Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman

Titel: Karlo und der grüne Drache - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
Vom Netzwerk:
Unwillkürlich hatte Paul an die turbulenten Ereignisse im letzten Jahr denken müssen, die sich auf der anderen Seite der Milseburg, des mystischen Berges der Rhön, zugetragen hatten. In deren Verlauf Kölner dazu beigetragen hatte, alles zu einem guten Ende zu bringen. Die Polizei war damals nicht begeistert gewesen von der Vorgehensweise des Frankfurters, doch schließlich hatte das Ergebnis gezählt.
    Karlo war traditionell ziemlich pleite, überlegte Paul. Er würde ganz bestimmt Interesse haben, ihn bei einigen Arbeiten zu unterstützen. Und nebenbei ein paar steuerfreie Euro zu kassieren. Karlo war immerhin ein passabler Handwerker. Na also, da war sie doch, die Lösung.
    Spätestens nächste Woche wollte er Karlo anrufen.
    Erleichtert wandte er sich wieder seiner eigentlichen Arbeit zu. Die Anzeige war noch nicht zu Ende formuliert, da klopfte es knapp an der Tür und Waldemar Borek trat ins Zimmer. Borek hasste seinen Vornamen, ja, fast schämte er sich dafür. Spätestens seitdem er beiläufig mitbekommen hatte, dass seine Mitarbeiter ihn untereinander „Waldi“ nannten, war er verärgert.
    Denn Borek war der Chef.
    Seit er die Firma von seinem Vater übernommen hatte, tat er das im Übermaß, was man umgangssprachlich mit „den Chef rauskehren“ umschrieb. Trotzdem wusste man in der Firma genau, dass der alte Chef noch immer mit Argwohn beäugte, wie sein Sohn nun die Geschäfte führte.
    Der stämmige Mann stand vor Paul und schaute ihn fordernd an. Seine wallende Frisur thronte wie aus Stein gemeißelt auf seinem breiten Kopf. Dieser Eindruck wurde durch die eisgraue Farbe eindrucksvoll unterstützt. Trotz seiner erst knapp vierzig Jahre hatten Boreks lange drahtige Haare ihre ursprünglich schwarze Farbe fast völlig eingebüßt. Hätte Paul ihn unbekannterweise in Kleinsassen gesehen – er hätte ihn für einen Künstler gehalten.
    „Was macht die Anzeige für das Schlösschen? Die muss heute noch mit den anderen an die Fuldaer Zeitung, die Rundschau und die Allgemeine raus. Sie wissen ja, der Redaktionsschluss ist immer um …“
    Er unterbrach seine Forderung unwillig, als das Handy losdudelte.
    „Wohnen mit Flair in Fulda, Borek?“
    Waldi lauschte einen Moment. Währenddessen wurde seine Miene immer unwilliger, bekam einen beinahe angeekelten Ausdruck.
    „Nein, Herr Wegener, nein, so geht das nicht! Sie können doch nicht … ich sage Ihnen doch … das können Sie nicht machen! Das ist nicht Ihr Ernst!“
    Borek war blass geworden. Der andere Teilnehmer sprach augenscheinlich weiter. Borek schien nachzugeben.
    „Also gut, Herr Wegener. Ich komme vorbei und schau mir das an. Wann? Na gut. Bis dann.“
    Paul hatte den Kopf gehoben und fixierte seinen Vorgesetzten.
    „Ärger, Chef?“
    „Nein, nein, es ist nichts, alles okay“, antwortete Waldemar Borek fahrig und verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort.

Freitag, 9. Oktober
3
    Karlo wollte schon wieder auflegen, als es leise knackte und eine metallisch klingende Stimme sich knapp meldete:
    „Ja?“
    „Hallo, mein Name ist Kölner. Ich habe Ihre Nummer von einem Bekannten. Es geht um die Wohnung in Alt-Fechenheim. Ich hätte da Interesse und …“
    „Von wem haben Sie meine Telefonnummer?“
    „Von Herrn Sauer, der sagte mir …“
    „Kenne keinen Sauer!“
    Freundlich ist etwas anderes, dachte Karlo und startete einen neuen Versuch.
    „Aber ich habe doch hier einen Zettel mit …“.
    „Moment mal, was sagten Sie? Sie heißen Kölner? Doch nicht etwa Karlo Kölner?“
    „Ja, schon, aber woher …“
    „Mensch, Karlo, altes Haus, also so was! Na klar doch, komm vorbei. Das passt ja! Ich glaubs ja nicht!“
    Das klang zwar schon besser, Karlo war jedoch sichtlich überfordert und stammelte verwirrt zurück.
    „Heißt das, ich kann die Wohnung haben? Kennen wir uns? Außerdem hab ich doch keine Ahnung, ob mir die Miete nicht zu hoch ist.“
    Viele Fragen. Er legte eine kurze Pause ein.
    „Aber gut, ich hätte jetzt Zeit. Oder lieber morgen?“
    „Wie – du kennst mich nicht? Hat dir der Blödmann denn nicht auch meinen Namen … ach egal, dann wirds eben eine Überraschung für dich! Jetzt gleich wäre übrigens okay. Du wirst schon sehen … ich bin gerade in der Wohnung. Wann kannst du da sein?“
    „In einer halben Stunde? Ist das in Ordnung? Ach ja, welche Hausnummer ist das überhaupt? Und wo soll ich klingeln?“
    Zwanzig Minuten später rollte ein überaus neugieriger Karlo Kölner auf seinem Fahrrad über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher