Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten
Autoren: M Grimes
Vom Netzwerk:
doch, wie man mich auf Befehl von ganz oben, äh, wegen der Sache mit dem Haussuchungsbefehl durch den Wolf gedreht hat? Na, das war dort. Die Murchison hat gut zehn kleine Mädchen – ich habe da gewisse Quellen -«
    (Womit er seine Informanten meinte – er bezahlte sie fürstlich, hieß es unter der Hand.)
    »Ich hab’s versucht, bis ihr Anwalt mir mit einer Belästigungsklage daherkam. Paar Wochen habe ich mich bedeckt gehalten und bin ihr dann wieder auf die Pelle gerückt. Bekam ziemlichen Ärger deswegen. Also, diese Kleine... identifiziert haben Sie sie noch nicht, oder?«
    »Nein, meine Leute arbeiten gerade die Liste von vermissten Kindern durch. Vielleicht haben wir ja Glück.«
    »Wäre schön, aber das Glück scheint in dem Fall nach Diktat verreist zu sein. Machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen.«
    »Wieso sind Sie sich so sicher, dass mit diesem Haus etwas faul ist?«
    »Zunächst muss man sich nur angucken, wer dort ein und aus geht. Die Männer wohnen ja nicht dort. Ich habe das Treiben ein paarmal dort von weitem beobachtet und Fotos gemacht. An manchen Tagen kam nur ein einziger Kunde. Bestimmt nennen sie die so – statt gestörte Dreckskerle. An manchen Tagen kam einer, an anderen wieder sechs oder sieben. Rein und raus, rein und raus. Das ist das eine. Und das andere ist ein Mensch namens Viktor Baumann. Auch ein gestörter Dreckskerl, aber ein reicher Dreckskerl mit guten Beziehungen, ein aalglatter Scheißer. Kinderschänder. Die Sache ist die: Baumann hat genug Geld, um weiß Gott wie viele Teller in der Luft zu jonglieren.«
    »Und das ist einer davon?«
    »Absolut. Das sind alles honorige Geschäftsleute. Was zum Teufel, frage ich Sie, haben die in einem Haus im Londoner Norden zu schaffen?«
    »Aber besteht da denn nicht ausreichender Tatverdacht?«
    »O, nein. Diese Murchison ist Münzensammlerin. Und ihre Kunden ebenfalls. Sie kommen und wollen kaufen, verkaufen, tauschen. Sie hat dort tatsächlich eine Sammlung.«
    »Haben Sie einen von Ihren Leuten als Geschäftsmann und Sammler verkleidet hingeschickt?«
    »Bis ganz rein ist er gar nicht gekommen. Sie merkte, dass da was nicht stimmte, Baumann hatte meinem Mann kein grünes Licht gegeben. Es gibt bestimmt ein Zeichen, das sie sich gegenseitig geben, ein Passwort oder irgendwas.«
    »Erzählen Sie mehr von Viktor Baumann.«
    »Ein ganz dicker Fisch in Finanzkreisen in der City, abgesehen davon, dass er ein dreckiges Stück Scheiße ist. Ich komme aber nicht an ihn ran. Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass er das Etablissement dieser Murchison tatsächlich kontrolliert. Dabei geht’s aber auch noch um etwas anderes. In Cornwall verschwand vor drei Jahren Baumanns Tochter, die bei seiner Exfrau lebte. Die dortige Polizei ging zunächst natürlich von einer Entführung aus. Allerdings kam nie eine Lösegeldforderung. Mehrere mögliche Erklärungen gab es. Für am wahrscheinlichsten hielt man es, dass Baumann sie selbst entführt hatte. Beziehungsweise hatte entführen lassen. Der macht seine Dreckarbeit ja nicht selber. Der Chief Inspector, der den Fall leitete, hielt Baumann für einen der Hauptverdächtigen. Die andere Möglichkeit war noch, dass irgendein Abartiger oder Perverser sie sich geschnappt hat. Aber damit kamen sie auch nicht weiter. Dann bestand noch die Möglichkeit, dass es eine verwirrte Frau war, die ihr eigenes Kind verloren hatte und sich sehnlichst wieder eins wünschte. Keine dieser Möglichkeiten führte zu einem Ergebnis. Die Kleine wird immer noch vermisst. Sie war erst vier.«
    »Was ist mit Vergeltung? Könnte es nicht sein, dass Eltern, deren Kind dieser Baumann missbraucht hat, Rache nehmen wollten?«
    »Schon möglich. Aber wenn schon die Kripo von Devon und Cornwall nichts findet, wie könnte es dann ein einfacher Bürger?«
    »Keine Ahnung. Der hat vielleicht andere Ressourcen. Wieso ist Baumann für die der Hauptverdächtige?«
    »Ha, weil man ihm das Sorgerecht für das Kind aberkannt hatte, und er versuchte, es zurückzugewinnen. Der bekam ja nicht mal Besuchsrecht. So einer gibt sich nicht so einfach geschlagen. Was der will, das nimmt er sich, und wenn’s sein muss, mit Gewalt. Die dortige Polizei hat vielleicht doch Recht.«
    »Mit wem hatten Sie dort zu tun?«
    »Mit Macalvie. Der war der Chief Inspector. Inzwischen ist er Commander, glaube ich. Hartnäckiger Bursche, muss man schon sagen.«
    Jury lächelte. »Ich kenne ihn. Hartnäckigkeit ist bloß die Spitze des Eisbergs. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher