsterte:
    »Nimm mir das Leben, André. Lass deinen Zorn an mir aus, nicht an dieser armen, unschuldigen Frau. Wenn du mich nicht mehr als deine Gefährtin willst, werde ich dein Haus verlassen, obwohl ich nicht wüsste, wohin ich mich wenden sollte.« Raven sah ihn ernst und ergeben an. »Nimm mein Leben, Andre.«
    »Nein, Raven.«
    »Dann antworte mir: Warum stellst du mich auf die Probe? Ist es, weil ich nicht so sein kann wie du? Weil ich es nicht fertig bringe, in der Erde zu ruhen oder meine Gestalt zu wandeln? Du schämst dich für mich und willst mich bestrafen.«
    »Aber nicht doch!«
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    Raven legte den Arm um die Frau. »Ich erinnere mich dunkel, dass du davon gesprochen hast, zuverlässige Diener einzustellen, André. Sind es diese Leute?« Plötzlich legte sich ein Schatten über Ravens Züge. »Oder ist sie etwa deine Geliebte?« Sie ließ ihre Stimme einen hysterischen Klang annehmen, streichelte die verängstigte Frau jedoch noch immer.
    »Nein! Nein!«, protestierte die Gefangene verzweifelt, doch in ihrem Blick lag aufkeimende Hoffnung. »Ich bin nicht seine Gehebte. Dort drüben steht mein Ehemann. Wir haben nichts Unrechtes getan.«
    André war offensichtlich ratlos. Er hatte Raven entführt, um sich selbst zu retten. Wenn er sie dazu zwang, die Frau zu töten, würde auch sie auf die dunkle Seite überwechseln.
    Als er Ravens unschuldigem Blick begegnete, regte sich etwas tief in seinem Innern. »Sie sagt die Wahrheit, Raven.
    Diese Frau bedeutet mir nichts. Du kannst sie als deine Dienerin haben, wenn du möchtest.« Seine Stimme klang verloren und unsicher.
    Raven ergriff seine Hand. Mochte seine Seele auch böse und verloren sein, so empfand sie doch Mitleid mit ihm.
    Früher hatte auch er auf der Seite des Guten gestanden, nicht anders als Mikhail oder Jacques, doch in seiner Verzweiflung über sein tristes, freudloses Dasein
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