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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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den Heizkörper gefesselt worden. Erleichtert begrüßte er Karlo.
    „Na endlich. Hast ja ganz schön lange gebraucht.“
    Nur einige Minuten später hatten Einser und der Unbekannte die Rollen getauscht. Der Mann saß neben dem Heizkörper und diesmal fixierten die Handschellen den Richtigen ans Heizungsrohr. Fragen wollte er nicht beantworten, er hatte auf stumm geschaltet. Nun, damit sollte Gehring sich befassen.
    Dann kam Karlo zum Wesentlichen. Er wandte sich der Witwe zu. Seine Stimme klang scharf.
    „Jetzt bitte keine langen Spielchen, Frau Wurm. Wo ist das Geld?“
    Die Frau zögerte nur kurz.
    „In seinem Zimmer.“
    Sie nickte in Richtung des Arbeitszimmers.
    „Dann kommen Sie bitte mit. Bringen wir es hinter uns.“
    Sie lief zur Tür und verschwand im Zimmer ihres toten Mannes. Einser wollte es ihr gleich tun. Karlo hielt ihn zurück.
    „Pass du auf den Mistkerl auf, dass er keinen Unsinn macht.“
    „Aber …“
    „Vertrau mir einfach.“
    Einser ließ sich unwillig in einen Sessel fallen. Er kannte Karlo. Irgend etwas Krummes hatte er vor. Er ließ es darauf ankommen.
    „Dann tu eben, was du nicht lassen kannst.“
    Karlo betrat das Arbeitszimmer und schloss die Tür.
    Beate Wurm erwartete ihn schon mit einer schwarzen DIN-A4-Ledermappe in der Hand und hielt sie ihm hin.
    „Hier. Es fehlt nichts.“
    Karlo nahm die Mappe an sich und zog den Reißverschluss auf. Er griff hinein, zog einige Bündel Geldscheine hervor und zählte sie durch. Dann blickte er auf.
    „Fünfundsiebzigtausend. Nicht schlecht.“
    „Ich hätte das Geld wirklich brauchen können. Wir hatten ja fast nichts. Alfons hat kaum was verdient. Und jetzt, wo er tot ist …“ Sie ließ den Rest im Raum stehen.
    Karlo kratzte sich am Kopf.
    „Weiß der Kerl da draußen, wie viel in der Mappe war?“
    „Nein, das kann eigentlich nicht sein. So viel Zeit hatten die am Freitagabend gar nicht. Wieso?“
    „Die? Wer sind
die
?“ Karlo formulierte eine Gegenfrage.
    „Sind Sie von der Polizei?“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann erzähle ich Ihnen, wie es war.“
    „Okay. Aber erst machen wir ein Geschäft.“
    „Was für ein Geschäft?“
    „Abwarten!“
    Karlo zählte erst fünfzehntausend Euro ab, dann weitere zehntausend, die er mit einer schellen Bewegung in der Hosentasche verschwinden ließ. Die fünfzehn Riesen klopfte er zu einem glatten Stapel und ging zum Bücherregal. Mit einem Finger fuhr er die mittlere Reihe entlang, dann griff er ins Regal und zog einen schmalen schwarzen Band hervor. Er schaute auf den Titel.
Die Leiche am Eisernen Steg
.
    „Ah, hier, das passt doch“, grinste er. Mit einem Seitenblick auf Beate Wurm stopfte er das Geld ins Buch und stellte es zurück ins Regal.
    „Sie werden’s brauchen können, vermute ich.“
    „Sie sind wirklich nicht von der Polizei!“
    „Nein, wirklich nicht. Sie werden mich doch nicht verraten?“
    „Aber nein, ganz bestimmt nicht! Und vielen Dank.“
    „Schon gut. Ich nehme trotzdem an, dass Sie nicht ganz ungeschoren davonkommen werden.“
    „Das befürchte ich auch.“
    „Kommen Sie, bitte.“
    Karlo öffnete die Tür und winkte Wurms Witwe zurück ins Wohnzimmer.
    „Also, das finde ich unglaublich“, schäumte Karlo und bedachte den gefesselten Mann an der Heizung mit einem bösen Blick. „Wegen lumpiger fünfzigtausend Euro bringen Sie einen Menschen um?“
    Beate Wurm schaute Karlo erst verdutzt an, dann huschte ein kleines, kaum wahrnehmbares Lächeln über ihr Gesicht. Einser registrierte dies argwöhnisch, enthielt sich aber jeden Kommentars.
    –
    „Die fünfzigtausend geben Sie bitte gleich meinem Kollegen Reichard, Herr Kölner. Nicht, dass noch einer der Anwesenden auf dumme Gedanken kommt.“
    Karlo fuhr herum, als er Gehrings Stimme vernahm.
    „Herr Hauptkommissar!“
    Karlo brauchte die Überraschung nicht zu spielen.
    „Sie kommen gerade richtig. Unsere Arbeit ist getan, Sie müssen nur noch zugreifen.“
    „Schau an“, ergriff Georg Gehring das Wort, als er den Mann an der Heizung entdeckte. „August Siebert. Ich kann Ihnen sagen, Herr Siebert, Ihr Schiffsführer hat händeringend auf Sie gewartet. Wären Sie nur brav zur Arbeit gegangen. Sie hätten dann das Geld zwar auch nicht, aber wir wären wahrscheinlich niemals draufgekommen, was wirklich passiert ist.“
    Beate Wurm spielte Karlos Karten aus.
    „Und ich wäre um fünfzigtausend Euro reicher. Und hätte trotzdem niemandem etwas getan.“
    „Es kommt eben, wie es kommt“,
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