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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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an zu schimpfen.
    „Autsch! Mann, Zecke! Nun pass doch auf, wo du hinläufst.“
    Pauls getigerter Kater Zecke hatte einen hinterhältigen Angriff auf ihre Füße gestartet. In aller Freundschaft natürlich. Der Kater fühlte sich wohl bei Sina und fand sich daher oft bei Pauls Nachbarin ein. Ein wenig geschmeichelt von dieser unverhohlenen Zuneigung verwöhnte sie den verfressenen Kerl immer wieder mit Leckereien, während Paul sich wunderte, dass die Figur seines kleinen Freundes immer stattlicher wurde.
    Sie schüttelte den getigerten Kater ab, der sich sogleich wieder näherte und seinen Kopf besitzergreifend an ihren Waden rieb.
    „Schschsch!“
    Dieses Geräusch verstand Zecke gut. Er duckte sich erschrocken weg und verzog sich widerwillig ins Wohnzimmer, wo er sich auf einem Sessel zusammenrollte.
    Sina schnappte sich die Schüssel erneut. Geschickt gab sie die ersten Teigflecken ins heiße Öl, was von einem scharfen Zischen quittiert wurde. Dann drehte sie die Hitze etwas herunter. Mit dem Duft der langsam knusprig bräunenden Kartoffelmasse breitete sich eine angenehme Behaglichkeit in der Küche aus.
    Sina wohnte schon seit ein paar Jahren in der Rhön. Seitdem ihr damaliger Lebensgefährte sie verlassen hatte, war sie keine Beziehung mehr eingegangen. Einerseits hatte sie sich an das Single-Dasein gewöhnt, andererseits vermisste sie die Vorzüge einer vertrauensvollen Bindung. Diese Erkenntnis erfasste sie in der letzten Zeit immer stärker.
    Plötzlich kam ihr wieder Paul in den Sinn und sie wunderte sich darüber. Vom optischen Eindruck traf Paul überhaupt nicht ihren Geschmack und war das krasse Gegenteil ihres ehemaligen Freundes, eines Machos erster Güte. Doch Paul war eine Art menschliches Gesamtkunstwerk. Seine sanfte Art, die Dinge anzugehen und trotz aller Zurückhaltung damit Erfolg zu haben, imponierte nicht nur ihr. Auch beruflich kam er erstaunlich gut damit voran im Haifischbecken des Immobiliengeschäftes. Bei allem, was er tat, gewann man das Gefühl, er tue es mit Freude. Zudem – und vielleicht auch deswegen – war er ein begnadeter Koch.
    Als es an der Tür klingelte, erwachte Sina verwirrt aus ihrem romantisch gewürzten Pragmatismus. Sie verzog ärgerlich das Gesicht, als sie den Qualm aus der schmiedeeisernen Pfanne aufsteigen sah. Der Geruch angebrannter Kartoffeln stach scharf in ihre Nase. Zu spät.
    Sie riss die Pfanne von der Herdplatte, drehte die Hitze ab, ging an die Tür, öffnete. Und zuckte zusammen.
    Paul!
    Pauls Herz schlug bis zum Hals. Wie jedes Mal, wenn er vor Sinas Tür stand. Einen Augenblick dachte er, sie hätte ihn nicht gehört, und wollte soeben ein zweites Mal klingeln, als sich die Tür öffnete. Sinas Überraschung und ihr anfänglicher Versuch, etwas zu sagen, blieben ihm nicht verborgen. Sie schluckte schwer und blieb reglos und mit offenem Mund im Türrahmen stehen. Paul bemerkte ihre seltsame Reaktion, konnte sie aber nicht recht einordnen und schaute seine Nachbarin fragend an.
    Als sie immer noch nicht reagierte, wedelte er etwas verlegen mit dem grünen Umschlag und überlegte, wie er anfangen sollte. Dann hob er die andere Hand, die eine bauchige Flasche aus Weißglas umklammerte. Das goldenene Etikett wirkte exklusiv und der Inhalt schimmerte Sina verführerisch lachsrosa entgegen.
    Sina lächelte verlegen und winkte Paul wortlos ins Haus. Paul trat ein und schnupperte. Etwas schien angebrannt zu sein. Kurzerhand schob er Sinas seltsame Reaktion bei der Begrüßung dem kleinen kochtechnischen Malheur in die Schuhe, das ihr unterlaufen war.
    „Magst du auch ein paar Kartoffelpuffer? Ich habe sie genau nach deinem Rezept gemacht. Die ersten sind mir leider angebrannt. Ich habe wohl ein wenig geträumt …“
    Sie schaute ihn eine Spur tiefgründiger an, als es eine Handvoll angebrannter Kartoffelpuffer rechtfertigte. Doch Paul winkte mit verlegener Fröhlichkeit ab.
    „Ach, das macht doch überhaupt nichts. Das passiert mir auch schon mal. Glaub mir, ich träume manchmal den ganzen Tag.“
    Den Zusatz
von dir
verkniff er sich verschämt. Wie schon so oft. Obwohl ihn eigentlich kein großer Hunger plagte, schob er freudig nach: „Kartoffelpuffer? Na klar, gerne. Aber warte, ich besorge uns noch eine passende Beilage.“
    Er schaute prüfend zum Herd: „Mach ruhig weiter, ich bin sofort wieder da.“
    Keine fünf Minuten später stand er wieder in der Küche. In der Hand hielt er eine flache blaue Dose mit weiß-schwarzer Aufschrift. In der
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